Project Natick: Microsoft will keine Server mehr im Meer versenken

Frank Hüber
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Project Natick: Microsoft will keine Server mehr im Meer versenken
Bild: Microsoft

Microsoft hat das Project Natick eingestellt und wird kein Server-Rechenzentrum in einer Kapsel mehr im Meer versenken. Auch wenn es in den vergangenen Jahren ruhig um das Projekt geworden war, galt es noch nicht als begraben. Noelle Walsh, Corporate Vice President der Abteilung Cloud-Operationen + Innovation schafft Klarheit.

Walsh bestätigt im Interview mit Data Centre Dynamics, dass Microsoft Research keine Untersee-Rechenzentren mehr baue, man die gewonnenen Erkenntnisse aber in anderen Bereichen in die Arbeit einfließen lasse und Projekt Natick weiterhin als Erfolg sehe.

Rechenzentrum für 2 Jahre 36 Meter unter dem Meeresspiegel

Microsoft hatte im Jahr 2018 ein Rechenzentrum im Meer vor dem schottischen Archipel Orkney versenkt, das zwölf Server-Racks beherbergt und bis zu fünf Jahre unter Wasser bleiben sollte. Die Vorbereitungen hierfür starteten bereits im Jahr 2013. Im Jahr 2020 wurde es bereits wieder aus dem Meer gehoben. Insgesamt 864 Server mit 27,6 Petabyte Speicherkapazität hatte Microsoft in knapp 36 Metern Tiefe im Rahmen des Project Natick in einer geschlossenen Kapsel ins Meer hinab gelassen. Die Ausfallrate bei den Unterwasser-Servern, die in der Kapsel nicht gewartet werden konnten, war laut Microsoft deutlich niedriger als an Land und betrug lediglich ein Achtel der sonst üblichen Ausfallrate. Neben der allgemein kühleren Temperaturen unter dem Meeresspiegel und die Stickstofffüllung innerhalb des Containers sei dies gerade auch auf weniger menschliche Eingriffe auf die Systeme zurückzuführen gewesen, so Microsoft.

Robotik im Rechenzentrum

Die Frage, ob deshalb verstärkt auf Robotik gesetzt werde, um den Faktor Mensch auszuschalten, verneint Walsh allerdings. Man forsche aktuell eher am Einsatz von Robotern in Rechenzentren, um die schweren Server zu transportieren, nicht aber für die Wartung der Server. Durch den Cloud- und AI-Boom der letzten Jahre sind Rechenzentren inzwischen deutlich größer geworden, die Entwicklung kleiner, lokaler Rechenzentren in Kapseln hat deshalb aktuell keine Priorität.

Project Natick auch ohne Server im Meer

Project Natick bleibe als Forschungsplattform erhalten, auch ohne im Meer versenkte Server, so Microsoft, um neue Konzepte rund um die Zuverlässigkeit und Nachhaltigkeit von Rechenzentren zu erforschen, zu testen und zu validieren – auch mit Immersionskühlung.