Kritik am deutschen KI-Startup Aleph Alpha: Finanzierungsrunde in Höhe von 500 Millionen Dollar war „aufgeblasen“
Aleph Alpha galt bislang als deutsche KI-Hoffnung, es bestehen aber Zweifel an der Technologie und es gibt massive Kritik für den Umgang mit der letzten Finanzierungsrunde. Die soll sich nicht auf 500 Millionen Euro, sondern nur 100 Millionen Euro belaufen. Niedrig fallen bislang auch die Umsätze aus.
Diese sollen im Kalenderjahr 2023 bei knapp einer Million Euro gelegen haben, berichtet Gründerszene. Das Magazin hat Einblick in den Jahresbericht.
Kritik: Finanzierung wurde „aufgeblasen“
Konkret verzeichnete Aleph Alpha im letzten Jahr Umsatzerlöse von 945.000 Euro. Im Vorjahr waren es 426.500 Euro, damit wurde der Umsatz mehr als verdoppelt. Dennoch macht man Verlust, dieser liegt bei 18,8 Millionen Euro – 2022 waren es noch 8,3 Millionen Euro. Gestiegen sind etwa die Kosten für eingekaufte Leistungen und Personal.
Generell sind diese Ergebnisse für ein Startup nicht ungewöhnlich. Das gilt insbesondere für einen Bereich wie die generative KI. Aleph Alpha wurde zwar schon 2019 gegründet, erst mit dem Start von ChatGPT im November 2022 nahm die Technologie aber richtig an Fahrt auf. Was jedoch zuletzt zu Kritik führte, ist das öffentliche Auftreten des Startups – und vor allem die Kommunikation rund um die Finanzierungsrunde im November 2023.
Dort war von 500 Millionen US-Dollar die Rede. In der Pressemitteilung hieß es, man habe „Zuwendungen [in dieser Höhe] von einem Konsortium“ erhalten, zu dem etwa das KI-Zentrum Ipai – hinter dem unter anderem die Schwarz Gruppe (Lidl) stehen – sowie Bosch und SAP zählen. Bei „Zuwendungen“ handelt es sich aber um eine Formulierung, die laut dem Blogger und Branchenbeobachter Thomas Knüwer bewusst vage gehalten ist. Wie er im Juni in seinem Blog berichtete, habe sich die Finanzierung nicht auf 500 Millionen US-Dollar, sondern lediglich 100 Millionen US-Dollar belaufen.
Diese Recherche bestätigte das Magazin Capital. Die Finanzierungsrunde wurde laut dem Bericht „aufgeblasen“, indem „sämtliche Finanzmittel, Umsatz- und Lizenzzusagen, Leistungsversprechen und sonstige Förderungen“ zusammengefasst worden sind.
Aleph Alpha spricht nun von Investments
Aleph Alpha reagierte nach dem Capital-Bericht mit einer Stellungnahme gegenüber dem Magazin, in der man sich erstmals zu den Vorwürfen konkret äußerte. Die 500 Millionen US-Dollar beschreibt man nun als „Gesamtinvestment“, das aus drei Komponenten bestehe. Die Equity Finanzierung beläuft sich auf 110 Millionen Euro, weitere Bestandteile sind eine Forschungsförderung in Höhe von 300 Millionen Euro sowie 60 Millionen Euro in Höhe von Auftragszusagen. So entsteht ein Betrag von 470 Millionen Euro, was laut Aleph Alpha im letzten Jahr einem Wert von 500 Millionen US-Dollar entsprochen habe.
Die 300 Millionen Euro für die Forschung gehe laut der Stellungnahme in das Modelltraining. Umgesetzt wird das von Aleph Alpha Research, einer neuen Tochtergesellschaft, die eng mit Ipai kooperieren soll.
Aleph Alphas Modelle hinken hinterher
Aleph Alpha will generative KI-Systeme entwickeln, bei denen der Fokus auf Sicherheit liegt. Diese sind also vor allem für den Einsatz in sensiblen Bereichen konzipiert, ebenso soll Datenschutz ein wesentliches Merkmal der Lösungen sein.
Der Haken – neben der fragwürdigen Kommunikation bei der Finanzierung – ist jedoch die Leistungsfähigkeit der Modelle. Die schneiden in Vergleichstests nicht sonderlich gut ab, im Stanford-Ranking sortiert sich das Luminous-Supreme-Modell etwa unter ferner liefen ein. Für die Marktführer wie OpenAI, Anthropic und Google reicht es nicht, auch das europäische KI-Startup Mistral sowie zahlreiche Open-Source-Modelle platzieren sich deutlich besser. Generell bestehen Zweifel an der Technologie von Aleph Alpha.
Vor allem die Leistung der Open-Source-Modelle ist ein Problem für Aleph Alphas Geschäftsmodell. Denn für Kunden dürfte sich generell die Frage stellen, warum man eine Lösung einkaufen muss, wenn leistungsfähigere Modelle frei verfügbar sind.