GPT-4o-Nachfolger: Bis zu OpenAIs nächster KI-Generation kann es noch 1,5 Jahre dauern

Andreas Frischholz
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GPT-4o-Nachfolger: Bis zu OpenAIs nächster KI-Generation kann es noch 1,5 Jahre dauern
Bild: Microsoft

Erst vor einigen Wochen hat OpenAI das neue GPT-4o-Modell präsentiert, das vor allem im multimodalen Bereich punktet. Dennoch wird dauerhaft über GPT-5 spekuliert, CEO Sam Altman und Microsofts CTO Kevin Scott weckten ebenfalls Erwartungen. Laut Mira Murati könnte es aber noch einige Zeit dauern.

Dass ein großer Sprung bevorstehe, erklärte auch Murati in einem Interview, das am Dartmouth College geführt wurde. GPT-3 hat die Intelligenz eines Kleinkinds, während GPT-4 sich eher auf Oberstufen-Niveau bewegt. Und in den nächsten Jahren werden Modelle erwartet, die sich in manchen Bereichen auf Doktoranden-Level bewegen. Die Dinge entwickeln sich „ziemlich schnell“, so Murati.

Auf Nachfrage konkretisierte sie den Zeitraum und sprach von rund 1,5 Jahren bis zu diesem Sprung. Es ist eine Aussage, die aufhorchen lässt.

Warten auf GPT-5 – oder wie auch immer es heißt

Denn bis dato wurde spekuliert, dass OpenAI in diesem Jahr noch ein Modell veröffentlicht, das sich deutlich von GPT-4 absetzt. Der Name GPT-5 kursiert immer wieder. Dass leistungsfähigere Modelle kommen sollen, erklärte wiederholt Sam Altman. Und Microsofts Kevin Scott sprach auf der Entwicklerkonferenz Build 2024 über den Ausbau der Supercomputer-Kapazitäten und erweckte bei einer Grafik den Eindruck, dass bald Neuerungen kommen. Später sprach auch er in einem Interview von einem PhD-Level, das neue Modelle in manchen Aufgaben erreichen sollen, relativierte die Aussage laut einem Decoder-Bericht aber wieder.

Kevin Scott auf der Microsoft Build 2024 über AI-Skalierung
Kevin Scott auf der Microsoft Build 2024 über AI-Skalierung (Bild: Microsoft | YouTube)

Wie Digitaltrends berichtet, könnte es Ende 2025 oder sogar erst Anfang 2026 soweit sein, bis GPT-5 als großer Sprung erscheint. Denkbar ist aber auch, dass OpenAI GPT-3-Nomenklatur folgt und mit GPT-4.5 einen Zwischenschritt wie GPT-4o veröffentlicht.

Ohnehin muss GPT-4o erst noch vollständig in den Produkten ankommen. Verfügbar ist bis dato nur die Textfunktion. Bei der Präsentation beeindruckte aber vor allem die Sprachfunktion sowie die Fähigkeit, Dinge auf dem Bildschirm zu erkennen. Bei der Vorstellung des Copilot+ PCs nutzte Microsoft etwa Minecraft als Beispiel. Der AI-Assistent war in der Lage, das Spielgeschehen auf dem Bildschirm zu erkennen und dem Spieler Hinweise zu geben.

Bis diese Funktionen verfügbar sind, dauert es aber noch. OpenAI spricht bei ChatGPT von einigen Wochen bis Monaten, bis die neuen Sprach- und Bildfunktionen kommen. Und wie Microsoft bei Copilot+ die Entwicklung fortsetzt, ist angesichts des chaotischen Starts ohnehin völlig unklar.

Neues Spitzenmodell von Anthropic überholt GPT-4o

Derweil legt die Konkurrenz nach. Anthropic hat in der letzten Woche mit Claude 3.5 Sonnet ein neues Spitzenmodell vorgestellt, das GPT-4o laut den internen Benchmarks überholt. Die Geschwindigkeit hat sich zudem verdoppelt, was auch zu einer effizienteren Preisstruktur führe.

Claude 3.5 Sonnet im Benchmark-Vergleich
Claude 3.5 Sonnet im Benchmark-Vergleich (Bild: Anthropic)

Frei zugänglich ist Claude 3.5 Sonnet über Claude.ai und die Claude iOS App. Der Zugang ist aber limitiert, Nutzer der kostenpflichtigen Pro-Version können es deutlich häufiger nutzen. Verfügbar ist es zudem über die Anthropic-API, Amazon Bedrock und Googles Vertex AI. Amazon und Google sind Partner, die jeweils Milliarden-Beträge in Anthropic investiert haben.

Mit Artifacts hat Anthropic zudem ein neues Feature vorgestellt, das es erleichtern soll, Aufgaben in einzelnen Abschnitten zu erledigen. So lassen sich etwa Code-Schnipsel, Text-Dokumente oder Webseiten schrittweise erstellen. Laut Anthropic soll sich Claude.ai somit vom Chatbot hin zu einer kollaborativen Arbeitsumgebung entwickeln. Artifacts ist zunächst als Preview verfügbar.

Interessant ist zudem das Namensschema. Sonnet steht eigentlich für die Mittelklasse-Modelle, Opus war das bisherige Spitzenmodell. Ähnlich wie Google mit Gemini 1.5 Pro rüstet man nun zunächst das für Alltagsaufgaben konzipierte Mittelklasse-Modell auf. Claude 3.5 Opus soll aber noch im Laufe des Jahres folgen.