Sonos Ace im Test: Der erste ANC-Kopfhörer ist schlicht gelungen
Der Ace ist Sonos' erster Kopfhörer. Der Debütant überzeugt im Test nicht nur mit einem sehr guten Klang, sondern bietet dem Käufer Extras wie Noise-Cancelling, 3D-Audio, Head-Tracking und die Möglichkeit, ihn mit einer Sonos-Soundbar zu koppeln und per Knopfdruck den Ton umzuschalten.
Sonos hat heute das Update auf Version 2.9.5-61e97660b für den Sonos Ace freigegeben, das die von ComputerBase im Test festgestellten und Sonos gemeldeten Ladeprobleme mit gewissen PD-Netzteilen beseitigt. Wie ComputerBase gerade selbst überprüft hat, lässt sich der Sonos Ace nun auch mit allen Netzteilen problemlos aufladen, an denen er sich zuvor nicht laden ließ.
Nach zahlreichen Spekulationen und drei Jahren Entwicklungszeit hat Sonos mit dem Ace den ersten eigenen Kopfhörer vorgestellt. Der Over-Ear-Kopfhörer bietet aktives Noise-Cancelling, einen Transparenzmodus sowie 3D-Audio und lässt sich mit einer kompatiblen Sonos-Soundbar verbinden, um ihren Ton an den Kopfhörer zu übertragen.
Der Sonos Ace wird ab dem 5. Juni in Schwarz und Soft Weiß zu einer unverbindlichen Preisempfehlung von 499 Euro in den Handel kommen. Hierfür erhalten Käufer neben dem Kopfhörer ein Reiseetui, in dem zusätzlich zum Ace ein kleiner Behälter für die Kabel verstaut werden kann, die der Hersteller mitliefert. Dabei handelt es sich um ein USB- und ein AUX-Kabel von 3,5 mm auf USB-C. Der kleine Behälter wird magnetisch im Etui gehalten und findet zwischen Kopfband und Ohrmuscheln des Ace Platz.
Technik und Funktionen des Sonos Ace
Schlichtes Design mit kleinen Extras
Der Sonos Ace setzt auf ein schmales, schlichtes Design mit innenliegenden Kabeln sowie im Bereich des Kopfbandes und der Scharniere Elementen aus Edelstahl. Die Ohrmuscheln können nach vorne gedreht, jedoch nicht eingeklappt werden. Die Ohrpolster sind aus weichem Schaum mit einem Bezug aus veganem Lederimitat gefertigt. Sie halten magnetisch und lassen sich so jederzeit einfach wechseln. Im Test bieten sie gleichsam eine gute Abdichtung gegen Umgebungsgeräusche und einen sehr angenehmen Tragekomfort. Als wie haltbar sich das Lederimitat erweist, lässt sich derzeit noch nicht beurteilen. Verarbeitung und Haptik des Sonos Ace sind hervorragend.
Der Sonos Ace wiegt 316 g und misst 191 × 161 × 85 mm (H × B × T). Damit ist er weder besonders groß noch übermäßig schwer, allerdings schwerer als beispielsweise der Bose QuietComfort Ultra (Test), der wie der Sony WH-1000XM5 (Test) lediglich 250 g wiegt. Die Apple AirPods Max bringen es auf 385 g.
Das Reiseetui des Sonos Ace wiegt mitsamt Kabeln 350 g. Zum Vergleich: Das den Kopfhörer nicht voll umschließende Smart Case des AirPods Max weist (ohne Kabel) ein Gewicht von 134,5 g auf. Insgesamt kommt der Ace somit auf 666 g, wenn man ihn im Handgepäck auf Reisen mitführt.
Sonos hat dem Ace kein IP-Rating verpasst. Es gibt somit keine offizielle Einstufung, wie der Kopfhörer gegen Staub und Wasser geschützt ist. Er soll jedoch problemlos beim Sport oder auch im Regen getragen werden können, ohne Schaden zu nehmen.
Als kleines Extra hat Sonos die Innenseite der Ohrmuscheln rechts und links in verschiedenen Farben gestaltet (Schwarz und Grau beim schwarzen Modell, Weiß und Grün bei der weißen Variante), damit man sofort weiß, wie der Ace aufgesetzt werden muss, ohne erst nach der Markierung zu suchen. Aus diesem Grund ist auch nur auf einer der beiden Ohrmuscheln das Sonos-Logo platziert.
