„Für-immer-Maus“: Logitech evaluiert Abo-Modell für Computer-Nager

Max Doll
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„Für-immer-Maus“: Logitech evaluiert Abo-Modell für Computer-Nager

Software und Spiele als „Service“ mit Abomodell anzubieten, hat sich etabliert. Klappt das auch mit Mäusen? Laut Logitech-CEO Hanneke Faber denkt das Unternehmen darüber nach. Das Produkt soll dadurch an Langlebigkeit gewinnen.

Im Decoder-Podcast von The Verge ging es zunächst um die Bedeutung für Software für das Firmengeschäft. Software werde im Zeitalter von KI im Geschäftskundenbereich „jeden Tag wichtiger“, sagte Faber. Für Endkunde gebe es Logitech Options+, die sich ComputerBase zusammen mit der Tastatur-Maus-Kombo MK950 (Test) bereits angeschaut hat. Dort verspricht das Unternehmen mit ChatGPT-Verknüpfung und „Smart Actions“ Produktivitätssteigerungen.

In diesem Bereich sieht Logitech tatsächlich eine Zukunft. Laut Aussagen von Faber beschäftigt der Konzern mittlerweile mehr Software- als Hardware-Ingenieure. Das unterstreicht die Bedeutung von Softwareentwicklung, aber auch die langfristige Ausrichtung. Für Faber trägt das zur Langlebigkeit eines Produkts bei, weil es anderen überlegen sei und mit Updates verbessert werden könne. Ein wenig entsteht der Eindruck, dass KI auch hier eine gewisse Goldgräberstimmung ausgelöst hat.

So why would I be throwing my mouse or my keyboard away if it’s a fantastic-quality, well-designed, software-enabled mouse. The forever mouse is one of the things that we’d like to get to.

Hanneke Faber

Updates für die Nachhaltigkeit

Ziel ist es, die Langlebigkeit der Logitech-Produkte zu verbessern. Faber erwähnte in diesem Zusammenhang das Konzept einer „Forever-Maus“. Diese „war ein wenig schwerer, sie hatte großartige Software und Dienste, die man kontinuierlich updaten kann, und sie war wunderschön“, führte Faber aus. Als Herausforderung benannte sie das Geschäftsmodell. Software spiele dabei eine noch größere Rolle.

Für Faber stellt sich die Frage, ob ein Abo-Modell wie in der Videokonferenz-Sparte möglich sei. Das verglich sie mit einer Rolex-Uhr. Die Idee dahinter: Tolle Hardware kann man lange behalten, wenn sie sich weiter verwenden lässt – man zahle für Software-Updates für die Mausund man muss sich danach nie wieder Gedanken darum machen“, anstatt irgendwann auf ein neues Produkt zu wechseln. Dabei nimmt Faber immer wieder auf den Aspekt der Nachhaltigkeit Bezug.

Alter Wein in neuen Schläuchen?

Obwohl sich Faber die Abo-Maus zwar vorstellen kann, wird sie kein Produkt für die unmittelbare Zukunft. Dass sie bei Endkunden gut ankommt, ist zudem unwahrscheinlich. Ein Abo für ein Hardware-Produkt, das nicht zwingend auf einen Cloud-Dienst für seine Funktion angewiesen ist, das dürfte schwierig zu verkaufen sein. In manchen Sparten lebt auch Logitech von Hardware-Innovation, etwa im Bereich Gaming. Darüber hinaus lebt auch die Hardware nicht ewig, wenn das Design kaum zu reparieren ist.

Eine Lücke könnte höchstens dann entstehen, wenn tatsächlich Cloud-Dienste als reine Option in das Produkt gewoben werden, wie Logitech dies mit Options+ bereits versucht hat. Ein paar vordefinierte Makros und eine ChatGPT-Verknüpfung erscheinen allerdings wenig zugkräftig für einen Bezahldienst, ein echter Mehrwert für „Software“ fehlt noch. Hardware stößt zudem irgendwann an Limitierungen; Windows 11 läuft schlicht nicht mehr auf zwanzig Jahre alten Rechnern. Wird Software aber unabhängig der Hardware, dann wird aus dieser wolkigen Vision letztlich ein weiteres KI-Abo in neuem Gewand, bei dem der Endkunde sich Zugriff auf „Mehrwertdienste“ von Logitech sichert. Diesen Mehrwert muss Logitech für eine Maus aber erst einmal finden.

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