Arm vs. Qualcomm: Rechtsstreit schwelt, bedroht Copilot+ PCs aber (noch) nicht

Nicolas La Rocco
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Arm vs. Qualcomm: Rechtsstreit schwelt, bedroht Copilot+ PCs aber (noch) nicht

Seit knapp zwei Jahren schwelt ein Rechtsstreit zwischen Arm und Qualcomm, der sich mit der Übernahme von Nuvia durch Qualcomm und das Lizenzgeschäft mit Arm beschäftigt. Arm verlangt eine neue Lizenz von Qualcomm, das sich wiederum abgesichert sieht. Der Rechtsstreit läuft zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt.

Für den 18. Juni steht der Marktstart erster Copilot+ PCs von Acer, Asus, Dell, HP, Microsoft, Lenovo und Samsung an. 22 neue Notebooks setzen auf den Snapdragon X Elite oder Snapdragon X Plus von Qualcomm, der eine Custom-CPU-Mikroarchitektur auf Basis der Arm-ISA nutzt. Die Oryon getauften CPU-Kerne stammen ursprünglich von Nuvia, wo sie noch Phoenix hießen und im Server zum Einsatz kommen sollten. Nach der Übernahme von Nuvia durch Qualcomm ist daraus ein Design für Notebooks geworden.

Streit um die Lizenzen

Genau aus dieser Übernahme und der Umwidmung des Designs vom Server zum Notebook resultiert der seit Sommer 2022 schwelende Rechtsstreit. Arm argumentiert, dass Qualcomm die Lizenz hätte erneuern müssen, nachdem Nuvias Architekturlizenz ausschließlich für Nuvia bestimmt war und nach der Übernahme ein anderes Segment auserkoren wurde, für das die alte Lizenz ohnehin nicht gegolten hätte. Qualcomm wiederum argumentiert, dass es umfangreiche Lizenzen von Arm besitze, die auch Chips für das PC-Segment umfassen.

Arm verlangt weiterhin Zerstörung von Nuvia-Designs

Die ursprünglich an Nuvia herausgegebene Lizenz hat Arm bereits gekündigt und beharrt weiterhin auf der Position, dass die bisherigen Entwicklungen von Qualcomm allesamt gegen das eigene Lizenzmodell verstoßen. Arm fordert wie vor zwei Jahren die Zerstörung aller Nuvia-Designs, die von Arm-Technologien abgeleitet wurden.

Arm's claim against Qualcomm and Nuvia is about protecting the Arm ecosystem and partners who rely on our IP and innovative designs, and therefore enforcing Qualcomm's contractual obligation to destroy and stop using the Nuvia designs that were derived from Arm technology.

Arm

Start der Copilot+ PCs nicht gefährdet

Über der ersten Charge neuer Copilot+ PCs mit Qualcomm-Prozessoren und Windows on Arm hängt allerdings nicht wirklich ein Damoklesschwert, denn die entsprechenden Geräte sollen bereits ab dem 18. Juni auf den Markt kommen, das Gerichtsverfahren zwischen Arm und Qualcomm soll nach mehrfacher Verschiebung jedoch erst im Dezember dieses Jahres vor einem Gericht in Delaware beginnen.

Gefahren drohen später im Jahr

Sollte jedoch ein Urteil zugunsten von Arm gefällt werden, könnte dies das temporäre Aus für die Snapdragon-X-Prozessoren bedeuten und ein Verkaufsverbot entsprechender Notebooks nach sich ziehen. Beide Parteien könnten sich auch noch außergerichtlich einigen. Nur ein halbes Jahr nach dem Start stünde der Copilot+ PC mit Arm-Prozessor dann schon wieder vor einer größeren Hürde. Bei Microsoft könnte ein Urteil gegen Qualcomm ebenso für Probleme sorgen, da Copilot+ PCs zunächst nur mit Snapdragon-X-Prozessor angeboten werden, bevor im dritten Quartal auch AMD (Strix Point) und Intel (Lunar Lake) hinzustoßen. Microsoft geht von 5 Prozent Marktanteil für Arm-basierte Windows-PCs bis Ende dieses Jahres aus.

Weitere Anbieter von Arm-Prozessoren

Hinter Qualcomm stehen außerdem bereits die nächsten Anbieter für neue Arm-Prozessoren im Windows-Segment Schlange. Angeblich planen auch MediaTek und Nvidia neue SoCs für dieses Segment, die kommendes Jahr einsatzbereit sein sollen. Letzten Herbst kamen zudem Gerüchte auf, wonach auch AMD einen Arm-Prozessor planen könnte, um vor allem Intel in dem Segment Marktanteile abzunehmen.