Das Kopfband lässt sich auf jeder Seite stufenlos um circa 33 mm ausfahren. Der Widerstand ist vom Hersteller gut gewählt, die Ohrmuscheln halten zuverlässig auf der eingestellten Position und rutschen nie ungewollt zurück. Das Kopfband ist flexibel und entfaltet keinen störenden Druck beim Tragen. Auch der Tragekomfort des Sonos Ace ist deshalb hoch und bietet keinen Anlass für Kritik. Stundenlanges Musikhören ist mit ihm problemlos möglich.
Sehr gute Bedienelemente
Steuerungselemente, Anschlüsse und Status-LED hat Sonos auf beide Ohrmuscheln verteilt. Die Taste zum Ein- und Ausschalten und Koppeln des Ace ist an der linken Ohrmuschel platziert. Hier liegen auch die Status-LED sowie der USB-C-Anschluss fürs Aufladen und für die Musikübertragung über das AUX-Kabel.
An der rechten Ohrmuschel sind hingegen ein Schieberegler, von Sonos „Content Key“ genannt, und eine Taste zur Steuerung des ANCs und Transparenzmodus untergebracht. Dem Content Key kommen mehrere Aufgaben zu. Er dient einerseits zur Steuerung der Lautstärke, indem der Regler nach oben (lauter) oder unten (leiser) geschoben wird. Der Regler fungiert aber auch als Taste. Wird sie ein Mal kurz gedrückt, startet oder pausiert die Wiedergabe oder ein Anruf wird angenommen oder beendet. Zweimaliges Drücken springt einen Track vor, dreimaliges Drücken einen Track zurück. Mit einem langen Druck können Anrufe abgelehnt werden oder der Ton von einer Sonos-Arc-Soundbar auf den Ace übertragen werden – dazu später mehr.
Die Anordnung und die unterschiedliche Form der Steuerelemente sorgen dafür, dass man den Ace sehr gut bedienen kann und nie die falsche Taste erwischt.
Bluetooth 5.4, aptX Lossless und USB-Audio
Für die Funkübertragung setzt der Hersteller auf Bluetooth 5.4 und aptX Lossless über Qualcomm Snapdragon Sound für eine verlustfreie Audio-Übertragung. Sonos spricht beim Ace zudem von „LE Audio ready“, was bedeutet, dass der Kopfhörer irgendwann ein Update für LE Audio erhalten soll, es zum Start jedoch nicht unterstützt. Dies begrenzt die Auswahl des Audio-Codecs auf SBC, AAC und aptX Lossless, was auch aptX, aptX HD und aptX Adaptive bedeutet.
Bluetooth-Multipoint für die gleichzeitige Verbindung des Sonos Ace mit zwei Endgeräten, um jederzeit die Wiedergabe zwischen diesen wechseln zu können, ohne erst ein Gerät trennen und das andere verbinden zu müssen, wird unterstützt, nachdem es in der Sonos-App aktiviert wurde.
Sound lässt sich wie bereits erwähnt allerdings auch über den USB-C-Anschluss des Sonos Ace auf den Kopfhörer übertragen. Um dies auch von einer analogen Quelle zu tun, liegt ihm besagtes USB-C-auf-3,5-mm-Audio-Kabel bei. Damit man Musik via USB-C wiedergeben kann, muss der Ace eingeschaltet sein – mit leerem Akku lässt er sich also nicht nutzen.
40-mm-Treiber und acht Mikrofone
Für den Klang sind dynamische 40-mm-Treiber zuständig. Technische Details dazu hat Sonos bislang nicht bekannt gegeben.
Sonos hat insgesamt acht Mikrofone im Ace verbaut. Je nach Modus und Umgebung wird entschieden, wie viele davon verwendet werden. Sie sitzen unter den Mesh-Gittern, was bei Telefonanrufen Windgeräusche reduzieren soll. Hier kommt aber auch die Software unterstützend zum Einsatz, etwa indem im Transparenzmodus bei Wind die nach vorne gerichteten Mikrofone deaktiviert und nur die unteren Mikrofone genutzt werden, um die Umgebung an den Träger weiterzuleiten.
Noch kein Sonos Voice Control
Zum Start hat es Sonos Voice Control noch nicht auf den Ace geschafft, es wird voraussichtlich mit einem Update folgen. Über die Taste an der rechten Ohrmuschel zur Steuerung des ANCs und Transparenzmodus lässt sich allerdings der Sprachassistent des verbundenen Smartphones aufrufen, wenn die Taste lange gedrückt wird.
