Xiaomi Pad 6S Pro 12.4 im Test: Multimedia, Stifteingabe und Kamera

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Michael Schäfer
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Ausgeprägte Multimedia-Fähigkeiten

Dass sich ein Tablet wie das Pad 6S Pro mit seinem großen Display nicht nur für Büro-Anwendungen, sondern auch für Multimedia-Inhalte eignet, dürfte auf der Hand liegen. Hier lässt sich der chinesische Hersteller ebenfalls nicht lumpen. So eignet sich das farbenfrohe Display vor allem für die Wiedergabe von Filmen, dank der hohen Auflösung sogar in nahezu 4K. Ob dieses Plus aufgrund des geringen Abstandes zwischen Nutzer und Bildschirm überhaupt stark genug ins Gewicht fällt und den Mehraufwand an Rechenleistung sowie die größere Datei, die durch die fehlende Unterstützung von Speicherkarten und den dadurch limitierten Speicher noch mehr zum Tragen kommt, allerdings Wert ist, muss jeder Nutzer für sich selbst entscheiden. Hinsichtlich der DRM-Maßnahmen werden alle gängigen Streaming-Dienste unterstützt.

Die gleiche Aussage kann für Spiele getroffen werden. Wie bereits geschrieben, kommt das Pad 6S Pro auch mit aufwendigen Titeln bei hohem Detailgrad bestens zurecht und gibt sich somit hier ebenso wenig eine Blöße.

Die Lautsprecher des Xiaomi Pad 6s Pro 12.4 liefern für ihre Größe einen guten Klang
Die Lautsprecher des Xiaomi Pad 6s Pro 12.4 liefern für ihre Größe einen guten Klang

Etwas differenzierter sind die verbauten und Dolby-Atmos-zertifizierten Lautsprecher zu betrachten. Hier spricht Xiaomi von sechs integrierten Einheiten, wobei die beiden unteren eher als ein Zwei-Wege-System mit zusätzlichem Hochtöner zu verstehen sind. Für die Gehäusegröße liefern sie einen respektablen Klang mit einem Hauch von Bass – allerdings nur dann, wenn das Tablet völlig frei steht. Bei normalem Halten werden, wie es bei dieser Positionierung üblich ist, die beiden unteren Lautsprecher von den Händen verdeckt, was die Klangmöglichkeiten hörbar einschränkt. Erschwerend kommt hinzu, dass der Hersteller die etwas besser ausgestatteten Einheiten unten, also genau auf Höhe besagter Hände, platziert. Beide getauscht, wären die Einbußen geringer ausgefallen. Auch die Möglichkeit zur manuellen Deaktivierung der unteren Klanggeber hätte unter Umständen einen positiven Effekt erzielt.

Gute Stifteingabe dank funktionsreichem Stylus

Stifteingaben gehören bei Tablets mittlerweile zum guten Ton und sind daher nichts Besonderes mehr. In den meisten Fällen sind die damit verbundenen Möglichkeiten gleich. Etwas aus der Masse heraus sticht hier Samsung: Der Konzern hat seinen Stylus in eine Art bewegungs- und gestenabhängige Fernbedienung verwandelt.

Das Pad 6s Pro 12.4 bietet viele nützliche Werkzeuge – wie unter anderem die integrierte Notiz-App
Das Pad 6s Pro 12.4 bietet viele nützliche Werkzeuge – wie unter anderem die integrierte Notiz-App

Diese Funktionen unterstützt der Focus Pen des Pad 6S Pro zwar nicht, dennoch hat Xiaomi ihn mit nennenswerten Features ausgestattet, wobei sich auch die technischen Eigenschaften sehen lassen können. So bietet der Stylus nicht die üblichen 4.096 Druckstufen, sondern deren 8.192, wobei die Abtastrate bei 240 Hz liegt. Zusammen mit dem 144-Hz-Display ergibt sich daraus ein sehr gutes Schreibgefühl mit einer niedrigen Latenz von 3 ms und daher auch einem geringen Versatz zwischen der Stiftspitze und der Umsetzung auf dem Display. Die glatte Oberfläche des Bildschirms vermittelt jedoch ein etwas anderes Gefühl als beim Schreiben auf einem Blatt Papier. Nach einer gewissen „Eingewöhnungszeit“ dürfte dies aber nur noch den wenigsten Nutzern auffallen. Verbunden ist der Stylus mit dem Tablet per Bluetooth. Zum Koppeln oder Laden muss dieser lediglich an der oberen Seite des Gehäuses angeheftet werden, wo er magnetisch gehalten wird.

