Aus in Deutschland: Huawei-Komponenten sollen aus 5G-Netz verschwinden
Ob die Mobilfunknetzbetreiber wie gehabt 5G-Komponenten von Huawei und weiteren Anbietern aus China verbauen dürfen, steht seit geraumer Zeit auf der Kippe. Nun soll es eine Einigung mit der Bundesregierung geben. Huawei-Komponenten müssen demnach bald verschwinden, die Frist ist aber länger als ursprünglich angedacht.
Von dem Beschluss berichten WDR, NDR und Süddeutsche Zeitung. Bis 2026 haben die Deutsche Telekom, Vodafone und Telefónica nun Zeit, um Netzwerkkomponenten chinesischer Hersteller wie Huawei oder ZTE aus dem Kernnetz zu entfernen. Beim Zugangsnetz, zu dem auch die Funkmasten zählen, läuft die Frist hingegen bis 2029. Dann müssen auch diese Bereiche des Mobilfunknetzes weitgehend ohne chinesische Komponenten betrieben werden.
Auf diesen Fahrplan haben sich Vertreter der Bundesregierung und der Netzbetreiber auf einem Treffen in dieser Woche verständigt, so WDR, NDR und Süddeutscher Zeitung. Schriftlich liegt der Beschluss samt aller Details aber noch nicht vor, das soll aber in Kürze der Fall sein.
Kompromiss nach langen Verhandlungen
Ursprünglich hatte das Bundesinnenministerium deutlich kürzere Fristen gefordert. Ein Huawei-Aus im Kernnetz war bis 2025 geplant, die Zugangsnetze sollten bis 2026 von chinesischen Komponenten befreit werden. Die Netzbetreiber protestierten aber lautstark. Sie warnten vor den Milliardenkosten für den Umbau. Diese würden den 5G-Ausbau ausbremsen, zudem bestehe die Gefahr, dass Funklöcher entstehen.
Von daher ist das aktuelle Abkommen als Kompromiss zu sehen, der die seit Jahren laufenden Verhandlungen beendet. Längere Fristen erleichtern den Wechsel der Komponenten, der aber trotzdem erfolgen muss und mit Kosten verbunden ist.
Vor den Sicherheitsrisiken, die angeblich beim Einsatz chinesischer Netzwerkkomponenten bestehen, wird seit langen gewarnt. Die USA und Großbritannien haben den Huawei-Verzicht jeweils schon vor Jahren beschlossen, in Europa forderte unter anderem die EU-Kommission, dass Deutschland nachbessern müsse. Die Sorge: Sollte sich der geopolitische Konflikt mit China verschärfen, könnten Abhängigkeiten gravierende Konsequenzen haben. Als negatives Beispiel gilt die Gasversorgung aus Russland.
Laut dem Bericht von WDR, NDR und Süddeutscher Zeitung ist dieser Aspekt auch das zentrale Argument der Bundesregierung. Diese bewertet die Marktmacht von Huawei als kritisch, laut einer Studie von Strand Consult aus dem Jahr 2022 soll jene im 5G-Netz bei fast 60 Prozent liegen.
Weniger relevant für die Bundesregierung sollen hingegen die Warnungen vor Sabotage und potenziellen Backdoors sein. Solche Sicherheitslücken sind bis dato auch nicht entdeckt worden, Huawei hat die Vorwürfe zudem stets zurückgewiesen.
Die Netzbetreiber wollten den Bericht gegenüber WDR, NDR und Süddeutscher Zeitung nicht kommentieren. Ein Sprecher des Bundesinnenministeriums erklärte lediglich, das Prüfverfahren für 5G-Komponenten von chinesischen Herstellern solle bald abgeschlossen sein.
Offene Schnittstellen beim Netzausbau
Neben den Ausbaufristen soll das Abkommen auch Vertragsstrafen beinhalten, wenn die Netzbetreiber die Vorgaben nicht einhalten. Zudem ist ein „Pakt für offene Schnittstellen“ in Arbeit.
Dieser soll es ermöglichen, dass sowohl die Hardware der Funkmasten als auch die Steuerungssoftware jeweils von zwei verschiedenen Anbietern geliefert werden kann. Das Ziel ist also klar: Man will bestehende Abhängigkeiten nicht nur reduzieren, sondern das entsprechende Risiko für die Zukunft auch minimieren.