30 Stunden Akkulaufzeit mit Schnellladen
Die Akkulaufzeit des Sonos Ace gibt der Hersteller mit bis zu 30 Stunden an, wenn ANC aktiviert ist. Wie üblich, hat ComputerBase diese Angabe nicht einfach so hingenommen, sondern selbst überprüft. Dabei wird ein bunter Musikmix, der alle Genres abdeckt, verwendet und bei mittlerer Lautstärke über Bluetooth mit aktiviertem ANC wiedergegeben. Damit das ANC auch etwas zu tun hat, werden über einen Lautsprecher dabei wechselnde Straßengeräusche abgespielt. Im Test erreicht der Sonos Ace so eine Wiedergabedauer von 29 Stunden und 43 Minuten, womit die Herstellerangabe sehr gut getroffen wird.
Eine Schnellladefunktion über USB-C sorgt dafür, dass nach nur 3 Minuten Energie für eine Wiedergabedauer von 3 Stunden bereitstehen soll. Das vollständige Aufladen des Kopfhörers dauert hingegen etwas über 2 Stunden, wenn dieser vollständig entladen ist. Der interne Akku weist eine Kapazität von 1.060 mAh auf.
Beim Aufladen des Ace kann dieser über Bluetooth weiterhin uneingeschränkt genutzt werden.
Lädt nicht an jedem Netzteil
Beim Aufladen offenbarte sich allerdings ein Problem, denn der Sonos Ace ließ sich nicht mit jedem USB-Netzteil aufladen. Von sieben getesteten USB-A- und USB-C-Netzteilen war nur mit dreien ein Laden des Kopfhörers möglich. Bei den anderen vier Netzteilen lud der Ace entweder nicht oder schaltete sich zusätzlich beim Anschließen des USB-Kabels auch noch ein, so dass er anstatt zu laden Energie verbrauchte. Ein klares Schema war dabei nicht zu erkennen. Während zwei 5-Watt-Netzteile nicht funktionierten, lud ein 7,5-Watt-Netzteil problemlos, ein aktuelles 30-Watt- bzw. 100-Watt-Netzteil dann jedoch wieder nicht, während ein 40-Watt-Exemplar wiederum ebenso wie ein 140-Watt-MacBook-Modell keine Probleme bereitete. ComputerBase hat dieses Verhalten von einem anderen Tester mit einem zweiten Testgerät überprüfen und bestätigen lassen und daraufhin Sonos über die Problematik informiert.
Nach Rücksprache mit dem Hersteller wurde klar, dass das Netzteil mindestens 15 Watt liefern muss. Warum die beiden 5-Watt-Netzteile nicht funktionieren, ist somit geklärt. Die anderen beiden Netzteile erfüllen hingegen formal die Anforderungen, laden den Ace aber dennoch nicht. Die Entwicklungsabteilung von Sonos untersucht das Problem inzwischen, das nach bisherigen Erkenntnissen mit bestimmten PD-Ladegeräten aufritt.
ANC, Transparenz und Trageerkennung
Wie bereits mehrfach erwähnt, verfügt der Sonos Ace über eine aktive Geräuschunterdrückung und einen Transparenzmodus. Während erstere die Umgebung möglichst effektiv ausschalten soll, sorgt letzterer dafür, dass die Umgebungsgeräusche über die Mikrofone des Kopfhörers an den Träger durchgeleitet werden, damit man sie auch beim Tragen der Kopfhörer weiterhin wahrnimmt.
Der Sonos Ace verfügt darüber hinaus über eine Trageerkennung, die über Infrarotsensoren in beiden Ohrmuscheln umgesetzt ist – sie auf beiden Seiten des Kopfhörer umzusetzen, ist durchaus selten. Wer aber denkt, dass es ausreicht, eine Seite des Kopfhörers anzuheben oder eine Ohrmuschel zu drehen, um die Wiedergabe zu pausieren, wird enttäuscht. Es müssen immer beide Ohrmuscheln angehoben werden bzw. der Kopfhörer vom Kopf genommen werden, um die Trageerkennung zu aktivieren und die Wiedergabe zu pausieren. Wird nur eine Ohrmuschel angehoben oder gedreht, passiert gar nichts. Im Alltag funktioniert die Trageerkennung beim Abnehmen des Ace ebenso zuverlässig wie schnell.
