microG macht's möglich: Google Play & Apps auf Huawei-Smartphones installieren
Aufgrund der US-Sanktionen ist es Huawei nicht gestattet, Google-Services, -Apps und ‑Dienste auf seinen Smartphones und Tablets anzubieten. Modelle wie das Huawei Pura 70 Ultra werden ohne den Google Play Store geliefert. Mit microG lassen sich Googles Apps und Dienste aber auf Huawei-Smartphones installieren.
Google Play auf Huawei-Smartphones: Die Anleitung
Die nachfolgende Anleitung soll zeigen, wie einfach es mit microG inzwischen wieder möglich ist, Google-Services und -Apps auf Huawei-Smartphones zu installieren. Auf diese Weise kann man faktisch nicht nur den Google Play Store, sondern auch Google Fotos, Maps und Kontakte auf Modellen wie dem Huawei Pura 70 oder Huawei P60 Pro nutzen. Gleiches gilt für viele weitere Apps, die nicht in Huaweis eigener AppGallery zum Download bereitstehen und dank microG wieder installiert werden können. Auch Benachrichtigungen der Google-Dienste stehen so auf dem Huawei-Smartphone wieder uneingeschränkt zu Verfügung.
Wer aktuell um Huawei-Smartphones nur wegen fehlender Google-Dienste und -Apps einen Bogen gemacht hat, sollte diese Möglichkeit in Betracht ziehen. Die nachfolgende Anleitung ist sicher nicht für jeden Otto-Normal-Nutzer eine Option. Wer sich jedoch mit den Einstellungen seines Android-Smartphones auskennt, kann sie problemlos befolgen und so wieder die Vorzüge der Google-Dienste auf seinem Huawei-Smartphone nutzen.
microG: Deutsches Projekt ist Schlüssel zum Erfolg
Der Schlüssel zum Erfolg für Google-Apps auf Huawei-Smartphones heißt microG. Dabei handelt es sich um ein deutsches Software-Projekt, das sogar mit öffentlichen Mitteln gefördert wurde und die inzwischen proprietären Android-Bibliotheken nachbildet, um sie Open-Source-Projekten zur Verfügung zu stellen, damit sie nicht zwingend auf Googles Bibliotheken angewiesen sind. Auch die persönlichen Daten, die an Google übertragen werden, lassen sich mit microG reduzieren. Das Projekt selbst hat somit zunächst überhaupt nichts mit Huawei und den US-Sanktionen zu tun. Es wurde sogar schon vor den ersten Sanktionen gestartet und ist eigentlich für alternative Betriebssysteme wie LineageOS gedacht, um auch auf ihnen Google-Dienste nutzen zu können.
microG für Kernkomponenten
Verwendet man auf einem Huawei-Smartphone – oder auf einem anderen Android-basierten Gerät ohne Google-Dienste – microG, werden die Komponenten Service Core (GmsCore), Services Framework Proxy (GsfProxy), Unified Network Location Provider (UnifiedNlp), die Maps-API (mapsv1), die dieselbe Funktionalität wie die Google-Maps-API bietet, und Store (Phonesky) für Zugang zum Google Play Store auf dem Smartphone installiert.
Drittanbieter-App-Store für alle Play-Store-Apps
Der Nutzer kann dann einfach über einen Drittanbieter-App-Store wie den Aurora Store auf alle Apps zugreifen, die auch im Google Play Store verfügbar sind. Alle Dienste lassen sich uneingeschränkt verwenden, selbst Android Auto ist auf dem Huawei-Smartphone dann wieder verfügbar.
Nur Google Pay funktioniert nicht
Es gibt nur eine Sache, die auch mit microG auf Huawei-Smartphones weiterhin nicht funktioniert: die Google Wallet und somit Google Pay. Huawei arbeitet nach wie vor mit Hochdruck daran, das kontaktlose Bezahlen auf den eigenen Smartphones anbieten zu können. Bis dies der Fall ist, können nur Apps von Banken genutzt werden, die dies selbst implementiert haben, beispielsweise die Sparkassen und Volksbanken Raiffeisenbanken.
Zudem gibt es Berichte, dass Pokémon GO nicht einwandfrei funktioniere – ein vom Spiel bekanntes Problem bei nicht direkt unterstützten Smartphones und Tablets.
Installationsanleitung für microG und Aurora Store
Um all die Vorzüge von Google-Diensten auf dem Huawei-Smartphone nutzen zu können, müssen nur wenige Schritte befolgt werden.
- Huawei AppGallery öffnen.
- Aurora Store suchen.
- Installieren klicken.
- microG Companion und microG Service ebenfalls installieren.
Der Aurora Store ist ein alternativer App-Store, verwendet jedoch die Datenbank von Googles Play Store und lädt einfach die APK-Dateien über den Google Play Store, um sie anschließend auch ohne Play Store installieren zu können. Im Aurora Store können Nutzer somit auf alle Apps aus dem Google Play Store zugreifen. Wer lieber den Google Play Store nutzen möchte, kann unabhängig von microG und dem Aurora Store auch weiterhin GBox nutzen und darüber den Play Store installieren.
