Internet in Deutschland: Neue Zahlen im Breitbandatlas zeigen alte Schwachstellen

Stefan Sokolowski
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Internet in Deutschland: Neue Zahlen im Breitbandatlas zeigen alte Schwachstellen
Bild: Deutsche Telekom

Im Breitbandatlas veröffentlicht die Bundesnetzagentur zweimal jährlich Daten zur Verfügbarkeit fest installierter Breitbandanschlüsse in Deutschland. In der neuesten Veröffentlichung zeigt sich eine bessere Verfügbarkeit für FTTH/FTTB-Anschlüsse – so manche Ziele aus der Vergangenheit werden jedoch immer noch nicht erreicht.

Gigabit-Glasfaser für annähernd ein Drittel der Privathaushalte

In der zugehörigen Pressemitteilung schreibt die Bundesnetzagentur, dass mit Datenstand im Dezember 2023 „jeder dritte Haushalt“ inzwischen auf Gigabit-Glasfaseranschlüsse mit FTTH oder zumindest FTTB zurückgreifen könne – was mit 32,1 Prozent Verfügbarkeit auch beinahe erreicht wird. Gegenüber dem Halbjahr zuvor stellt dies eine Steigerung um fast 4 Prozentpunkte dar (zuvor: 28,2 Prozent). Wenn auch andere Anschlusstechnologien wie HFC (Hybrid Fiber Coax) berücksichtigt werden, verfügen annähernd 75 Prozent der Haushalte Zugang zu Bandbreiten von 1.000 Mbit/s.

Für die häufig gebuchten Anschlüsse mit Bandbreiten von 100 und 200 Mbit/s gibt es nur geringfügige Verbesserungen in der Verfügbarkeit. Während Erstere gegenüber der Jahresmitte 2023 von 92,9 auf 93,3 Prozent leicht stiegen und damit ebenfalls in der Breite gut verfügbar sind, bleiben die doppelt so schnellen Anschlüsse mit derzeit knapp 85 Prozent (zuvor: 84,5 Prozent) schon mehr als jedem achten Haushalt vorenthalten.

Alte Ziele werden weiterhin gerissen

Der Blick auf die niedrigeren Bandbreiten offenbart mitunter gravierende Defizite in der Breitenversorgung: Das vor fast zehn Jahren von der damaligen Bundesregierung verkündete Ziel, allen Haushalten Zugang zu mindestens 50 Mbit/s schnellen Internetzugängen zu verschaffen, wird bis heute nicht erreicht. Ursprünglich angesetzt für die Umsetzung im Zuge der „Digitalen Agenda“ war das Jahr 2018, was jedoch nicht ansatzweise erreicht wurde.

Im Breitbandatlas 2020 (Datenstand Mitte 2019) wurden noch annähernd 10 Prozent der Haushalte angegeben, für die jene Bandbreite nicht zur Verfügung stand, der neueste Datensatz weist immerhin eine Verfügbarkeit von knapp 96,2 Prozent aus. Damit sind aber weiterhin beinahe 4 Prozent der Haushalte vom Internet mit modernen Übertragungsraten abgeschnitten. Die Steigerung gegenüber dem Halbjahr zuvor liegt bei unter 0,3 Prozentpunkten, Besserung für die Betroffenen scheint also nur langsam in Sicht zu kommen. Noch schlimmer: Für knapp 1,2 Prozent der Haushalte reicht es nicht einmal für einen Anschluss mit 16 Mbit/s.

Verfügbarkeit für Unternehmen, Schulen und Krankenhäuser

Neben den Privathaushalten wird auch die Verfügbarkeit von Breitbandanschlüssen für Schulen, Krankenhäuser und Unternehmen im Breitbandatlas aufgeführt. Die Zahlen für Unternehmen ähneln überwiegend denen für Privathaushalte und fallen lediglich am oberen Ende der Bandbreiten meist ein bis zwei Prozent schlechter aus.

Für Schulen und Krankenhäuser hingegen sieht es etwas anders aus. Gerade am unteren Ende stehen beide deutlich schlechter da als Privathaushalte, so dass fast 4 Prozent der Schulen und ca. 3,5 Prozent der Krankenhäuser keinen Zugang zu Anschlüssen mit mageren 16 Mbit/s haben. Setzt man hingegen 50 Mbit/s als Ziel an, sind es sowohl bei den Schulen als auch den Krankenhäusern gar 6,5 Prozent, die nicht mit ausreichend schnellem Internet versorgt werden.

Kartenansicht, historische Datensätze und neue Analysetools

Der Breitbandatlas ist über die Bundesnetzagentur öffentlich zugänglich. Dort finden sich Datensätze bis zum Stand Mitte 2022, anhand derer die halbjährlichen Veränderungen nachvollzogen werden können. Auch eine interaktive Kartenansicht wird bereitgestellt. Die in der aktuellen Pressemitteilung explizit erwähnten neuen Analysetools mit tiefergehendem Datenzugriff bis hin zu einzelnen Adressdaten bleiben hingegen nicht näher genannten „ausgewählten Nutzerkreisen“ vorbehalten.

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