GTX 1080 Ti vs. RX Vega 64 (2024): Die Testergebnisse
2/4Ein Blick zurück ins Jahr 2017
Bevor es an die Testergebnisse geht, bietet sich noch ein Blick in die Vergangenheit an, um das damalige mit dem heutigen Abschneiden im Duell Pascal gegen Vega besser abgleichen zu können.
Am 9. März 2017 wurde die GeForce GTX 1080 Ti einem ausführlichen Test auf ComputerBase unterzogen. Sie konnte sich die Leistungskrone souverän sichern und selbst die Titan X musste sich geschlagen geben. Für viele Leser war bereits damals die unverbindliche Preisempfehlung von 819 Euro ein Ärgernis.
Während sich Nvidia mit Pascal in DX11-Spielen die Krone sichern konnte, fiel AMD 2016 und 2017 durch markantes Marketing und Verschiebungen auf. „Poor Volta“ war ein Seitenhieb von AMDs Marketing auf die HPC-Architektur Volta, die mit Vega angegriffen werden sollte. Was im HPC-Markt durch die pure Rechenleistung von Vega 10 und später Vega 20 in 7 nm gelang, sollte bei Spielen nicht wirklich gelingen. „Der helle Stern wirft lange Schatten“ titelte ComputerBase damals.
Die NCU – Next-Compute-Units – wurden groß angekündigt, am Ende blieb es allerdings bei den bekannten Compute-Units. Ein weiteres Feature waren die Primitive Shader, die anfangs nicht aktiv waren und denen nachgesagt wurde, dass sie Vega beschleunigen könnten, sobald sie funktionieren. Später stellte sich heraus, dass die Primitive Shader nicht per Treiber kommen werden – und kurz darauf zudem, dass sie gar nicht mehr umgesetzt werden. Die Technik ist allerdings nicht verschwunden, sondern wurde später als Mesh-Shader in DirectX 12 Ultimate umgesetzt und feierte bei Nvidias Turing ihre Premiere.
AMD (bzw. ATi) war bis einschließlich Vega deutlich mutiger, was neue Funktionen anging, und nahm oft eine Vorreiterrolle ein, hat sich aber gleichzeitig damit ebenso oft die Hände verbrannt, da man auf die Unterstützung der Entwickler angewiesen war – etwa bei TruForm als eine frühe Form der später in DirectX 11 implementierten Tesselation-Funktion. Weniger bekannt ist heute, dass ATi mit FireStream 2006 bereits den HPC-Markt adressierte und auf der Siggraph 2006 vorstellte. Nvidia folgte im November 2006 mit der Vorstellung von CUDA und der legendären GeForce 8800 GTX.
Vega unterlag damals trotz all der Innovation der GeForce GTX 1080 Ti deutlich, die im Mittel knapp 31 Prozent mehr FPS in 2.560 × 1.440 berechnete. Die Effizienz wird einmal elegant unter den Teppich gekehrt, denn Pascal stellte damals fast 90 Prozent mehr FPS pro Watt dar. AMD hat den Mund zu voll genommen und auf breiter Linie enttäuscht.
Performance Rating FPS & Frametimes
Und wie sieht es heute in überwiegend aktuellen Spielen aus? Dem nachfolgenden Performance-Rating zufolge kann Vega 64 den ursprünglichen Abstand im Mittel von 31 auf 23 Prozent verkürzen, damit wurde der Rückstand um 26 Prozent verringert werden und ist durchaus beachtlich für diese Zeit. Bei den Frametimes kann Vega den Abstand stärker verringern und liegt im Mittel nur noch 14 Prozent statt der ursprünglichen 26 Prozent zurück, also 46 Prozent weniger.
An die GeForce RTX 2080 Ti kann Vega 64 nicht herankommen: Der Abstand hat sich von ursprünglichen 68 auf 96 Prozent vergrößert – 41 Prozent hat Turing zulegen können.
Mit diesen ersten Betrachtungen kann die Frage nach Pascal und Turing beantwortet werden: Aus 32 sind 60 Prozent geworden und damit ganze 87,5 Prozent mehr. Auch bei den Frametimes konnte sich die RTX 2080 Ti von der GTX 1080 Ti weiter absetzen. Statt 23 Prozent sind es in diesem Test 65 Prozent und damit ganze 183 Prozent mehr.