Wird der Aurora Store über die AppGallery installiert, wird direkt gefragt, ob auch microG mitinstalliert werden soll. Hat man beides mit „Installieren“ freigegeben, findet man anschließend das neue Icon für den Aurora Store auf dem Homescreen des Pura 70 Ultra.
Einstellungen für den Aurora Store
Wird der Aurora Store gestartet, müssen zunächst alle drei Berechtigungen für die Installation unbekannter Apps und den Zugriff auf Dateien erteilt werden. Wichtig ist, die Akku-Optimierung zu deaktivieren, wenn danach gefragt wird. So kann der Aurora Store im Hintergrund App-Updates erkennen und den Nutzer benachrichtigen.
Im nächsten Fenster wird als App-Link play.google.com ausgewählt, damit Apps aus dem Google Play Store installiert werden können. Das Hinzufügen dieses Links öffnet die Einstellungen des Aurora-Stores für „Standardmäßiges Öffnen“. In diesem Fenster wird bei Unbestätigte Links die Adresse play.google.com markiert und hinzugefügt.
Google-Konto im Aurora Store nutzen
Im nächsten Schritt kann man sich mit seinem Google-Konto im Aurora Store anmelden. Dies hat gegenüber der anonymen Nutzung, die ebenfalls angeboten wird, den Vorteil, dass Käufe wiederhergestellt werden können.
Um einen reibungslosen Dienst aller Google-Services und -Apps zu gewährleisten, sollten nun das Android System WebView Beta über den Aurora Store und der Services Framework Proxy über die microG-Website installiert werden.
Anpassungen für fehlerfreie Benachrichtigungen
An dieser Stelle ist die Einrichtung per se abgeschlossen. Einzelne Apps können aber Probleme mit Benachrichtigungen haben, weshalb weitere Optimierungen vorgenommen werden können.
Hierfür werden die Berechtigungen von microG angepasst. In den Einstellungen des Pura 70 Ultra wird auf Apps & Services > Apps geklickt und dort zum Eintrag microG Services gewischt und dieser geöffnet. Unter Berechtigungen werden alle Optionen aktiviert und die Standortfreigabe auf „Immer zulassen“ gestellt.
Unterhalb der Berechtigungen wird der Eintrag „Standardmäßiges Öffnen“ ausgewählt und im nächsten Fenster auf „Unbestätigte Links“ geklickt. Im leeren nächsten Fenster wird unten über „Hinzufügen“ der bereits vorgeschlagene Link aktiviert und mit dem Häkchen oben rechts bestätigt.
Unter „Erweitert“ wird zudem die Option „Über anderen Apps anzeigen“ aktiviert – die dort genannten, möglicherweise auftretenden Probleme treten bei microG nicht auf.
Nun wird die App-Info von microG Services verlassen und wieder in die Apps-Ansicht gewechselt, in der alle auf dem Smartphone installierten Apps aufgelistet sind. Rechts oben wird das Menü über die vier Punkte geöffnet und der Eintrag Sonderzugriff geöffnet. Im Menü „Sonderzugriff“ muss man den Eintrag Uneingeschränkter Datenzugriff auswählen und im nächsten Fenster nach „microG“ suchen. In den Ergebnissen wird für alle drei Einträge der uneingeschränkte Datenzugriff aktiviert.
Nun geht es noch einmal zurück zu Apps & Services und es wird der zweite Eintrag ganz oben namens „Start-Manager“ geöffnet. Für den Eintrag „microG Services Framework Proxy“ wird nun die automatische Verwaltung deaktiviert. Dies öffnet einen Dialog für „Manuell verwalten“, in dem drei Einträge aktiviert sind. Dieser Dialog wird mit OK bestätigt und geschlossen.
Google Play Dienste in den Updates sperren
Der Update-Tab des Aurora Stores zeigt nach der Installation von microG die Verfügbarkeit einer Aktualisierung für die „Google Play Dienste“ an. Dies wird erkannt, da microG installiert ist. Die Aktualisierung ist mangels echter Google Play Dienste auf dem Pura 70 Ultra aber nicht möglich. Diese Meldung lässt sich aber einfach ausblenden. Hierzu muss in der Liste der Updates die App „Google Play Dienste“ so lange gedrückt werden, bis sich ein Menü öffnet. In diesem wird die Option „Zur Sperrliste hinzufügen“ ausgewählt, damit das Update künftig gar nicht mehr angezeigt wird.
Google-Apps, -Dienste und -Updates gewohnt nutzen
Sind diese Schritte durchlaufen und alle Einstellungen wie oben beschrieben einmalig vorgenommen, was insgesamt nur wenige Minuten dauert, können alle Google-Apps aus dem Aurora Store heruntergeladen und künftig auch automatisch aktualisiert werden. In Apps wie YouTube kann man sich nun auch problemlos mit seinem Google-Account anmelden und wie gewohnt auf seine Playlisten und Inhalte zugreifen.
