Generative AI-Suche: Microsoft Bing beantwortet Suchanfragen bald mit generativer KI

Andreas Frischholz
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Generative AI-Suche: Microsoft Bing beantwortet Suchanfragen bald mit generativer KI
Bild: Microsoft

Wie Google will auch Microsoft die Bing-Suche stärker auf Inhalte umstellen, die generative KI-Systeme verwenden. „Bing generative search“ heißt die Funktion, die auf Suchanfragen nicht nur Ergebnislisten, sondern auch direkt eine Antwort ausgibt.

Die Ergebnisse entsprechen dem Ansatz, den auch Google und AI-Suchmaschinen wie Perplexity verfolgen. Wenn Nutzer eine Anfrage stellen, erscheint zuerst eine Zusammenfassung, dann folgen die Quellen sowie weitere Inhalte. Im Blog-Beitrag spricht Microsoft von einer „maßgeschneiderten und dynamischen Antwort“.

GIF Generative Search für Microsofts Bing-Suche (Bild: Microsoft)

Wie so etwas aussehen kann, zeigt man anhand der Suchanfrage „Was ist ein Spaghetti-Western?“. Zunächst erscheint die allgemeine Erklärung, dann folgen Quellen für diesen Text sowie weitergehende Informationen – in diesem Fall sind es Auflistungen mit Filmen und Schauspielern. Die klassische Ergebnisliste befindet sich rechts am Rand, ist also ebenfalls auf den ersten Blick im Sichtfeld. Zusätzlich generiert Bing ein Inhaltsverzeichnis.

Noch befindet sich die neue Suche in einer Testphase. Nur bei einer kleinen Anzahl von Suchanfragen werden entsprechende Antworten ausgespielt. Microsoft will das Experiment in der nächsten Zeit aber ausweiten.

Bing Chat als Startschuss für KI-Hype

Die Suchmaschine war ursprünglich der Auftakt für Microsofts KI-Hype. Mit dem Bing Chat veröffentlichte man im Februar 2023 den ersten generativen AI-Chatbot, der später als Copilot in praktisch alle Produkte des Konzerns Einzug gehalten hat. Bei der Suchmaschine war dieser aber nicht direkt in die Suche integriert, stattdessen konnten Nutzer den Chatbot als separate App öffnen, die aber Inhalte aus der Suchmaschine ausspielte. So hatte der Copilot schon frühzeitig Zugang zu Echtzeitdaten.

Nun startet also die direkte Integration in die Suche, die jedoch deutlich herausfordernder ist. Drei zentrale Probleme:

  • Zuverlässigkeit der Ergebnisse
  • Verantwortung für die generierten Inhalte
  • Urheberrechtsverletzungen

Wie fatal es sein kann, wenn eine generative KI-Suche falsche bis katastrophale Antworten liefert, hat Google erlebt. Der Start des AI Overview entwickelte sich zum Desaster, teilweise lieferte die Suche haarsträubende Antworten. Zu diesen zählten die Empfehlungen, täglich eine bestimmte Menge Steine zu essen oder das Verlaufen von Pizzakäse mit Kleber zu verhindern.

Google musste in der Folge zurückrudern, behaarte aber auf dem System. Die Aussage des Konzerns, dass es vor allem seltene Suchanfragen waren, die schiefgingen, hilft im Endeffekt aber auch nicht beim Kernproblem: Generative AI-Systeme tendieren zum Halluzinieren, also dem Ausspielen falscher bis irreführender Antworten.

Das passiert insbesondere, wenn die Datenbasis nicht ausreicht. Selbst wenn man die Effekte eindämmt, besteht also immer das Risiko, dass falsche Antworten erscheinen. Und selbst ein winziger Prozentsatz kann mit einer Vielzahl an Anfragen einhergehen.

Hinzu kommen rechtliche Fragen. Bis dato hafteten Suchmaschinenbetreiber in der Regel nicht, weil diese lediglich Ergebnislisten präsentieren. Mit generierten Antworten ändert sich das. Generell gelte, dass die Anbieter von KI-Systemen für ihre Inhalte verantwortlich sind, sagte Christian Koch, Fachanwalt für Medien-, Urheber- und IT-Recht bei der Kanzlei KKP.Law, im Gespräch mit ComputerBase im Mai. Der Teufel steckt aber in den Details. Weil Regelungen wie das Produkthaftungsgesetz zum Einsatz kommen, ist die Umsetzung deutlich komplizierter.

Wenn Suchmaschinenbetreiber wie nun auch Microsoft die Inhalte von fremden Webseiten übernehmen, steht zudem die Frage im Raum, ob es sich um Urheberrechtsverletzungen handelt. In den USA rechtfertigen sich die Anbieter mit dem Verweis auf Fair-Use-Regeln, darüber entscheiden aber noch Gerichte. In der EU gibt es so eine Ausnahme nicht. Daher geht Christian Koch davon aus, dass es sich bei den generierten Antworten auch um Vervielfältigungen handeln kann, bei denen der Urheber eigentlich zustimmen müsste. „Ob es eine Urheberrechtsverletzung ist, müsste man im Einzelfall prüfen“, sagte Koch.

Web-Dienste machen daher bereits die Schotten dicht. Die einzige Suchmaschine, die derzeit noch Reddit-Inhalte abrufen kann, ist Google. Bing, DuckDuckGo und weitere werden blockiert, berichtet 404 Media. Der Konzern hatte Anfang des Jahres ein Abkommen mit Reddit vereinbart. Die Plattform versucht so, ihre Inhalte zu monetarisieren, der Zugriff über die API ist bereits seit letztem Jahr deutlich erschwert.

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