AMD Ryzen AI 300: Zen-5(c)-APU mit RDNA 3.5 und 50-TOPS-NPU für den Copilot+
Neben Ryzen 9000 mit Zen-5-Kernen für Desktop-PCs hat AMD zur Computex auch die neuen mobilen Zen-5(c)-APUs „Strix Point“ alias Ryzen AI 300 vorgestellt. Die Serie kommt mit einer 50 TOPS starken NPU für den Microsoft Copilot+ und setzt für die bis zu 16 CU starke iGPU erstmals die optimierte RDNA-3.5-Architektur ein.
Bis zu 4 Zen-5-Kerne + 8 Zen-5c-Kerne
Seit Ryzen 5000 Mobile aus dem Jahr 2021 bieten AMD mobile Prozessoren maximal 8 Kerne, mit Strix Point sind es ab sofort bis zu 12 (+50 Prozent). Vier davon setzen wie Ryzen 9000 auf die Zen-5-Architektur, die bei den Desktop-CPUs laut AMD im Durchschnitt rund 16 Prozent mehr Leistung pro Takt bietet (mehr Details zu Zen 5). Spezifische Aussagen zum Fortschritt auf den APUs gibt es nicht.
Acht weitere nutzen wiederum den kompakteren Zen-5c-Kern, wie sie auch Turin Dense einsetzt, aber nicht Ryzen 9000. Die Anzahl „großer“ Kerne ist also gefallen.
Beim Turbo-Takt der großen Zen-5-Kerne geht es auch im Notebook nicht weiter hinauf, gegenüber den Topmodellen mit Phoenix/Hawk Point fehlen sogar 100 MHz. Die TDP bleibt mit 28 Watt als Standard und einem offiziellen Rahmen von 15 bis 54 Watt gleich. Im Desktop ist sie mit Ausnahme des Topmodells Ryzen 9 9950X mit dem Wechsel auf Zen 5 leicht gesunken, doch die Strix-Point-APUs bringen eben auch deutlich mehr Ausführungseinheiten mit.
Der Basis-Takt der neuen APU fällt mt 2,0 GHz deutlich niedriger als zuvor aus. Das dürfte zu einem Teil der identischen TDP bei gleichzeitig mehr Einheiten, zu einem anderen Teil aber auch den Zen-5c-Kernen zuzuschreiben sein.
Bis zu 16 CU auf Basis von RDNA 3.5
Nicht nur der CPU-Komplex legt zu, auch die iGPU wird mit Strix Point ausgebaut: 16 statt vormals 12 CUs (+33 Prozent) und damit 1.024 statt 768 Shader werden geboten. Doch auch die zugrundeliegende Architektur hat ein Update erfahren: Statt RDNA 3 kommt RDNA 3.5 zum Einsatz, über die darin umgesetzten Veränderungen verlor AMD allerdings kein Wort und das gilt auch für die GPU-Taktraten.
Gerüchte besagen, dass RDNA 3.5 schon Neuerungen, die die Raytracing-Kerne mit RDNA 4 erfahren werden, umfasst. Bestätigt hat das AMD nicht, in Taipeh wurde lediglich auf „Verbesserungen bei Leistung und Stromverbrauch“ verwiesen.
Die neue Variante mit 16 CUs hört auf die neue Bezeichnung Radeon 890M, die mit 12 CU auf die Bezeichnung Radeon 880M (analog 780M und 680M mit 12 CUs zuvor).
Die stärkste NPU auf dem Markt
Bis zu 33 Prozent mehr Shader, bis zu 50 Prozent mehr Kerne – Strix Point setzt sich bereits in diesen zwei Punkten deutlich von Phoenix (Ryzen 7000 Mobile) respektive dem Refresh Hawk Point (Ryzen 8000 Mobile) ab. Doch der für AMD wichtigste Fortschritt gebührt einer Funktionseinheit, die vor zwei Jahren in der Windows-Welt noch niemand auf dem Zettel hatte: Der Neural Processing Unit (NPU).