Die Spiele im Detail
Während bei dem normalen Testparcours für Grafikkarten bei Games einerseits auf Aktualität geachtet wird, muss andererseits auch eine gewisse Stabilität gewährleistet werden, damit die Grafikkarten möglichst lange vergleichbar bleiben. Zuletzt wurde der Testparcours im Januar dieses Jahres angepasst und besteht aus 23 Titeln. In einem Generationenvergleich oder einem Themenschwerpunkt hat die Redaktion mehr Freiheit. Es können aktuellere und ältere Spiele ins Testfeld genommen werden.
Da der Schwerpunkt in diesem Test auf modernen Workloads liegt, gibt es mehr Überschneidungen mit dem üblichen Testparcours als bisher. Avatar: Frontiers of Pandora, Cities: Skylines II, Cyberpunk 2077, Hogwarts Legacy, Ratched & Clank und Starfield finden sich im normalen Testparcours wieder und ermöglichen den Nutzern eine bessere Einordnung der getesteten Karten. Aktueller ist Horizon Forbidden West, das im März erschienen ist und einem ausführlichen Technik-Test unterzogen wurde. Anno 1800, Diablo II, Doom Eternal und Total War: Warhammer III sind die Exoten in diesem Test.
Anno 1800: Moderne Schnittstelle, kein moderner Workload
Neben der DirectX-11-Schnittstelle bietet Anno 1800 die Möglichkeit, DirectX 12 auszuwählen. Entsprechend wurde in diesem Test die DirectX-12-Schnittstelle gewählt. Die Testszene besteht aus einer Kamerafahrt über eine Insel mit knapp 10.000 Einwohnern und einem anschließenden Zoom in die wuselige Stadt.
Die Unterschiede zwischen Pascal und Turing liegen bei den durchschnittlichen FPS bei 34 Prozent, bei den Frametimes sind es geringere 21 Prozent. Die GeForce GTX 1080 Ti kann hier also das Leistungsniveau von 2018 weitgehend halten. Auch Vega hat Pascal gut im Griff – mit 50 Prozent Vorsprung.
Avatar: Frontiers of Pandora
Avatar ist eines der ersten Spiele, die zwar nicht explizit Raytracing-Funktionen bieten, in denen die Strahlen allerdings essenziell sind. Ohne RT-Unterstützung leidet die Grafikqualität deutlich. Damit ist Avatar einer der Titel, die zeigen, wie zukünftige Workloads für Grafikkarten aussehen können. Die Testszene besteht aus einer Laufpassage am Mutterbaum. Außerhalb des Baumes wird die Landschaft bei Nacht betrachtet. Anschließend wird im Baum bis zur Kochstelle und wieder zurück gelaufen.
In Avatar schlägt in diesem Zusammenhang auch die Stunde, in der Vega an die GTX 1080 Ti herankommt. Beide Grafikkarten leisten im Rahmen der Messungenauigkeit das Gleiche. Spielbar ist das mit 20 FPS (bzw. 15 FPS bei den Frametimes) nicht. Ohne FSR und reduzierte Details geht es nicht. Dennoch ist es ein Achtungserfolg für die Radeon-Karte.
Avatar ist allerdings nicht nur von Vega die Sternstunde, sondern auch von Turing. 100 Prozent schneller ist Turing bei den durchschnittlichen FPS und 115 Prozent bei den Frametimes. Nvidias Turing-Änderungen können endlich voll durchschlagen und dabei sieht das Spiel deutlich besser aus.
Cities: Skylines II
Cities: Skylines II ist immer noch der Schreck jeder Grafikkarte, auch wenn es sich in den letzten Monaten etwas gebessert hat. Als Testszene kommt das bekannte Savegame zum Einsatz und aus der weitmöglichsten Ansicht wird an die Stadt herangezoomt und anschließend der Autobahn in einer Fahrt durch die Stadt gefolgt.