3D-Audio und Stream von der Sonos-Soundbar
Der Sonos Ace unterstützt 3D-Audio und Head-Tracking mit Dolby Atmos und Sony 360 Reality Audio von Apple Music, Amazon Music, Tidal und Deezer. TrueCinema, um den virtuellen Raumklang des Kopfhörers an den Raum anzupassen, will Sonos mit einem Software-Update nachreichen.
Ein Alleinstellungsmerkmal des Sonos Ace ist die Möglichkeit, ihn über Bluetooth mit einer Soundbar von Sonos verbinden zu können, indem der Content Key lange gedrückt wird, während die Soundbar gerade Inhalte wiedergibt. Gedacht ist diese Funktion etwa für Abende, wenn man zu zweit vor dem Fernseher sitzt, der Partner dabei aber einschläft und man fortan leise über den Kopfhörer weiter fernsehen möchte. Zum Start ist die einzige kompatible Soundbar die Sonos Arc. Der Hersteller plant jedoch, die Funktion auch für die Beam der ersten und zweiten Generation und für die Ray herauszubringen. Pro Soundbar kann immer nur ein Kopfhörer zur selben Zeit genutzt werden. Es können also nicht mehrere Personen vor dem Fernseher mit mehreren Kopfhörern sitzen.
Wird die Wiedergabe-Taste am Ace gedrückt gehalten, wechselt der Ton von der Soundbar zum Sonos Ace. Auch dabei lassen sich Raumklang und Head-Tracking verwenden. Beides kann in der Sonos-App einzeln deaktiviert werden. Ist Head-Tracking aktiv, wird dafür gesorgt, dass der Ton virtuell weiterhin aus dem Fernseher kommt, indem sich der Klang bei Bewegungen des Kopfes anpasst. Ein „Inertial Measurement Sensor“ (IMU) im Ace erkennt die Kopfbewegungen, sendet das Signal an die Arc-Soundbar – und die nimmt dann die Klanganpassung vor, bevor das Signal an den Kopfhörer übertragen wird. Laut Sonos sei dies der bessere Weg, da die Rechenleistung der Soundbar deutlich größer sei als die des Kopfhörers.
Spatial Audio und Head-Tracking lassen sich wie erwähnt auch manuell deaktivieren. Wenn man sich jedoch zu weit entfernt, etwa weil man den Raum verlässt, um etwas zu holen, wird es automatisch ausgeschaltet und wieder aktiviert, sobald man sich wieder näher an der Soundbar befindet.
ComputerBase konnte die Funktion ausgiebig testen. Sie funktioniert im Alltag tadellos, sowohl mit virtuellem Raumklang als auch ohne, was auch fürs Head-Tracking gilt. Es gibt weder Aussetzer bei der Übertragung, noch fällt eine störende Latenz auf, die Bild und Ton zerreißt. Am Klang gibt es ebenfalls nichts auszusetzen, obschon die Wiedergabe über eine Arc-Soundbar beim Fernsehen der Wiedergabe über den Ace generell vorzuziehen ist – so zumindest die persönliche Meinung des Autors.
Um die Funktion nutzen zu können, müssen sowohl Sonos-Soundbar als auch Ace in der Sonos-App hinzugefügt sein – unter iOS, denn mit Android funktioniert die Kopplung beider Geräte noch nicht. In den Einstellungen des Ace steht dann unter dem Punkt „Heimkino“ die Option „TV Audio Swap hinzufügen“ zur Verfügung. Nachdem die beiden Geräte gekoppelt wurden, kann der Ace verwendet werden, um Inhalte von der Arc zu empfangen.
Die Funktionen der Sonos-App
Die Sonos-App bietet für den Ace bisher vergleichsweise wenig Funktionen und Anpassungsmöglichkeiten. Sie zeigt den Akkustand und das oder die aktuell verbundenen Endgeräte an und erlaubt das Umschalten zwischen ANC, Transparenzmodus und der Deaktivierung beider Modi. Wird 3D-Audio wiedergegeben, kann in der App zudem Head-Tracking ein- und ausgeschaltet werden.
Darüber hinaus bietet sie die bereits genannte Funktion zum Verbinden mit einer Arc-Soundbar von Sonos sowie der Steuerung von Spatial Audio und Head-Tracking bei der Übertragung von der Soundbar.
