Automatisiertes Fahren: Im BMW 7er treffen Level 2 und Level 3 erstmals aufeinander

Nicolas La Rocco
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Automatisiertes Fahren: Im BMW 7er treffen Level 2 und Level 3 erstmals aufeinander
Bild: BMW

Als weltweit erster Automobilhersteller hat BMW im aktuellen 7er die Genehmigung für Fahrerassistenzsysteme nach Level 2(+) und Level 3 im selben Fahrzeug erhalten. Damit lässt sich der Autobahnassistent mit beim Fahrer verbleibender Verantwortung bis 130 km/h und getrennt davon im Stau bis 60 km/h der Personal Pilot nutzen.

Der Autobahnassistent ist ein Assistenzsystem von BMW, das als Zusatzfunktion des Lenk- und Spurführungsassistenten auf einer Autobahn mit baulich voneinander getrennten Richtungsfahrbahnen bis 130 km/h eine dauerhaft freihändige Fahrt ohne Bedienung von Gas- oder Bremspedal ermöglicht und dabei ergänzend auch unter Einbeziehung des aktiven Spurwechselassistenten eigenständig Spurwechsel durchführen kann. Spurwechsel lassen sich zudem allein durch eine Blickbestätigung in den Außenspiegel initiieren. Neben dem 7er steht der Autobahnassistent auch im 5er (Test) zur Auswahl, wo er zur Vorstellung im Mai 2023 sogar zuerst verfügbar war.

Die Fahraufgabe bleibt beim Fahrer

Als Level 2 oder inoffiziell auch Level 2+ bezeichnet wird der Autobahnassistent aufgrund seiner beim Fahrer verbleibenden Verantwortung und zugleich gesteigerten Komfortfeatures. Zwar gibt es mit Händen und Füßen über einen längeren Zeitraum keinen Kontakt mehr zu Lenkrad und Pedalen und das Fahrzeug agiert eigenständig, doch der Blick muss stets auf das Verkehrsgeschehen gerichtet bleiben, was durch Kameras im Innenraum überprüft wird. Als Fahrer muss man zu jedem Zeitpunkt die Kontrolle über das Auto übernehmen können.

GIF Spurwechselassistent mit Blick-Bestätigung

Level 3 erlaubt Nebentätigkeiten

Anders sieht es beim Level 3 aus, dem der Personal Pilot im BMW 7er (Test) entspricht. Das Assistenzsystem ist analog zum Drive Pilot von Mercedes-Benz (Test) ein reiner Stauassistent auf Autobahnen, weil das Assistenzsystem nur bis 60 km/h vollständig die Fahraufgabe übernehmen kann. Der Fahrer gibt die Verantwortung damit an das Auto ab, sodass auch Nebentätigkeiten erlaubt sind. Anders als beim Level 2 muss das Verkehrsgeschehen nicht mehr überwacht werden, sodass Multimedia, Spiele, Browser, E-Mails und mehr auf dem Infotainmentsystem genutzt werden können – Funktionen, die während der Fahrt normalerweise gesperrt sind. Das Fahrzeug kann den Fahrer allerdings zur Übernahme auffordern, etwa in einer Baustelle oder bei sich verändernden Witterungsbedingungen. Im Gegensatz zu Level 2 ist hierfür aber eine Frist von mehreren Sekunden vorgesehen. Aufgrund der speziellen Auslegung des Level 3 ist kein fließender Übergang von „Level 0“ oder Level 2 auf Level 3 möglich, dafür gibt es eine dedizierte Taste auf dem Lenkrad. Bei Level 3 markiert die Farbe Türkis ein aktives System, bei Level 2(+) wird Grün genutzt.

Beide Assistenzsysteme im 7er verfügbar

Im BMW 7er trifft jetzt die Verfügbarkeit beider Fahrerassistenzsysteme aufeinander, sodass es nicht mehr zu einem „Entweder oder“ kommt. BMW hatte eine entsprechende Genehmigung beider Systeme in einem Auto seit Herbst 2023 angestrebt. Im Online-Konfigurator von BMW spiegelt sich die erfolgreiche Genehmigung bereits wider, denn dort sind sowohl für den 7er als auch für den i7 jeweils beide Assistenzsysteme auswählbar. Verfügbarkeit für den Autobahnassistenten gibt es in allen Fahrzeugvarianten, zusätzlich auch den Personal Pilot kann man im 7er ab dem Basismodell 750e xDrive (128.690 Euro), in der elektrischen Version jedoch erst ab dem i7 xDrive60 (139.900 Euro) bestellen. Im kleinsten i7 eDrive50 (115.700 Euro) steht nur der Autobahnassistent zur Auswahl.

Fahren mit Level 3 im BMW 7er
Fahren mit Level 3 im BMW 7er (Bild: BMW)

6.000 Euro für das Rundumpaket

Laut BMW belaufen sich die Kosten für die Kombination aus Autobahnassistent, Driving Assistant Professional und der Sonderausstattung Personal Pilot exklusiv in Deutschland auf insgesamt 6.000 Euro. Einzeln ließ sich der Autobahnassistent bislang für 990 Euro ordern, wobei dieser mit dem Driving Assistant Professional für 2.390 Euro einherging, sodass die Gesamtkosten bei 3.380 Euro lagen. Wählt man aktuell für 6.000 Euro den Personal Pilot aus, sind die zuvor genannten Sonderausstattungen bereits alle inkludiert.

Update für bereits ausgelieferte Fahrzeuge

Nachdem sich die gesamte Ankündigung bislang ausschließlich um Neufahrzeuge drehte, hat BMW auch für Besitzer bereits ausgelieferter Fahrzeuge gute Nachrichten im Gepäck: Wer die Luxuslimousine bereits mit der Sonderausstattung Personal Pilot sein Eigen nennen kann, erhält ab August die Möglichkeit den Funktionsumfang kostenlos um den Autobahnassistenten zu erweitern – ob per RSU (Remote Software Upgrade), das diese Funktion per OTA-Update hinzufügt, oder mittels Werktstattbesuch, das ließ sich noch nicht final klären.

ComputerBase hat Informationen zu diesem Artikel von BMW unter NDA erhalten. Die einzige Vorgabe war der frühestmögliche Veröffentlichungszeitpunkt.