Vega und Pascal scheitern an den 30 FPS und kommen gerade mal auf 17 und 20 FPS im Schnitt, die Frametimes reichen nicht über 15 FPS hinaus. Bedingt spielbar wird Cities: Skylines II erst ab einer RTX 2080 Ti. Vega kann den mittleren Abstand der Vergangenheit auf knapp 20 Prozent verkürzen, Turing wiederum liegt 50 Prozent in Front und kann sich damit erneut stärker als in der Vergangenheit von Pascal absetzen.
Cyberpunk 2077
Cyberpunk 2077 ist immer noch grafisch ein Vorzeigespiel, das auch in WQHD einen entsprechenden Hunger hat. Ebenso stellt es einen modernen Workload für eine Grafikkarte dar. Der vom Entwickler für künftige Projekte geplante Wechsel zur Unreal Engine 5 wirkt da etwas verwunderlich.
Entsprechend dem modernen Workload kann Vega erneut profitieren und Pascal ist nur 13 Prozent schneller. Es kristallisiert sich bei modernen Titeln dabei auch heraus: Wenn Vega den Abstand verkürzen kann, profitiert Turing deutlich stärker. Turing ist 77 Prozent flotter als Pascal und kommt auf knapp 45 FPS. Pascal und Vega scheitern an der 30-FPS-Marke.
Diablo II: Resurrected
Diablo II bleibt ein Klassiker, der zwischendurch Spaß machen kann. Keine Season-Pässe, bei denen man Belohnungen hinterherhetzt, kein Ingame-Shop, bei dem man besondere Outfits versteckt, und eine relativ freie Charakter-Entwicklung. Die Engine ist auf hohe FPS-Werte ausgelegt. Die Testszene besteht aus einem Kampf im fünften Akt. Es wird zum Teleportpunkt Eishochland gesprungen, danach folgt der Weg zur ersten Quest „Die Belagerung von Harrogath“ und der Zwischenboss wird in die Tiefe der Hölle verbannt. Diese Szene kann extrem fordernd für die Hardware sein und stellt damit einen Worst Case dar, wenn das Effektgewitter nach dem Ableben des Zwischenbosses losgeht.
Diablo II schafft auf allen Karten spielbare Frameraten, gleichzeitig ist es eine Nemesis von Vega: 51 Prozent Rückstand bei den durchschnittlichen FPS und 53 Prozent bei den Frametimes. Turing liegt bei den durchschnittlichen FPS 60 Prozent in Front, bei den Frametimes sind es stärkere 89 Prozent.
Doom Eternal
Doom greift auf die id-Tech-7-Engine zurück, die auf die Darstellung möglichst vieler FPS ausgelegt ist. Eine RTX 4090 kann hier ohne RT in WQHD die Grenze von 500 FPS knacken. Die Testszene besteht aus dem Start der Mission Marskern.
Alle Grafikkarten schaffen in diesem Test die 100 FPS im Durchschnitt und auch die 60 FPS werden bei den Frametimes spielend genommen. Vega kann erneut den Abstand zu Pascal verkürzen und liegt bei den durchschnittlichen FPS nur 14 Prozent zurück. Bei den Frametimes platziert sich Vega knapp 3 Prozent in Front. Turing schmeckt dieser Workload erneut deutlich besser und kann sich bei den Frametimes um 79 Prozent absetzen. Bei den durchschnittlichen Frames sind es 57 Prozent.
Hogwarts Legacy
Hogwarts Legacy ist ein fast wahr gewordener Traum jedes Harry-Potter-Fans und konnte zum Release Anfang 2023 viele Menschen begeistern. Sowohl Fachpresse als auch Gamer mögen das Spiel und wirtschaftlich war es erfolgreich. Die Lehre daraus für WB Games ist, dass sie lieber weitere Games wie Suicide Squad entwickeln wollen. Verwunderlich und nicht wirklich nachvollziehbar, ist der Markt an Service-Games doch bereits gut gefüllt. Die Testszene weist viele NPCs auf und besteht aus einem Rundgang in Hogsmeade zur Sommerzeit.
Vega kann in Hogwarts Legacy überzeugen, liefert 30 FPS ab und ist damit 15 Prozent schneller als die GTX 1080 Ti bei den Frametimes. Pascal wiederum bringt 10 Prozent mehr FPS im Schnitt. Spielbar ist beides, auch wenn sich Pascal etwas unrunder anfühlt. Turing kann sich erneut um 60 Prozent bei den durchschnittlichen FPS von Pascal absetzen und stärkere 68 Prozent bei den Frametimes.