Über die Sonos-App ist es zudem möglich, den Klang auch mittels Equalizer individuell anzupassen. Allerdings erlaubt er nur die vergleichsweise rudimentäre Anpassung der Höhen und des Basses um jeweils fünf Punkte nach oben oder unten. Darüber hinaus kann die Balance zwischen links und rechts geändert werden, was wiederum nur die wenigsten Kopfhörer bieten. Die Option, dass Bass und Höhen bei geringer Lautstärke angehoben werden, lässt sich in der App ausschalten und ist standardmäßig aktiv.
Bei der Steuerung kann der Nutzer in der App festlegen, ob über die ANC-Taste durch alle drei Geräuschmodi geschaltet werden soll oder nur durch ANC und den Transparenzmodus. Zudem lässt sich die Trageerkennung steuern und wahlweise nur für die Wiedergabe von Musik oder auch das Annehmen von Anrufen nutzen, was bei Aktivierung automatisch erfolgt, sobald man den Kopfhörer aufsetzt.
Zu guter Letzt lassen sich über die App Firmware-Updates für den Ace aufspielen. Im Test wurde Firmware 2.8.2 genutzt.
Was die App somit insbesondere nicht aufweist, ist eine Anpassung des Noise-Cancellings und des Transparenzmodus, um deren Intensität zu steuern. Auch die umfangreichen Optionen zur Klangoptimierung oder zur ortsabhängigen Steuerung, die beispielsweise beim Sony WH-1000XM5 (Test) geboten werden, oder aber ein Hörtest für die Individualisierung des Klangs an das Gehör des Trägers bietet Sonos nicht. Obschon viele Funktionen im Alltag schlussendlich gar nicht verwendet werden, lässt es der Hersteller hier einfacher angehen.
Klang des Sonos Ace
Der Sonos Ace liefert einen angenehm unaufgeregten Klang, der weder mit zu viel Basswummern noch spitzen, übertriebenen Höhen versucht, Aufmerksamkeit zu erhaschen. Wer ausgewogene Musik schätzt, die gleichsam mit einem klaren, differenzierten Klang überzeugt, wird mit dem Kopfhörer durchaus glücklich. Ein Sony WH-1000XM5 (Test) oder auch ein Bose QuietComfort Ultra (Test) legen den Fokus deutlich stärker auf den Bass als der Sonos Ace. Letzterer geht klanglich eher in die Richtung eines Sennheiser Momentum 4 Wireless (Test). Dennoch kann er Bass durchaus prägnant, druckvoll und überzeugend ausspielen, wenn es denn von der Musik auch gefordert wird. Bei maximaler Lautstärke fangen Höhen allerdings leicht an zu zischen. Dreht man die Lautstärke nur etwas zurück, ist jedoch dieser Umstand ebenfalls passé.
Interessant sind zudem zwei Punkte. Einerseits wirkt sich ANC minimal auf den Klang aus, wenn man ganz genau hinhört – allerdings positiv und nicht negativ. Denn leiser Bass, der sonst schon verlorenzugehen droht, wird bei aktiviertem ANC präsenter und klarer. ANC macht den Sonos Ace insgesamt im Klang tatsächlich noch ausgewogener und besser.
Andererseits schafft es der Sonos Ace, den Tiefbass in St Jude von Florence + The Machine selbst bei leiser Wiedergabe gut wiederzugeben – allerdings nur, wenn man in der Sonos-App den ab Werk aktivierten Eintrag im Equalizer, dass bei leiser Wiedergabe Höhen und Tiefen verstärkt werden, eingeschaltet lässt. Deaktiviert man ihn, geht der Tiefbass bei leiser Wiedergabe gänzlich verloren.
Insgesamt klingt der Sonos Ace hervorragend.
Analyse des Frequenzverlaufs
ComputerBase führt auch bei neuen Kopfhörern Messungen zum Frequenzverlauf durch. Hierfür wird auf das miniDSP „Headphone & Earphone Audio Response System“ (H.E.A.R.S.) in Verbindung mit der Software REW zurückgegriffen. Hierbei handelt es sich nicht um eine IEEE-standardisierte Messstation, sie liefert jedoch gute Vergleichswerte, die insbesondere eine Vergleichbarkeit der betrachteten Kopfhörer untereinander ermöglichen. Die Mikrofone im rechten und linken Ohr des miniDSP H.E.A.R.S. sind kalibriert. Der Schalldruck ist bei allen Kopfhörern bei 300 Hz auf circa 84 dB kalibriert. Ein idealer Verlauf entspräche somit einer geraden Linie bei 84 dB. Alle Messungen werden nach Herstellervorgaben von 20 Hz bis 20 kHz mehrfach und mit unterschiedlichen Kopfhörerpositionen durchgeführt, um diese Einflüsse zu berücksichtigen und einen falschen Sitz zu erkennen. Die Ergebnisse sind, wie in den Graphen dargestellt, leicht geglättet.
