Ghost of Tsushima auf Linux im Test: Benchmarks zum Konsolen-Port auf Steam Deck und Linux-PC
Sonys PC-Ports zeigen nicht nur, wie man Konsolenspiele vernünftig auf den PC bringt, sondern präsentieren sich auch oft direkt ab Release mit guter Linux-Kompatibilität. Im Fall von Ghost of Tsushima versprach Sony selbst Steam-Deck-Unterstützung. Wie sich der Titel darauf und auf dem Linux-Desktop schlägt, klärt dieser Test.
Wie Ghosts of Tsushima auf dem Windows-PC-Läuft, hat ComputerBase wiederum bereits Anfang Mai geklärt – inklusive Überraschung über die verblüffende AMD-FSR-Vorstellung:
Doch nun zurück zur Performance dieser Version für Windows unter Linux und auf dem Steam Deck (mit Linux).
Steam-Deck-Unterstützung ja, aber …
Bereits im Vorfeld zum Release auf dem PC hatte Sony über den Steam-Deck-Support gesprochen.
Sony PSN verhindert Multiplayer
Letztendlich unterstützt Ghost of Tsushima Valves mobile Konsole auf Linux-Basis, allerdings nur eingeschränkt. Denn während der Singleplayer-Modus uneingeschränkt funktioniert, gibt es im Multiplayer-Modus ein Problem: das PlayStation Network (PSN). Das wird nämlich zwingend für die Funktionalität vorausgesetzt und läuft Stand heute nur unter Windows.
Entsprechend sollte jedem Kaufinteressenten mit Steam Deck bzw. Linux im Vorfeld klar sein, dass lediglich ein Solospiel erworben wird. Der Titel wird auf Steam folgerichtig in Summe auch als „nicht unterstützt“ geführt.
Inoffizieller Platin-Status
ProtonDB ist die Anlaufstelle, wenn es um Meldungen zur Linux- und Steam-Deck-Kompatibilität jenseits offizieller Aussagen geht. In der Datenbank sind neben knapp 5.000 als „Verified Games“ geführten Titeln auch über 15.000 zumindest als „spielbar“ von der Community gemeldete enthalten. Durch Kommentare ist es Nutzern obendrein möglich, anderen Spielern Tipps („Tinker Steps“) zum Starten oder besseren Ausführen von Spielen zu geben.
Ghost of Tsushima besitzt bei SteamDB den Platinstatus und läuft somit einwandfrei – out of the box!
Besonders im Zusammenspiel mit einer AMD-GPU sind die Rückmeldungen sehr positiv, was auch der AMD-Hardware im Steam Deck und der generell besseren Treiberunterstützung für Radeons zu verdanken ist. Nvidia-Nutzer hingegen berichteten kurz nach dem Start des Games, dass es zwar laufe, jedoch mit merklich verringerter Performance im Vergleich zu Windows. Seit ca. zwei Wochen nach Release gaben Spieler auch mit Nvidia-Karten ein positives Feedback.
Und was heißt das jetzt genau? ComputerBase hat nachgemessen: Auf dem Steam Deck und einem Linux-Gaming-Desktop-PC.
Testsystem und Benchmarks
Das Testsystem unter Linux nutzt einen AMD Ryzen 7 7800X3D samt 32 GB DDR5-6000-RAM mit CL30-36-36-78-Timings auf einem Asus Prime X670E-Pro WiFi (Bios: 1654). Gekühlt wird die CPU mit Luft durch einen Thermalright Peerless Assassin 120 in einem NZXT H7 Flow RGB. Befeuert wird ein WQHD-Monitor bei 144 Hz ohne Einsatz von FreeSync.
