Fritz!Box-Hersteller: Imker Capital kauft AVM, Gründer behalten kleinen Anteil

Update Fabian Vecellio del Monego
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Fritz!Box-Hersteller: Imker Capital kauft AVM, Gründer behalten kleinen Anteil

Schon seit Ende 2023 sucht der Berliner Fritz!Box-Hersteller AVM nach einem Käufer. Jetzt hat sich offenbar ein potenzieller Investor gefunden, wie kurioserweise aus einer Bekanntmachung der österreichischen Bundeswettbewerbs­behörde hervorgeht. Es handelt sich um die Unternehmen Rucio Investment und Imker Capital Partners.

Übernahme aus dem Ausland

Die Meldung durch die BWB, also das Pendant des deutschen Bundeskartellamts in Österreich, erfolgt gemäß Paragraf 10, Absatz 3, Nummer 2 des österreichischen Kartellgesetzes. Demnach muss die Behörde die Anmeldung eines beabsichtigten Zusammenschlusses zweier oder mehrerer Unternehmen unverzüglich öffentlich bekanntmachen. Anzumerken ist, dass es sich bei Rucio Investment und Imker Capital Partners, die Rucio nach den Angaben der BWB kontrollieren, keineswegs um österreichische Unternehmen handelt. Die Holding Rucio Investment S.à r.l hat ihren Sitz in Luxemburg, die Investment­gesellschaft Imker Capital wiederum im Vereinigten Königreich. Die Übernahme von AVM soll indes mittelbar durch die vor einigen Monaten ins Leben gerufene Spree 24 Beteiligung GmbH erfolgen.

Die Bekanntmachung der BWB zielt darauf ab, dass konkurrierende Unternehmen oder Stakeholder eine Möglichkeit zur Äußerung erhalten. Binnen 14 Tagen können diese gegenüber der Bundeswettbewerbs­behörde formuliert werden. Es ist dementsprechend davon auszugehen, dass sich die AVM-Inhaber und die Käufer im Hintergrund bereits einig geworden sind. Sollte nun kein Widerspruch erfolgen, könnte die Übernahme noch in diesem Jahr vollzogen werden, sofern die Wettbewerbshüter anderer Länder keine Bedenken anmelden – der Kauf wird unter anderem auch beim deutschen Bundeskartellamt landen. Details zur Transaktion sind nicht bekannt.

AVM sitzt noch immer in Berlin

Die AVM Computersysteme Vertriebs GmbH beschäftigt gegenwärtig ungefähr 900 Mitarbeiter, die im letzten Jahr einen Umsatz von über 600 Millionen Euro bei einem Gewinn von knapp 90 Millionen Euro erwirtschaften konnten. Das im Jahr 1986 in Berlin von vier Studenten gegründete Unternehmen wird noch heute von drei der vier Gründer geleitet, denen das Unternehmen auch gehört. Den allermeisten Endkunden ist AVM durch den Vertrieb von Routern mit integriertem DSL-Modem bekannt. Diese Geräte werden seit dem Jahr 2004 unter dem Namen Fritz!Box vertrieben. Zuvor produzierte AVM primär ISDN-Karten für PCs.

Erst vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass das deutsche Bundeskartellamt wegen systematischer vertikaler Preisbindung mit dem Fachhandel ein Bußgeld in Höhe von 16 Millionen Euro gegen AVM verhängt hat.

Die Redaktion dankt Leser Engaged für den Hinweis zu dieser Meldung.

Update

Inzwischen hat sich AVM zur Bekanntmachung der österreichischen Bundeswettbewerbs­behörde geäußert und bestätigt, dass sich die Unternehmensgründer und bis heute alleinigen Inhaber des Unternehmens als neuen, langjährigen Investor für Imker Capital Partners (Imker) entschieden haben.

Wir sind den Generationswechsel aktiv und systematisch angegangen, um den Erfolg von AVM fortzuschreiben. Wir freuen uns, Imker als neuen Investor zu begrüßen, da sie unsere Vorstellungen zur Zukunft von AVM teilen. Das Engagement von Imker ist ein wichtiger Meilenstein in der Geschichte unseres Unternehmens und wird die Fähigkeit von AVM, innovative Lösungen anzubieten, weiter fördern.

Johannes Nill, CEO und Sprecher der Geschäftsführung

AVM strebt mit dem neuen Investor im Rücken Wachstum durch neue Produkte und eine verstärkte Internationalisierung an. Die Gründer von AVM bleiben dem Unternehmen mit einem Minderheitsanteil als Gesellschafter und als Beirat erhalten.