Bye Bye ICQ: Der Urvater der Instant-Messenger ist nun Geschichte

Michael Günsch
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Bye Bye ICQ: Der Urvater der Instant-Messenger ist nun Geschichte
Bild: ICQ

Nach über 27 Jahren markiert der heutige Tag das endgültige Aus für den Instant-Messenger ICQ. In den 90er-Jahren war der Dienst praktisch konkurrenzlos und um die Jahrtausendwende mit über 100 Millionen Accounts Marktführer. Der Erfolg ließ aber in den letzten Jahren nach, die Konkurrenz war schlicht einen Schritt weiter.

Die Ära startete im Jahr 1996

Im November 1996 kam ICQ, ausgesprochen wie „I seek you“, also „Ich suche dich“, als erster und seinerzeit einziger Instant-Messenger für die Kommunikation im Internet auf den Markt. Viele werden sich noch an den charakteristischen Jingle „Uh oh“ erinnern, der beim Eintreffen einer neuen Nachricht erklang. Entwickelt wurde die Software von vier israelischen Studenten Amnon Amir, Yair Goldfinger, Arik Vardi und Sefi Vigiser, die dafür gemeinsam das Unternehmen Mirabilis gründeten. Ohne wirkliche Konkurrenz, komplett anonym und obendrein kostenlos erlangte ICQ schnell Verbreitung unter den Internet-Nutzern und auch die Aufmerksamkeit großer Firmen.

ICQ Messenger Version 99a für Windows 98
ICQ Messenger Version 99a für Windows 98 (Bild: IServerd.ru)

Und so kaufte bereits im Juni 1998 der seinerzeit größte Internetanbieter AOL das Startup Mirabilis samt ICQ. Gezahlt wurden zunächst 287 Millionen US-Dollar, später kamen 120 Millionen USD hinzu, sodass sich AOL die Übernahme insgesamt 407 Millionen US-Dollar kosten ließ. AOL selbst hatte im Jahr 1997 den Instant-Messenger AIM als Antwort auf ICQ herausgebracht. Microsofts MSN Messenger erschien im Juli 1999 deutlich später.

Accounts, Nutzer und ICQ-Nummern

Im Jahr 2001 verzeichnete ICQ bereits mehr als 100 Millionen registrierte Accounts. Jedem Account wurde eine einzigartige Identifikationsnummer, die ICQ-Nummer, zugeordnet. Da aber ein Anwender auch mehrere ICQ-Nummern verwenden konnte, stimmt die Anzahl der registrierten Accounts nicht mit der tatsächlichen User-Zahl überein, die folglich darunter lag.

Es ging nach Russland

Im April 2010 trennte sich AOL wieder von ICQ und verkaufte den Dienst an die russische Investmentfirma Digital Sky Technologies (DST). Laut russischen Medien wollte AOL 300 Millionen US-Dollar haben, bekam am Ende aber nur 187,5 Millionen Dollar. Auch der chinesische Internetriese Tencent sei interessiert gewesen. Zu der Zeit kam ICQ auf etwa 42 Millionen „Nutzer“ im Monat.

Die letzten Jahre

Nach 2010 gingen die Nutzerzahlen bei ICQ sowohl durch das Aufkommen sozialer Netzwerke wie Facebook und Twitter als auch durch direkte und modernere Messenger-Konkurrenz wie WhatsApp zurück. Der neue Besitzer aus Russland benannte sich zwischenzeitlich in Mail.ru um und etablierte eine Mobile-Version des auf dem Desktop groß gewordenen Programms. Während ICQ in der westlichen Welt immer mehr an Bedeutung verlor, blieb der Dienst in Russland und später China zunächst populär.

Im Jahr 2020 erfolgte ein Relaunch unter der Bezeichnung ICQ New. Dieser verhinderte nicht, dass der letzte Besitzer VK (ehemals Mail.ru) im Mai 2024 die Einstellung von ICQ für den heutigen 26. Juni 2024 ankündigte. Jetzt ist ICQ offline.

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    ICQ war nach der Jahrtausendwende der erste und entsprechend weit verbreitete Instant-Messenger.

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