Der Focus Pen liefert ein gutes Schreibgefühl
Der Focus Pen liefert ein gutes Schreibgefühl

Im Gegensatz zu anderen Herstellern verfügt der Focus Pen über drei Tasten, die mit unterschiedlichen Funktionen belegt sind: Schreiben, Bildschirmfoto und (oberster Taster) Spotlight. Die Spotlight-Taste ist vor allem für Präsentationen gedacht und vereint einen virtuellen Laserpointer, um auf bestimmte Stellen hinzuweisen, und einen Highlighter, um gewünschte Bereiche zu markieren, mit Anmerkungen zu versehen und sie direkt wieder zu löschen sowie um Bereiche hervorzuheben. Durch gleichzeitiges Drücken der Tasten „Schreiben“ und „Screenshot“ kann eine Seite weitergeblättert werden. Die Taste kann auch als Fernauslöser für die Kamera verwendet werden.

Mit den drei Tasten des Focus Pen lassen sich viele sinnvolle Funktionen aufrufen
Mit den drei Tasten des Focus Pen lassen sich viele sinnvolle Funktionen aufrufen

Wird der „Schreiben“-Knopf länger gedrückt, öffnet sich automatisch Xiaomis Zeichen-App „Mi Canvas“, mit der sich eigene Skizzen auf virtuelles Papier bringen lassen. Aber auch die Notizen-App hat einige interessante Funktionen zu bieten, darunter eine im Test sehr gut funktionierende Schrifterkennung, die das Geschriebene bei vernünftiger Handschrift zuverlässig in formatierbaren Text wandelte. Die mittlerweile üblichen Gesten zum Löschen, Einfügen oder Kopieren von Wörtern oder ganzen Satzteilen gehören hier ebenso zum Funktionsumfang.

Kamera mit kleinen Schwächen

Auch die Kameras wurden mit dem neuen Pad 6S Pro aufgewertet: So verfügt es nun über eine vordere Aufnahmeeinheit mit einer Auflösung von 32 MP. Sie weist neben den gängigen Funktionen eine FocusFrame-Technologie auf, mit der sich die im Bild befindliche Person stets im Mittelpunkt befindet – egal wie sie sich bewegt. So zumindest die Werbung. In der Realität kann das Feature zwar überzeugen, ist aber natürlich gewissen Grenzen unterworfen – zu sehr sollte sich die aufzunehmende Person nicht vom Mittelpunkt entfernen. Bei Video-Chats kann das FocusFrame die Aufnahme hingegen sinnvoll unterstützen. Ändert sich die Anzahl der Teilnehmer, vergrößert sich auch der Blickwinkel der Kamera, sodass die zusätzlichen Personen ebenfalls auf dem Bild Platz finden.

Videos können mit der Kamera mit bis zu 1080p bei 30 FPS übertragen beziehungsweise aufgezeichnet werden. Bei Selbstaufnahmen kann das Display zudem als Lichtquelle dienen.

Die Hauptkamera hingegen besteht aus einer Aufnahmeeinheit mit einer Auflösung von 50 MP und einer Kamera für die Tiefenschärfe mit 2 MP und zeichnet Videos mit einer Auflösung von bis zu 4K bei 60 FPS auf. Zur Unterstützung steht außerdem ein LED-Blitz bereit, dessen Möglichkeiten allerdings sehr begrenzt sind – sind die Lichtverhältnisse schlecht, kann auch dieser nicht wirklich etwas korrigieren. Einzige Ausnahme stellen Motive dar, die sich unmittelbar direkt vor der Kamera befinden – darunter auch Dokumente, die digital weiterverarbeitet werden sollen. Doch hier ist eine einigermaßen helle Umgebung ebenfalls der bessere Ausgangspunkt.

Xiaomi Pad 6s Pro 12.4 im Test – Kamera

Bei ausreichendem Licht wirken die mit der Kamera aufgenommenen Bilder farblich oft stark überzeichnet und damit etwas unnatürlich – vor allem in den hellen Bereichen. Mit abnehmender Helligkeit nimmt dann auch das Bildrauschen stetig zu. Im Übrigen sollte Xiaomi bei einzelnen Kamera-Einstellungen nachbessern. So kann der Porträt-Modus nicht immer gut zwischen Vorder- und Hintergrund unterscheiden, was zu sehr seltsamen Kompositionen führt.

Bei Kameraaufnahmen eines Smartphones würden diese Ergebnisse sicherlich Kritikpunkte darstellen, für ein Tablet können sich die Bilder hingegen durchaus sehen lassen. Dennoch dürfte wohl nur selten mit einem solch großen Tablet auf Bildersafari gegangen werden, was das Ergebnis wieder ein wenig relativiert.

Als Codecs für die Videoaufnahmen stehen wiederum H.264 für eine bessere Kompatibilität mit Abspiel- und Schnittprogrammen sowie H.265 für eine effizientere Datenreduktion und damit eine geringere Dateigröße zur Verfügung.