Linux News der Woche: Kernel 6.10, Memory Sealing, Anti-Lag+

Nicht immer lässt sich zeitnah über jede Neuigkeit rund um das freie Betriebssystem berichten, manche Ereignisse sind es aber dennoch wert, Erwähnung zu finden. In dieser Zusammenfassung überblickt die Redaktion alle wichtigen Meldungen aus der Linux-Welt der vorangegangenen Woche.

Linux Kernel 6.10 veröffentlicht

Mit dem neuen Linux Kernel ziehen zahlreiche Verbesserungen in das freie Betriebssystem ein. Besonders für Endnutzer sind die Verbesserungen an der Festplatten- beziehungsweise Dateiverschlüsselung interessant. Durch die Nutzung moderner AVX-Intruktionen in aktuellen Prozessoren von Intel und AMD für XTS-AES-Implementationen, lässt sich deren Geschwindigkeit für Verschlüsselungs-Operationen signifikant steigern. Bis zu 155% Beschleunigung sind somit auf einer Zen-4-Plattform unter entsprechenden Umständen möglich.

Die RISC-V-Systeme sind nun in der Lage mit AMD-Grafikkarten zusammen zu arbeiten. Voraussetzung hierfür war die Unterstützung der Gleitkommaeinheit, welche für den Betrieb des AMDGPU Display Core notwendig ist.

Auch im Bereich der Sicherheit gibt es mit 6.10 Neuerungen. Eine neue, vom Google-Chrome-Team vorangetriebenen Erweiterung namens mseal macht sich Funktionen in modernen Prozessoren zunutze um Speicherzuordnungen gegen Modifikationen zu schützen, entsprechend auch der Name Memory Sealing. Die Entwickler beschreiben die Funktion auf Englisch wie folgt:

Modern CPUs support memory permissions such as RW and NX bits. The memory permission feature improves security stance on memory corruption bugs, i.e. the attacker can’t just write to arbitrary memory and point the code to it, the memory has to be marked with X bit, or else an exception will happen.

Memory sealing additionally protects the mapping itself against modifications. This is useful to mitigate memory corruption issues where a corrupted pointer is passed to a memory management system. For example, such an attacker primitive can break control-flow integrity guarantees since read-only memory that is supposed to be trusted can become writable or .text pages can get remapped. Memory sealing can automatically be applied by the runtime loader to seal .text and .rodata pages and applications can additionally seal security critical data at runtime.

Eine umfangreiche Zusammenfassung sämtlicher Neuerungen zum neuen Kernel 6.10 hat die Seite Phoronix.com veröffentlicht.

Nobara 40 erschienen

Nobara ist das Distributions-Projekt vom Red-Hat-Entwickler Thomas Crider, welcher auch für Projekte wie die unter Linux-Spielern bekannten Custom-Proton Varianten bekannt ist. Mit Nobara bietet der auch als GloriousEggroll bekannte Entwickler eine auf Spieler ausgerichtet Linux-Distribution auf Basis von Fedora. Neben voreingerichteten Treibern, Kernel-Anpassungen für mehr Performance in Spielen und vorab installierten Tools wie der RGB-Steuerung OpenRGB, will Nobara eine Out-of-the-Box Erfahrung für Linux-Neulinge mit Fokus auf das Spielen legen. Wie auch die Basis Fedora liefert Nobara als Point-Release mehrere Updates für zahlreiche Software-Komponenten gleichzeitig, was sich in entsprechenden Versionssprüngen kennzeichnet. Der Linux Kernel 6.8.12 bildet die Basis. Aufgrund von Problemen wurde Version 6.9 übersprungen, sodass im Team bereits Kernel 6.10 getestet wird. Die Desktop-Umgebungen Gnome und KDE wurden auf Version 46 respektive 6.1.1 gebracht. Als Eigenentwicklung wurde die Update System Anwendung nun als Python GUI realisiert anstatt eines Bash-Skriptes. Auch läuft diese nun im System-Tray und benachrichtigt über verfügbare Aktualisierungen. Auch der Nobara Package Manager erhält erweiterte Funktionen und ermöglicht nun die Suche, Installation und Entfernung von Flatpaks, ohne den Weg über KDE Discover oder Gnome Software nehmen zu müssen. Grafiktreiber stellt Mesa 24.1.3 für AMD und Intel sowie Nvidias proprietäre 555.58.02 Version zur Verfügung. Die vollständigen Release-Notes gibt es auf der Seite des Projekts.

AMDs Anti-Lag für Vulkan

AMD hatte bereits im ComputerBase-Test gezeigt, welche Fortschritte sie mit ihrem Nvidia Reflex Konkurrenten erreicht haben. Neben der geringen Spiele-Auswahl, gab es bislang auch die Einschränkung der Schnittstelle. Mit Update 1.3.291 zieht Anti-Lag nun auch in Vulkan ein. Dabei handelt es sich um eine Erweiterung der Vulkan-Schnittstelle mit der Bezeichnung VK_AMD_anti_lag. Zu beachten ist allerdings, dass es sich hierbei um die Anti-Lag+ Implementierung handelt. Die Arbeit daran stammt direkt von AMD und die Entwickler beschreiben die neue Funktion folgendermaßen:

This extension automatically paces the CPU to make sure it does not get too far ahead of the GPU, reducing the latency between inputs received and updates on the screen. Additionally, Anti-Lag+ offers applications the ability to inform the driver when input processing begins, in order to align the timing of display updates, enabling even lower latency between receiving input and displaying on the screen.