Auf Software-Seite kommt ein aktuelles Arch-Linux-System zum Einsatz – mit folgenden Programmversionen:
Komponente | Stand |
---|---|
Linux-Kernel | 6.9.3 |
Mesa | 24.1.0 |
RADV | 24.1.0 |
KDE Plasma | 6.0.5 |
Display-Protokoll | X11 |
Proton | Experimental 23.05.24 |
Das verwendete Steam Deck ist das LCD-Modell mit SteamOS 3.5.19 und Proton Experimental 23.05.2024. Als Benchmark-Szene dient derselbe Abschnitt wie auch im Windows-Test.
Tests auf dem Steam Deck
Zuerst hat die Redaktion die verfügbaren Presets in nativer Auflösung von 1.280 × 800 Pixeln auf dem Steam Deck angesehen – ohne VSync, Upscaler, dynamische Auflösung oder Antialiasing. Auf das Sehr-hoch-Preset wurde direkt aus Performance-Gründen verzichtet. Die perfekte Balance aus Leistung und Bildqualität haben diese Einstellungen nicht hervorgebracht.
Im Endeffekt hat sich die mittlere Grafikeinstellung zusammen mit FSR auf „Qualität“ als goldene Mitte erwiesen, was Leistung und Grafikqualität anbelangt. Auch weil Ghost of Tsushima ohne Antialiasing zum Flimmern neigt, ist der Einsatz von FSR als Kantenglättung letztendlich Plficht.
Das Steam Deck schafft es trotz seiner begrenzten Leistung, Ghost of Tsushima in der Regel mit über 30 FPS und damit flüssig wiederzugeben. Insbesondere das Preset „Mittel“ mit FSR kann konstante FPS liefern. Dabei kommt – sofern 30+ FPS dem eigenen Anspruch auf dem Handheld genügen – auch der Charme des traditionellen Japans auf dem kleinen Bildschirm zur Geltung.
Lediglich ein Wermutstropfen bleibt: Brände im Spiel neigen aus der Distanz betrachtet zu Grafikfehlern, was besonders bei der geringen Auflösung des Steam Deck auffällt und unabhängig vom Grafik-Preset auftritt. Im Übrigen kam es vereinzelt bei Schnellreisen zum Aufhängen im Ladebildschirm. Dieses Phänomen trat allerdings nur auf der mobilen Konsole auf und nicht auf dem Linux-Desktop.
Tests auf dem Linux-Desktop
Da Ghost of Tsushima auf dem kleinen Steam Deck läuft, stellt der Test auf dem Desktop lediglich einen kurzen Einblick und eine Einordnung im Vergleich zu Windows dar. Dabei dient die AMD Radeon 7800 XT als Vergleichskandidat auf beiden Plattformen, nur der Prozessor unterscheidet sich, wobei es sich in beiden Fällen um die Variante mit 3D-Cache handelt und der Performance-Unterschied im CPU-Bereich vernachlässigbar ist.
Insgesamt läuft Ghost of Tsushima unter Linux etwa 6 bis 7 Prozent langsamer als unter Windows. Im gleichen Bereich bewegt sich auch der Unterschied in den 1 %-Low-FPS. Dadurch fühlt sich der Titel auch unter Linux flüssig an. Besonders die Low FPS zeigten in vorangegangenen Tests unter Linux oft Probleme und lagen wesentlich niedriger als auf Windows. Das ist hier nicht der Fall und insgesamt gab es selbst nach mehreren Spielstunden keine technischen Probleme mit dem Game unter dem freien Betriebssystem.
Fazit
Ghost of Tsushima macht auch unter Linux Spaß und auf dem Steam Deck Spaß, wenn 60+ FPS keine Grundvoraussetzungn sind. Größere Probleme im Singleplayer bleiben aus. Dennoch gibt es aufgrund der PlayStation-Network-Anforderung keinen Multiplayer-Modus unter Linux – zumindest aktuell. Sony stand diesbezüglich aber generell schon in der Kritik. Löblich ist derweil der generelle Linux-Support seitens des Herstellers, der sich schon vorab mit der Steam-Deck-Kompatibilität beschäftigt hat.
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