Im Test ließen sich nicht nur Google-Apps wie YouTube, Google Maps, Chrome, Gmail und Co problemlos verwenden und mit dem Google-Account verknüpfen, sondern auch andere Apps wie WhatsApp, Telegram, Signal, Instagram, Spotify und Tidal, die sich mitunter nicht direkt aus der AppGallery installieren lassen. Sie funktionieren tadellos und lassen sich über den Aurora Store schnell installieren.
Extra: Google-Kontakte synchronisieren
Für das nahtlose Synchronisieren der Google-Kontakte mit dem Huawei-Smartphone muss noch der Dienst „Google Contacts Sync“ manuell installiert werden. Hier bietet sich der Download der APK-Datei von APKMirror für die Installation über den Browser des Huawei-Smartphones an.
Damit die Google-Kontakte aus der Cloud geladen und mit ihr synchronisiert werden, muss „Einstellungen > Apps & Services > Apps > Google-Kontakte synchronisieren“ geöffnet und dort die Berechtigung für den Zugriff auf die Kontakte erteilt werden. Daraufhin wird in „Einstellungen >Nutzer & Konten > Google“ geöffnet, das passende Google-Konto ausgewählt und die Option „Kontakte synchronisieren“ aktiviert. Nun stehen auch alle in der Google-Cloud gespeicherten Kontakte auf dem Huawei-Smartphone zur Verfügung.
Extra: Android Auto nutzen
Lassen sich Apps wie YouTube und Google Maps ohne weitere Anpassungen auf dem Huawei-Smartphone nutzen, erfordert Android Auto noch ein paar Änderungen an den Einstellungen, damit es einwandfrei funktioniert.
Ist Android Auto über den Aurora Store installiert worden, werden wieder die Berechtigungen der App unter „Einstellungen > Apps & Services > Apps > Android Auto“ auf dem Smartphone angepasst. Während die normalen Berechtigungen für den Standort, das Mikrofon etc. pp. aktiviert werden sollten, muss unter „Weitere Berechtigungen“ vor allem „Geräte in der Nähe“ zugelassen werden.
Damit Android Auto einwandfrei funktioniert, müssen auf dem Smartphone zudem folgende Apps über den Aurora Store installiert werden:
- Google,
- Google Maps,
- Speech Recognition & Synthesis.
Nun lässt sich Android Auto auch mit dem Huawei-Smartphone nutzen.
Wireless Android Auto verwenden
Noch funktioniert Android Auto jedoch nur über ein USB-Kabel. Wer über ein Auto mit Wireless Android Auto verfügt, kann auch diese Möglichkeit nutzen, muss aber etwas tiefer in die Einstellungen von Android Auto vordringen. Es geht zunächst wieder über „Einstellungen > Apps & Services > Apps > Android Auto“ in die Einstellungen von Android Auto. Dort werden über das Zahnrad rechts oben die Einstellungen der App geöffnet. Dann wird ganz nach unten gewischt, bis man die Version von Android Auto sieht. Nun wird zehn Mal auf die Versionsnummer geklickt, bis der Entwicklermodus aktiviert ist. Danach wird oben rechts in den Einstellungen auf das Drei-Punkte-Menü geklickt, um darüber die „Entwicklereinstellungen“ zu öffnen. In den Entwicklereinstellungen muss die Option „Kabelloses Android Auto“ aktiviert werden.
Nun kann auch Wireless Android Auto mit dem Huawei Pura 70 Ultra genutzt werden.
Spotify und Co mit Android Auto nutzen
Drittanbieter-Apps stehen unter Android Auto im Fahrzeug so aber noch nicht zur Verfügung, selbst wenn sie auf dem Smartphone installiert wurden. Damit sie auf dem Startbildschirm angezeigt werden, müssen in den Einstellungen von Android Auto (Einstellungen > Apps & Services > Apps > Android Auto > Zahnrad) wieder über das Drei-Punkte-Menü die Entwicklereinstellungen geöffnet werden. Dort wird die Option „Unbekannte Quellen“ aktiviert. Einen Schritt zurück wird in den Einstellungen von Android Auto nun der Eintrag „Launcher anpassen“ ausgewählt. In diesem Menü können nun alle Apps, die auf dem Startbildschirm von Android Auto im Fahrzeug angezeigt werden sollen, aktiviert werden. Apps, die man nicht benötigt, können deaktiviert werden.
microG auch für P60, P50, Mate 50 und Nova 11
Verifizieren konnte ComputerBase alle Schritte und die Funktionstüchtigkeit mit Huawei EMUI 14.2, das auf Open Android 12 basiert, auf dem Huawei Pura 70 Ultra. Smartphone-Serien wie P50, P60, Mate 50 und Nova 11 von Huawei sollen ebenfalls ein Update auf EMUI 14.2 erhalten, so dass microG auch mit diesen Modellen problemlos funktioniert. Für das P60 Pro und das Mate 50 Pro gibt es bereits Beta-Updates auf EMUI 14 und bei einigen Nutzern auch schon die finale Version, mit denen es klappt. Ältere Software-Versionen könnten geeignet sein, ComputerBase kann dies allerdings nicht garantieren.
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