Der Frequenzverlauf zeigt eine minimale Anhebung der unteren Mitten, während vor allem der Bass deutlich abfällt. Die Höhen sind im Vergleich zu den Mitten ebenfalls etwas unterrepräsentiert.
Der bereits erwähnte Unterschied zwischen aktiviertem und deaktiviertem Noise-Cancelling beim Klang ist auch im Frequenzgang zu erkennen. Im Bassbereich ist dieser bei eingeschaltetem ANC deutlich präsenter als ohne ANC. Der Unterschied im Diagramm ist allerdings weit größer als man ihn klanglich wahrnimmt.
Das ANC des Sonos Ace
Das ANC des Sonos Ace liefert gute Ergebnisse. Zum einen sorgt es nicht für ein störendes Rauschen, wenn man es aktiviert. Bei absoluter Stille ist ein leichtes Säuseln im Ohr zu hören. Es stört aber weder bei der Musikwiedergabe noch bei ruhigen Podcasts.
Tiefe und monotone Frequenzen werden hervorragend eliminiert, das Tippen auf einer Tastatur bleibt jedoch selbst mit eingeschaltetem ANC zu hören, wenn auch leiser. Insgesamt reicht die ANC-Leistung des Sonos Ace nicht ganz an die des Sony WH-1000XM5 (Test) heran. Dieser filtert mehr Frequenzen und insgesamt stärker, so dass es unter ihm noch leiser ist als unter dem Ace. Gewitter wird zwar ähnlich gut gefiltert, bleibt allerdings insgesamt beim Ace etwas lauter als beim WH-1000XM5.
Für die ANC-Krone reicht es beim Debüt somit nicht. Die ANC-Leistung des Ace ist aber dennoch sehr gut.
Wind bei ANC
Starker Wind wird bei aktiviertem ANC noch leicht auf die Ohren des Trägers des Sonos Ace übertragen, ist aber nicht störend. Das Mesh-Gitter sorgt hier in der Tat für eine gute Isolation. Wind ist somit kein Grund, das ANC des Kopfhörers zu deaktivieren, denn bei ausgeschaltetem ANC ist nicht weniger Wind zu hören – tendenziell sogar mehr.
Hervorragender Transparenzmodus
Der Transparenzmodus des Sonos Ace ist hervorragend. Wenn man den Transparenzmodus, in der App „Aware Modus“ genannt, aktiviert hat und keine Musik wiedergibt, hört man keinen Unterschied, wenn man den Sonos Ace trägt oder abnimmt. Die Umgebung wird mit exakt der Lautstärke übertragen, die sie auch ohne Kopfhörer aufweist, und klingt sogar noch identisch – beeindruckend. Hier kann Sonos als erster Hersteller im Testfeld mit dem Apple AirPods Max (Test) mithalten.
Bei lauter Musikwiedergabe gerät die Umgebung so allerdings in den Hintergrund, so dass man zwar wahrnimmt, dass etwas um einen herum passiert, um Gespräche oder Durchsagen immer auch zu verstehen, muss aber dennoch die Musik pausiert oder der Kopfhörer schnell abgenommen werden.
Wind beim Transparenzmodus
Wie bereits erwähnt, werden für den Transparenzmodus nicht alle acht Mikrofone des Sonos Ace genutzt, sondern zwischen ihnen wird dynamisch umgeschaltet – so die Theorie. In der Praxis sind Windgeräusche auf dem Kopfhörer durchaus hörbar, jedoch nutzt Sonos in erster Linie die nach unten gerichteten Mikrofone für den Transparenzmodus, so dass sie sich nicht so stark übertragen. Trifft Wind auf die nach vorne gerichteten Mikrofone, ist in der Tat eine leichte Anpassung zu spüren, die die Windgeräusche etwas reduziert, aber auch nicht vollends eliminiert.