Dieser dedizierte AI-Beschleuniger erlangt mit der AI-Welle und insbesondere mit Microsofts Entscheidung, nur auf Systemen mit einer ausreichend starken NPU den neuen KI-Assistenten Copilot+ freizugeben, zu entscheidender Bedeutung – erst Recht für AMD und Intel.
Denn am 18. Juni kommen zuerst Notebooks mit neuem Qualcomm Snapdragon X Elite/Plus in und Windows 11 24H2 on Arm mit Copilot+ auf den Markt, deren NPU 45 TOPS bietet. Intel (Meteor Lake 11 TOPS) und AMD (Phoenix 10 TOPS/Hawk Point 16 TOPS) waren bisher nicht schnell genug für Microsoft.
Mit Strix Point ändert sich das, denn dieses SoC liefert auf Basis der XDNA-2-Architektur laut AMD jetzt 50 TOPS und damit genug um den Copilot+-PC-Status zu erlangen. Mehr als genug sogar, denn der bisherige Spitzenreiter Snapdragon X (45 TOPS) und Intels zur Computex erwartete Lunar-Lake-Architektur (voraussichtlich ebenfalls 45 TOPS) bieten weniger. Gegenüber Phoenix mit XDNA liegt dabei nicht nur die Leistung fünf Mal so hoch, auch die Effizienz wurde verdoppelt; heißt im Umkehrschluss aber auch, dass es die 50 TOPS nicht zum Verbrauch der 10 TOPS gibt.
Auch bei der Verarbeitung von AI-Lasten mit 16 Bit Genauigkeit (FP) sieht sich AMD in Führung, denn die XDNA-2-NPU kann bei 16-Bit-Genauigkeit dieselbe Leistung liefern wie bei 8 Bit (INT) – das Stichwort lautet „Block FP16“.
AMD gibt an, dass auch XDNA 2 noch auf der eigenen Architektur beruht, mit dem Kauf von Xillinx erworbene Technologie stecke noch nicht dahinter. Wie viel das Gespann aus CPU, GPU und NPU bei Strix Point in AI-Anwendungen leisten kann, ist noch nicht bekannt.
Zwei Topmodelle zum Start
Größere Zen-5-CPU, größere RDNA-3.5-GPU und schnellere XDNA-2-NPU - damit sind Grundzüge der Strix-Point-Architektur umrissen. Und welche Produkte leitet AMD daraus ab?
Ryzen AI 9 HX 370 & Ryzen AI 9 365
Zum Start sind es zwei absolute Topmodelle über dem aktuellen Phoenix- und Hawk-Point-Aufgebot: Ryzen AI 9 HX 370 und Ryzen AI 9 365.
Beide APUs bieten mehr Kerne als das bisherige Flaggschiff (370: 4× Zen 5 + 8× Zen 5c, 365: 4× Zen 5 + 6× Zen 5c) und im Falle des Ryzen AI 9 HX 370 auch die deutlich größere GPU, beim kleineren Ryzen AI 9 365 wird das bisherige Spitzenniveau gehalten. Die TDP liegt bei 28 Watt, kann aber auch bis hinunter auf 15 und bis hinauf auf 54 Watt konfiguriert werden.
