NZXT H7 Flow RGB im Test: Testergebnisse, Messwerte und Fazit

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Update Jan Wichmann
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Testsystem und Methodik

Das verwendete Testsystem ist mit einem Ryzen 9 3900X und einer Radeon RX 6800 XT im gehobenen Leistungssegment angesiedelt, um so die Wärmeentwicklung ungeschönt und unter realen Bedingungen zu beobachten. Neben den ab Werk verbauten Gehäuselüftern werden außerdem drei weitere Belüftungskonstellationen untersucht. Dabei kommen als Referenzlüfter die Noctua-Modelle NF-A12 und NF-A14 PWM zum Einsatz.

NZXT H7 Flow RGB im Test
Verwendetes Messsystem
Komponente
CPU Ryzen 9 3900X, 105 Watt TDP
Mainboard MSI X470 Gaming M7 AC
Arbeitsspeicher Corsair Vengeance RGB DDR4-3200
Grafikkarte ASRock Radeon RX 6800 XT Taichi (Länge: 330 mm)
SSD Muskin Helix-L 1 TB, M.2
CPU-Kühler be quiet! Dark Rock Pro 4 (Höhe: 163 mm)
Netzteil Seasonic Platinum Series 1200W (Tiefe: 190 mm)
Gehäuselüfter ab Werk Front: 1 × NZXT F360 (360 mm, 3-Pin)
Referenz Front: 3 × Noctua NF-A14 (140 mm, 4-Pin)
Deckel: 2 × Noctua NF-A14 (140 mm, 4-Pin)
Boden 3 × Noctua NF-A12 (120 mm, 4-Pin)
Heck: 1 × Noctua NF-A12 (120 mm, 4-Pin)

Zwei Szenarien und fünf Belüftungskonstellationen

Gegenüber punktuellen Temperaturmessungen zu einem willkürlichen Zeitpunkt werden alle ermittelten Temperaturen und GPU-Lüfter-Drehzahlen im Zeitverlauf protokolliert und dargestellt. Ermittelt werden die Messwerte über einen Zeitraum von 30 Minuten, der vom Start des Spiels Cyberpunk 2077 (WQHD, volle Details) bis zu dessen Beendigung reicht. Dabei werden zwei Betriebsmodi untersucht:

  1. Mit einer Gehäuse-Lüfterdrehzahl, die in 30 cm Abstand zur Front bei gemessenen 33 dB(A) liegt und damit als noch flüsterleise zu bezeichnen ist. Jedwedes Nebengeräusch im Raum lässt das Gehäuse aus der Wahrnehmung verschwinden.
  2. Mit höchster Drehzahl der Gehäuselüfter, also bei maximaler Gehäuse-Kühlleistung.
Die fünf Belüftungskonstellationen
Name Front Deckel Heck Boden
(01 + 02) Werkszustand 1 × NZXT F360 /
(03 + 04) Werkszustand + Heck 1 × NZXT F360 / 1 × Noctua NF-A12 /
(05 + 06) Referenz 3 × Noctua NF-A14 / 1 × Noctua NF-A12 /
(07 + 08) Referenz + Boden 3 × Noctua NF-A14 / 1 × Noctua NF-A12 3 × Noctua NF-A12
(09 + 10) Vollbestückung 3 × Noctua NF-A14 2 × Noctua NF-A14 1 × Noctua NF-A12 3 × Noctua NF-A12

Der CPU-Lüfter mit fixer Drehzahl

Damit die CPU-Temperatur ohne den Einfluss einer automatischen Steuerung gemessen werden kann, wird der CPU-Lüfter mit festen 600 U/min betrieben. Die GPU-Lüftersteuerung wird hingegen aktiv gelassen. Im Leerlauf stehen die Lüfter also still. Unter Spielelast versuchen sie die GPU knapp unter der kritischen Zieltemperatur zu halten.

Der Geräuschpegel ohne aktive Geräuschquellen im Raum beträgt 33 dB. Die Skalierung der Einheit Dezibel (dB) erfolgt logarithmisch. Das bedeutet, dass eine Steigerung von 10 dB für das menschliche Empfinden etwa einer Verdopplung der Lautstärke entspricht. Die Raumtemperatur belief sich zum Testzeitpunkt auf rund 27 bis 28 °C.

Lautstärke im Leerlauf und in Spielen

Bevor es an die Temperaturen geht, gilt der erste Blick wie immer der Lautstärke in den beiden Situationen. Beide Szenarien werden jeweils bei der 33 dB vor dem Gehäuse ergebenden Lüfterdrehzahl und bei voller Drehzahl erhoben.

