KI-Anwendungen für die Verwaltung: Wie Aleph Alpha ein Geschäftsmodell entwickeln will

Andreas Frischholz
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KI-Anwendungen für die Verwaltung: Wie Aleph Alpha ein Geschäftsmodell entwickeln will
Bild: PxHere | CC0 1.0

Wie das Heidelberger KI-Startup Aleph Alpha – nach massiver Kritik an einer intransparenten Finanzierungsrunde – ein Geschäftsmodell entwickeln will, zeigt man heute. Mit F13 hat man eine generative KI-Lösung vorgestellt, die die Landesverwaltung Baden-Württemberg nutzen soll. Vom ChatGPT-Konkurrenten kann keine Rede mehr sein.

Lokaler Chatbot ersetzt Cloud-KI

Das Besondere an F13 ist nicht der Funktionsumfang. Es handelt sich im Kern um einen Chatbot, der Fragen beantworten oder Texte zusammenfassen kann. Wesentliches Merkmal ist vielmehr, dass die KI-Anwendungen auf lokalen Systemen laufen. Diese sollen „sicher und datensouverän“ genutzt werden, heißt es in der offiziellen Mitteilung. Aleph Alpha sei kein reiner Entwickler von Sprachmodellen mehr, sondern ein „breit aufgestellter Anbieter eines Produkt-Stacks mit umfangreichen Applikationen“.

Beim Betrieb kooperiert das Startup mit GovTech Campus – eine Organisation, die Verwaltungen bei der Digitalisierung unterstützt – und StackIT als Cloud-Partner. Man bleibt also bei Partnern, die ohnehin im Umfeld der Verwaltung angesiedelt sind.

Ab Mitte August soll die Software in den Ministerien von Baden-Württemberg zum Einsatz kommen, heißt es im Bericht von NTV. Im September will GovTech Campus die Anwendungen für andere Kommunen zugänglich machen.

Nische statt ChatGPT

Das Problem von Aleph Alpha ist mittlerweile weniger, was das Startup macht, sondern eher die Erwartungen. Einst als deutsche und europäische Alternative zu OpenAI, Microsoft, Google und Co. gefeiert, hatte das Unternehmen allein aufgrund der verfügbaren Ressourcen nie die Chance, mit Big Tech mitzuhalten. Da macht es kaum einen Unterschied, ob die Finanzierungsrunde nun 500 Millionen US-Dollar oder 100 Millionen US-Dollar umfasste. Um mit ChatGPT konkurrieren zu können, wären Milliarden-Beträge und Cloud-Partner wie Microsoft oder Amazon erforderlich, die entsprechende Rechenleistungskapazitäten bereitstellen.

Dass das Startup aber nicht transparent kommunizierte, verstärkte die Zweifel, die aufgrund der wenig leistungsfähigen KI-Modelle ohnehin bestanden. Was sich aber in der Folge in der öffentlichen Diskussion entwickelte, ist ein Bild, das der Autor und Investor Anders Indset als typisch für die deutsche Tech-Diskussion beschreibt: Erst überzogener Hype, dann gescheitert, unrealistische Vorstellungen verklären den Blick.

Wenn sich Aleph Alpha nun als spezialisierter Anbieter präsentiert, der mit KI-Anwendungen für öffentliche Verwaltungen eine Nische besetzt, ist es präziser – und ehrlicher. Denn in diesem Bereich existiert auch ein potenzielles Geschäftsmodell, das zu dem Umfeld passt, in dem sich die Firma nun bewegt. Maßgeblich bestimmt wird das vom IPAI-Zentrum in Heilbronn. Dort entsteht derzeit ein Tech-Campus, den insbesondere die Schwarz Gruppe (also Lidl) fördert und bei dem es enge Kooperationen zwischen Wissenschaft, Unternehmen und dem öffentlichen Sektor gibt. Es ist also ein klassisches Mittelstand-Ökosystem, in dem Aleph Alpha laut Indset eine Art „Industrie-KI“ entwickeln kann, die lokalen Anforderungen entspricht.

Offen ist aber, inwieweit Aleph Alpha auf die eigenen Luminous-Modelle setzt, die in Benchmarks schlecht abschneiden. Oder ob das System für leistungsfähigere Modelle wie die Open-Source-Varianten von Mistral und Meta geöffnet werden wird.

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