Horizon Forbidden West
Bei all dem Lob, das Horizon Forbidden West in der Fachpresse einheimste, muss eine Frage doch gestellt werden: Warum wird ein Spiel, das so nahe an der Ubisoft-Formel ist, so positiv aufgenommen? Vielleicht liegt es an einem entscheidenden Faktor: Dinosaurier. Denn die machen bekanntlich alles besser. Die Testszene besteht in diesem Fall aus einem Kampf in der Nähe der Ruinen von Las Vegas.
Horizon ist sowohl auf Pascal als auch Vega spielbar: Beide Grafikkarten knacken die 30 FPS locker und erneut ist Vega nur bis zu 10 Prozent langsamer. Turing wiederum kann sich in dem Game nur um 50 Prozent im Maximum von Pascal absetzen. Schlechter schneidet Turing nur in Anno 1800 und Total War: Warhammer III ab.
Ratched & Clank: Rift Apart
Ein solides Gameplay, eine großartige Grafik und vier grundsympathische Protagonisten mit einer abgefahrenen Story: Mehr braucht es für ein gutes Spiel nicht. Die Liebe zum Detail ist spürbar. Gleichzeitig hat Ratched & Clank eine Schattenseite: Die Testszene findet auf dem Planeten Savali statt. Ein Gang vom Raumschiff mit Blick auf die weite Steppe und zurück.
AMD hat Grafikkarten bis Vega oft für die Zukunft entwickelt, entsprechend hat sich mit der Zeit das Fine-Wine-Meme durchgesetzt. AMD-Beschleuniger reifen wie guter Wein und bisher hat das Unternehmen dies bei modernen Spielen durchaus bestätigen können. In Ratched & Clank funktioniert das nicht, denn der Vega geht der VRAM aus. Das ist bei den Frametimes noch nicht zu merken: Hier ist Pascal nur 13 Prozent schneller und kommt auf minimal bessere 22 FPS, während Vega knapp an den 20 FPS scheitert. Bei den durchschnittlichen FPS ist Pascal 80 Prozent performanter.
Starfield
Immer noch fehlt das Modding-Tool von Bethesda, der erste DLC lässt ebenso auf sich warten und der aktuelle Patch kommt bei den Spielern auch nicht so gut an. Gleichzeitig stellt die GamebryoCreation Engine 2.0 einige Anforderungen an die Grafikkarten, auch wenn der optische Mehrwert im Vergleich zu Fallout 4 überschaubar ist. Ein großes Hauptproblem sind die Animationen und ebenso die Darstellung von NPCs.
GeForce RTX 1080 Ti und Radeon Vega 64 liegen in diesem Spiel erneut fast gleichauf. Im Schnitt 32,8 und 30,5 FPS berechnen Pascal und Vega, das sind 7 Prozent Unterschied. Bei den Frametimes sind es 27,5 und 26,6 FPS – also 3 Prozent, was eher als Messtoleranz einzuordnen ist. Die GeForce RTX 2080 Ti kann sich um 60 Prozent absetzen und profitiert erneut stärker.
Total War: Warhammer III
Massenschlachten sind eine Stärke von Warhammer III und entsprechend versucht der Spieler, als Chaos-Anhänger die alte Welt in den Untergang zu führen oder als eine der anderen Fraktionen genau das zu verhindern, auch wenn die Weltherrschaft das eigentliche Ziel ist.
Total War: Warhammer III verwendet DirectX 11 als Schnittstelle und damit kann bereits das Abschneiden von Vega gegenüber der GTX 1080 Ti erahnt werden: 27 Prozent im Schnitt und 24 Prozent bei den Frametimes kann sich Pascal vor Vega platzieren. Ebenso zeichnet sich der Unterschied zwischen Pascal und Turing ab: 39 Prozent im Schnitt und 35 Prozent bei den Frametimes. Damit ist es nach Anno 1800 das zweite Spiel, in dem Turing sich nicht deutlicher von Pascal absetzen kann.