Neue Strategie: AMD will auch ein Software-Unternehmen werden
Dass es bei AMD an der Software hapert, offenbarte sich zuletzt regelmäßig bei Bekanntgabe der neuen AI-Weltrangliste im Benchmark MLPerf: Trotz extrem potenter Hardware in Form von Instinct MI300X/MI300A (Details) war AMD wieder und wieder nicht dabei. AMD will diese Schwäche nun angehen und setzt in Zukunft voll auf Software.
AMD fehlt es überall an Software
Die professionellen AI-High-Performance-Computing-Produkte sind nicht die einzigen, deren starke Hardware an der schwachen Software krankt. Auch Radeon RX, wo AMD seit Jahren bei den Software-Features maximal zu Nvidia aufschließen, aber nie vorangehen konnte, und Epyc, die gegenüber Xeon viel potentere Plattform, die sich nichtsdestoweniger nicht durchsetzen kann, zeugen von der Software-Schwäche des Konzerns. Und Ryzen AI 300? Die dann stärkste NPU am Markt wird beim Start im Juli abseits der später mit Windows 11 24H2 kommenden Copilot+-Funktionen kaum Anwendung finden, weil Windows ML sie noch nicht unterstützt und AMDs eigenes Framework kaum eingesetzt wird.
In Zukunft ist Software bei AMD im Fokus
Auf einer Veranstaltung in Barcelona im Juni hat der Konzern nun bekräftigt, diese Missstände mit einem neuen strategischen Fokus auf die Software in Zukunft ausräumen zu wollen. „Wir haben unsere Software-Entwicklungsabteilung verdreifacht, wir setzen alles auf Software“, erklärten führende Manager auf einem Event in Barcelona; darunter Phil Guido, Executive Vice President & Chief Commercial Officer, sowie Jack Huynh, Senior VP & GM Computing und Graphics Business Group.
Software soll auch bei AMD in Zukunft nicht mehr nur eine Ergänzung für die Hardware, die oftmals nachgelagert entwickelt wird, sein, sondern zentraler Bestandteil der Produktstrategie, so wie es bei Nvidia, Intel, oder auch Apple schon seit Jahren der Fall gewesen ist. Bei AMD habe hingegen immer der Chip an erster Stelle gestanden und erst dann wurde über Software Development Kits, Software-Tools und dann die Software-Unternehmen, die damit arbeiten werden, gedacht.
In Zukunft werde AMD zuerst mit den Software-Unternehmen sprechen, um deren Bedürfnisse zu verstehen und darauf basierend die passende Software zur optimalen Nutzung der dazu passenden Hardware zu entwickeln. „Das neue AMD wird die AI-Software an 1. Stelle stellen, wie wir Chips bauen, wissen wir schon“, so der Konzern in Barcelona.
Richtiger Ansatz, schwieriger Weg
Die Software vorne anzustellen, ist mit Blick auf das Marktumfeld zweifelsohne der richtige Weg. Ein einfacher wird er für AMD aber nicht sein. Schon heute bietet AMD durchaus potente Software wie GPUOpen oder ROCm, die sogar quelloffen verfügbar ist. Doch die Marktmacht der Konkurrenz, allen voran Nvidia CUDA, hemmt deren Verbreitung trotzdem; wer einmal das Ökosystem der Wahl bietet, der ist nur schwer vom Thron zu stürzen.
Es ist die alte Herausforderung des Herausforderers: Gut zu sein reicht nicht, dem Markt müssen Lösungen präsentiert werden, die einen derart großen Vorteil bieten, dass Kunden zum Wechseln bereit sind.
Zu Beginn des AI-Zeitalters sieht AMD mit Ryzen AI 300 und Instinct für den HPC-Markt sowohl im privat- als auch im professionellen Umfeld hier eine gute Chance. Bei Instinct soll es in Zukunft alle 12 Monate ein Update geben, in die aktuelle Roadmap hatte CEO Lisa Su schon auf der Computex 2024 einen Einblick gewährt. Unterstützt durch die Software will AMD in beiden Segmenten weiter Marktanteile hinzugewinnen.
Ergebnisse in drei bis fünf Jahren
Ob das mit der neuen Strategie gelingen wird, werden die kommenden Jahre zeigen. AMD geht laut TechPowerUp! von drei bis fünf Jahren aus, bis die Verbesserungen im Software-Ökosystem Früchte tragen werden.