Telefonie mit etwas Umgebungsgeräuschen
Der Sonos Ace filtert bei Telefonaten nicht die gesamten Umgebungsgeräusche um den Träger herum heraus, so dass beispielsweise Straßenlärm und Vogelgezwitscher auch beim Gesprächspartner zu hören sind. Obschon die Stimme nicht glasklar klingt, etwas rauscht und an einzelnen Stellen verzerrt, wirkt sie weitgehend natürlich. Das ein oder andere Telefonat kann man mit dem Sonos Ace somit durchaus führen, insbesondere in ruhiger Umgebung.
Latenz im Vergleich
Bei der Latenz kann der Sonos Ace ohne LE Audio noch nicht auf einen Audio-Codec – weder standardisiert noch proprietär – zurückgreifen, der die Verzögerung zwischen Bild und Ton reduzieren könnte. Mit AAC und aptX (HD) kommen die bekannten, vergleichsweise langsamen Codecs zum Einsatz und so stellt sich im Test deshalb auch die übliche Latenz von 160 bis 180 ms ein, was einem sichtbaren Versatz zwischen Bild und Ton entspricht, wenn die Software keine Synchronisation vornimmt. aptX Adaptive in Verbindung mit einem Smartphone, das diesen Codec unterstützt, kann die Latenz reduzieren, macht dies auf dem Sonos Ace im Vergleich zu den anderen Codecs jedoch nicht.
Bei der reinen Musikwiedergabe sind all diese Überlegungen wie immer unbedeutend.
Kopfhörer | Latenz |
---|---|
Sonos Ace | 160–180 ms (Android, aptX Adaptive/iOS, AAC) |
Bose QuietComfort Ultra | 100 ms (Android, aptX Adaptive) / 160–180 ms (iOS, AAC) |
Soundcore Space One | 160–180 ms (Android, LDAC/iOS, AAC) |
Dyson Zone | 160–180 ms (Android, SBC/iOS, AAC) |
Sennheiser Momentum 4 Wireless | 80–100 ms (Android, aptX Adaptive) / 160–180 ms (iOS, AAC) |
Sony WH-1000XM5 | 160–180 ms (Android, LDAC) / 160–180 ms (iOS, AAC) |
Shure Aonic 40 | 160–180 ms (Android, aptX HD/iOS, AAC) |
Urbanista Los Angeles | 160–180 ms (Android, SBC/iOS, AAC) |
JBL Tour One | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Sennheiser HD 250BT | 70 ms (aptX LL), 160–180 ms (Android, aptX/iOS, AAC) |
Yamaha YH-E700A | 70 ms (Android, aptX Adaptive), 160–180 ms (iOS, AAC) |
Urbanista Miami | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Apple AirPods Max | 50–60 ms (iOS, AAC), 90–100 ms (Android, AAC) |
Razer Opus | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) / 80–100 ms (Gaming-Mode) |
Marshall Major IV | 160–180 ms (Android/iOS, SBC) |
Anker Soundcore Life Q30 | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Skullcandy Crusher Evo | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
JBL Club One | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Jabra Evolve2 85 | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Jabra Elite 45h | 160–180 ms (Android/iOS, SBC) |
Sony WH-1000XM4 | 160–180 ms (Android, LDAC) / 160–180 ms (iOS/Android, AAC) |
JBL Club 950NC | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Sony WH-CH710N | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
iFrogz Airtime Vibe | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Sony WH-1000XM3 | 160–180 ms (Android, LDAC) / 160–180 ms (iOS, AAC) |
Bowers & Wilkins PX5 | 160–180 ms (Android, aptX HD) / 160–180 ms (iOS, AAC) |
Montblanc MB 01 | 160–180 ms (Android, aptX HD) / 160–180 ms (iOS, AAC) |
Sennheiser Momentum 3 Wireless | 80 ms (Android, aptX LL) / 160–180 ms (iOS, AAC) |
Marshall Monitor II A.N.C. | 160–180 ms (Android/iOS, SBC) |
beyerdynamic amiron wireless copper | 160–180 ms (Android, aptX HD) / 160–180 (iOS, AAC) |
Fazit
Das Debüt des Sonos Ace ist gelungen. Sonos' erster Kopfhörer liefert einen sehr guten Klang, trägt sich äußerst angenehm, lässt sich sehr gut bedienen und ist hervorragend verarbeitet, wobei auch das schlichte Design großen Anklang findet. Der Transparenzmodus ist besonders herausragend und gibt die Umgebung tatsächlich exakt so wieder, wie man sie auch ohne Kopfhörer hört. Die magnetischen Ohrpolster lassen sich sehr einfach wechseln und kleine Details wie das farbige Mesh an der Innenseite zeigen die Detailverliebtheit.