Drehzahl für 33-dB-Modus Maximale Drehzahl
Testreihe Front Deckel Boden Heck Front Deckel Boden Heck
01 + 02 900 U/min / 1.600 U/min /
03 + 04 900 U/min / 800 U/min 1.600 U/min / 2.000 U/min
05 + 06 700 U/min / 800 U/min 1.500 U/min / 2.000 U/min
07 + 08 700 U/min / 500 U/min 800 U/min 1.500 U/min / 2.000 U/min
09 + 10 700 U/min 400 U/min 500 U/min 800 U/min 1.500 U/min 2.000 U/min

Die Betrachtung der Lautstärke zeigt keine Auffälligkeiten. Je mehr Lüfter ins Spiel kommen, desto lauter wird das gesamte System – eine simple Rechnung. Interessant ist zumindest die Analyse der Testreihen 04 und 06 im Leerlauf. Die beiden Reihen trennen knapp 3 dB(A), wobei beide auf Front- und Hecklüfter setzen. Die Reihe 06 setzt gegenüber 04 sogar auf langsam drehende 140-mm-Lüfter, sodass unterm Strich festgehalten werden kann, dass der ab Werk verbaute F360-Lüfter recht laufruhig ist. Ob er auch den entsprechenden Luftdurchsatz schafft, zeigen die Temperaturmessungen.

Lautstärke nach Betriebsmodus – Front
  • Nur Gehäuse im Leerlauf (33,5 dB entspricht lautlos):
    • 10 H7 Flow RGB, Voll, max. U/min
      53,1
    • 08 H7 Flow RGB, Ref + Boden, max. U/min
      52,7
    • 06 H7 Flow RGB, Referenz, max. U/min
      49,6
    • 04 H7 Flow RGB, W + Heck, max. U/min
      46,4
    • 02 H7 Flow RGB, Werk, max. U/min
      42,8
    • 09 H7 Flow RGB, Voll, lautlos
      33,5
    • 07 H7 Flow RGB, Ref + Boden, lautlos
      33,4
    • 03 H7 Flow RGB, W + Heck, lautlos
      33,3
    • 05 H7 Flow RGB, Referenz, lautlos
      33,2
    • 01 H7 Flow RGB, Werk, lautlos
      33,1
  • Gesamtsystem unter Last (Spiel):
    • 10 H7 Flow RGB, Voll, max. U/min
      53,2
    • 08 H7 Flow RGB, Ref + Boden, max. U/min
      52,7
    • 06 H7 Flow RGB, Referenz, max. U/min
      50,1
    • 04 H7 Flow RGB, W + Heck, max. U/min
      46,7
    • 02 H7 Flow RGB, Werk, max. U/min
      44,8
    • 03 H7 Flow RGB, W + Heck, lautlos
      37,6
    • 07 H7 Flow RGB, Ref + Boden, lautlos
      37,6
    • 01 H7 Flow RGB, Werk, lautlos
      37,5
    • 09 H7 Flow RGB, Voll, lautlos
      37,3
    • 05 H7 Flow RGB, Referenz, lautlos
      37,2
Einheit: dB(A)

CPU-, VRM-, SSD- und RAM-Temperatur

Der Sommer und das heimische Arbeitszimmer im Dachgeschoss fordern erstmals auch bei den Gehäusetests ihren Tribut. Die zum Test anliegende Raumtemperatur liegt rund 5 °C über den regulären Wert der sonstigen Tests, was sich angesichts der Temperaturmessungen auch beinahe eins zu eins auf die Messwerte überträgt.

Diagramme
CPU-Temperatur (Tctl/Tdie)
01428425670°C 150100150200250300350400450500550600650700750800850900

Doch auch ohne diese sommerlichen Abweichungen zeigen die Temperaturmessungen einige Auffälligkeiten. Werden etwa die lautlosen Testreihen 01 und 09 verglichen, gewinnt die Werksbelüftung mit nur dem Frontlüfter gegen die Vollbestückung an sämtlichen Lüfterplätzen. Hinsichtlich der CPU-Temperatur liegen zudem die Testreihen 06, 08 und 10 ziemlich gleichauf, was dafür spricht, dass unter Verwendung einer Luftkühlung nicht zwingend Deckellüfter benötigt werden.

Der „lautlose Betrieb“ geht angesichts der CPU mit etwa 5 °C höheren Temperatur einher, ist jedoch bereits mit dem werkseitig montieren Frontlüfter gepaart mit einem optionalen Heckventilator sehr gut möglich. Zieht man die erhöhte Umgebungstemperatur (5 °C) milchmädchenhaft von den Ergebnissen ab, verbleibt unter maximalen Lüftereinstellungen eine CPU-Temperatur von durchschnittlich 55 bis 56 °C, was ein sehr guter Wert ist.