Technische Eckdaten im Überblick
Modell | Architektur | Kerne/ Threads |
Basistakt | Turbotakt | Grafik | Grafiktakt | L2- + L3-Cache | TDP | NPU |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Ryzen AI 9 HX 370 | Zen 5 + Zen 5c | 12/24 | 2,0 GHz | 5,1 GHz | RDNA 3.5, 16 CUs | 2,9 GHz | 36 MB | 28 Watt | 50 TOPS |
Ryzen AI 9 365 | Zen 5 + Zen 5c | 10/20 | 2,0 GHz | 5,0 GHz | RDNA 3.5, 12 CUs | 2,9 GHz | 34 MB | 28 Watt | 50 TOPS |
Ryzen 9 8945HS | Zen 4 | 8/16 | 4,0 GHz | 5,2 GHz | RDNA 3, 12 CUs | 2,8 GHz | 24 MB | 45 Watt | 16 TOPS |
Ryzen 9 7940HS | 35+ Watt | 10 TOPS | |||||||
Ryzen 7 8845HS | 3,8 GHz | 5,1 GHz | 2,7 GHz | 45 Watt | 16 TOPS | ||||
Ryzen 7 8840HS | 3,3 GHz | 5,1 GHz | 2,7 GHz | 28 Watt | 16 TOPS | ||||
Ryzen 7 7840HS | 3,8 GHz | 5,1 GHz | 2,7 GHz | 35+ Watt | 10 TOPS | ||||
Ryzen 5 8645HS | 6/12 | 4,3 GHz | 5,0 GHz | RDNA 3, 8 CUs | 2,6 GHz | 22 MB | 45 Watt | 16 TOPS | |
Ryzen 5 8640HS | 6/12 | 3,5 GHz | 4,9 GHz | RDNA 3, 8 CUs | 2,6 GHz | 28 Watt | 16 TOPS | ||
Ryzen 5 7640HS | 4,3 GHz | 5,0 GHz | 35+ Watt | 10 TOPS | |||||
Ryzen 7 8840U | 8/16 | 3,3 GHz | 5,1 GHz | RDNA 3, 12 CUs | 2,7 GHz | 24 MB | 28 Watt | 16 TOPS | |
Ryzen 7 7840U | 15 – 30 Watt | 10 TOPS | |||||||
Ryzen 5 8640U | 6/12 | 3,5 GHz | 4,9 GHz | RDNA 3, 8 CUs | 2,6 GHz | 22 MB | 28 Watt | 16 TOPS | |
Ryzen 5 7640U | 15 – 30 Watt | 10 TOPS | |||||||
Ryzen 5 8540U | Zen 4 + Zen 4c | 3,2 GHz | 4,9 GHz | RDNA 3, 4 CUs | 2,5 GHz | 22 MB | 28 Watt | – | |
Ryzen 5 7540U | 15 – 30 Watt | – | |||||||
Ryzen 3 8440U | 4/8 | 3,0 GHz | 4,7 GHz | 12 MB | 28 Watt | – | |||
Ryzen 3 7440U | 15 – 30 Watt | – |
Ab Juli in über 100 Designs
Noch im Juli und damit nicht lange nach Qualcomms Auftakt am 18. Juni will AMD mit den Partnern Acer, Asus, HP, Lenovo und MSI erste Strix-Point-Notebooks mit Ryzen AI 300 und Windows Copilot+ auf den Markt bringen. Über 100 Design-Wins habe man bereits erzielen können.
Von Asus und MSI stellt AMD konkret 12 verschiedene Notebooks in Aussicht, acht davon mit 16-Zoll-Display:
- Asus Zenbook S 16
- Asus Vivobook S 14, S 15 und S 16
- Asus ProArt P16 und X13
- Asus ROG Zephyrus G16
- Asus TUF Gaming A14 und A16
- MSI Summit A16 AI+
- MSI Stealth A16 AI+
- MSI Prestige A16 AI+
Bleibt die Frage, wann Intel mit Lunar Lake wirklich starten wird. Im Vorfeld der Messe hatte es Q3 geheißen, mit Verfügbarkeit im Handel „vor dem Weihnachtsgeschäft“.
Ryzen AI 300 im Podcast
Die Vorstellung von AMD Ryzen AI 300 ist dieser Woche auch Thema im ComputerBase-Podcast CB-Funk #72 gewesen (ab Minute 21:20):
ComputerBase hat Informationen zu diesem Artikel von AMD unter NDA erhalten. Die einzige Vorgabe war der frühestmögliche Veröffentlichungszeitpunkt.
Die ursprünglich in der Nacht zu Montag publizierte Meldung hatte die Tatsache, dass Strix Point eine Kombination aus Zen-5- und Zen-5c-Kernen nutzt, unterschlagen. Das ist seit Montagfrüh 8:15 Uhr behoben.