Mit aptX inklusive HD, Adaptive und Lossless wird wenigstens ein Audio-Codec geboten, der bessere Qualität als SBC und AAC liefert, auch wenn er nur mit einem Smartphone genutzt werden kann, das diesen Codec unterstützt. LE Audio weist der Sonos Ace zum Start noch nicht auf – eine vertane Chance, sich in diesem Punkt positiv von der Konkurrenz abzusetzen. Sound kann allerdings auch über USB-C wiedergegeben werden – ein passendes Adapterkabel auf 3,5-mm-Klinke liefert der Hersteller mit.
Die von Sonos gebotenen Funktionen verrichten ihre Arbeit anstandslos, auch Head-Tracking und 3D-Audio arbeiten zuverlässig. Die Möglichkeit, den Ace mit der Sonos-Soundbar Arc zu koppeln und mit einem Tastendruck am Kopfhörer den Ton von dieser auf den Kopfhörer zu schicken, ist für alle praktisch, die häufig einen Kopfhörer am Fernseher nutzen. Das Zusammenspiel der beiden Geräte funktioniert sehr gut und zuverlässig – was man nicht von jeder Kombination von Fernseher und Kopfhörer behaupten kann. Sonos will die Option künftig auf zusätzliche Soundbars erweitern.
Dass die Trageerkennung erst einsetzt, wenn man beide Ohrmuscheln anhebt, verwundert allerdings. Ebenso fällt der Equalizer in der Sonos-App zu puristisch aus, um Musikliebhaber zu überzeugen.
Sucht man einen Kopfhörer, den man fast nur auf Flugreisen mit Noise-Cancelling einsetzen möchte, um dort für Ruhe zu sorgen, ist der Sony WH-1000XM5 (Test) dem Sonos Ace jedoch etwas überlegen. Er filtert mehr Umgebungsgeräusche stärker. Und auch das geringere Gewicht des Sony WH-1000XM5 (Test) merkt man im Alltag durchaus. Zudem bietet dieser in der App von Sony deutlich mehr Optionen, als sie Sonos derzeit über die App liefert – ob man sie tatsächlich benötigt oder gar nutzt, steht allerdings auf einem anderen Blatt.
Das einzige Problem, das im Test des Sonos Ace auftrat, waren tatsächlich die Ladeprobleme mit mehreren Netzteilen. Der Sonos Ace ließ sich nicht mit jedem Netzteil laden – an einigen passierte nichts, an anderen wurde der Kopfhörer beim Anschließen eingeschaltet statt zu laden. Ärgerlich, denn als Nutzer möchte man sich keine Gedanken darüber machen, welches Netzteil man nutzen muss, wenn man den Kopfhörer laden will.
Im Vergleich zur Konkurrenz ist die unverbindliche Preisempfehlung, sofern sie im Handel nicht deutlich unterboten wird, allerdings hoch angesetzt. 500 Euro scheint das neue 300 Euro bei Kopfhörern zu sein. Die Sony WH-1000XM5 sind schon für 299 Euro erhältlich* und auch die Bose QuietComfort Ultra (Test) sind inzwischen stark im Preis gefallen und nunmehr für 365 Euro zu haben*. Preislich ist der Sonos Ace zum Start auf einem Niveau mit dem Apple AirPods Max (Test), der aktuell für etwas über 500 Euro verfügbar ist. Trotz der Nähe von Sonos zu Apple und des Zertifikats „Made for iPhone/iPad/iPod“ kann Sonos aber keine Apple-exklusiven Funktionen wie die Integration in das Wo-ist?-Netzwerk oder einen automatischen Wechsel der Wiedergabe zwischen Apple-Geräten integrieren, die Apple sich als Alleinstellungsmerkmal vorbehält.
ComputerBase hat den Ace leihweise unter NDA von Sonos zum Testen erhalten. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Test fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Die einzige Vorgabe war der frühestmögliche Veröffentlichungszeitpunkt.
(*) Bei den mit Sternchen markierten Links handelt es sich um Affiliate-Links. Im Fall einer Bestellung über einen solchen Link wird ComputerBase am Verkaufserlös beteiligt, ohne dass der Preis für den Kunden steigt.
Dieser Artikel war interessant, hilfreich oder beides? Die Redaktion freut sich über jede Unterstützung durch ComputerBase Pro und deaktivierte Werbeblocker. Mehr zum Thema Anzeigen auf ComputerBase.