GPU-Temperatur und -Lüfterdrehzahl

Auch die Grafikkarte spürt den Sommer im neuen hochgelegenen Arbeitszimmer. Das ansonsten bei knapp 80 °C verharrende Modell liegt nun selbst bei direkter Belüftung von drei 120-mm-Ventilatoren bei gut 87 °C. Die lautlosen Testreihen knacken sogar die Marke von 90 °C. Zu einer temperaturbedingten Drosselung kam es jedoch nicht.

Diagramme
GPU-Temperatur
3044587286100°C 150100150200250300350400450500550600650700750800850900

Selbst der Abzug der Differenz der Umgebungstemperatur würde bei den Messwerten der Grafikkarte ein falsches Bild ergeben. Bei direkter Belüftung, wie es unter anderem beim Geometric Future Model 8 (Test) der Fall ist, sollten Werte um die 75 °C erzielt werden. Es ist mithin davon auszugehen, dass diese Werte unter Verwendung der Referenzbelüftungsreihen auch beim NZXT H7 Flow erreicht werden. Sobald die Temperaturen sinken, werden Messungen nachgereicht.

Weitere Messungen bei Normaltemperatur (Update)

Da die vorherigen Versuchsreihen bei einer Raumtemperatur oberhalb der Testnorm durchgeführt wurden (28 °C), die Temperaturen inzwischen aber wieder das gewohnte Niveau erreicht haben (23 °C), werden an dieser Stelle Systemmessungen bei niedrigerer Umgebungstemperatur durchgeführt. Exemplarisch wurden zwei Messreihen (H06a und H10a) wiederholt und den alten Messergebnissen gegenübergestellt.

Wie erwartet, deckt sich die Temperaturdifferenz zwischen alter und neuer Messung bei der CPU beinahe mit der der Raumtemperatur: In Versuchsreihe 10 betrug die CPU-Temperatur zuvor zwischen 61 und 62 °C, während sie nun knapp unterhalb von 57 °C schwankt.

Diagramme
CPU-Temperatur (Tctl/Tdie)
01428425670°C 150100150200250300350

Das vormalige Sorgenkind GPU fällt Dank der direkten Belüftung vom Boden, wie vermutet, bei 23 °C Raumtemperatur unter ihre Taktschmerzgrenze von 80 bis 81 °C. Erstaunlich ist auch, dass unter den kühleren Bedingungen die beiden neuen Versuchsreihen 10 und 06 hinsichtlich der GPU-Temperatur beinahe gleichauf sind.

Die neuen Messwerte bestätigen das vorherige Fazit, dass das NZXT H7 Flow RGB sehr gute Hardware-Temperaturen ermöglicht und es dafür bedarf keiner vollen Lüfterbestückung bedarf.

Fazit

Das NZXT H7 Flow RGB ist ein grundsolides Gehäuse, das sich eine Kaufempfehlung am Ende mit einer Handvoll Schnitzer selbst vermasselt.

Äußerlich kann das Gehäuse mit seinem geradlinigem Design gepaart mit den bodentiefen Seiten punkten. Auch was die Verarbeitungs- und Materialqualität anbelangt, gibt es keinerlei Einwände, die gegen das H7 sprechen. Sehr gute Temperaturwerte gehen mit dem Verzicht von Staubfiltern einher. Hinzu kommt ein gutes Kabelmanagement.

NZXT H7 Flow RGB (Bild: NZXT)

Demgegenüber merkt man dem NZXT H7 Flow RGB jedoch an gleich mehreren Stellen an, dass gespart werden sollte. Eine „nur“ mit 10 Gbps arbeitende USB-Schnittstelle am I/O-Panel, ein 3-Pin-Anschluss für den in der Front sitzenden F360-Lüfter, der zugleich das Aushängeschild der RGB-Variante sein soll, oder auch herkömmliche Schrauben an Stellen, wo Rändelschrauben komfortabler wären, stehen dem Gehäuse absolut nicht. Schon beinahe gekrönt wird der Rationalisierungskurs vom Wegfall des Lüfter- und RGB-Hubs, den es zuvor zumindest bei der H7-Elite-Version noch gab.

Design und Qualität bleiben damit am Ende starke Argumente, aber man muss vor dem Kauf eben auch noch die anderen Aspekte berücksichtigen.

ComputerBase wurde das H7 Flow RGB leihweise unter NDA von NZXT zum Testen zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Die einzige Vorgabe war der frühestmögliche Veröffentlichungszeitpunkt.

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