Onyx Boox Go Color 7 im Test: Kompakter E-Book-Reader mit offenem Android
Der Boox Color Go 7 besticht mit seinen Darstellungsfähigkeiten, dem offenen Android-System samt Unterstützung des Google Play Store und den zahlreichen Anpassungen, die einen wirklichen Mehrwert bieten. Software-seitig hätte der E-Book-Reader von Onyx jedoch deutlich jünger ausfallen können.
Design, Verarbeitung und Preis
Der neue von Onyx veröffentlichte E-Book-Reader mit dem etwas sperrigen Namen Boox Go Color 7, im Folgenden der Einfachheit halber nur Color 7 genannt, erinnert in seinem Erscheinungsbild und auch in seiner Größe von 137 × 156 × 6,4 mm an eine Mischung aus einem eingelaufenen Note Air 3C und dem kürzlich von Amazon eingestellten Kindle Oasis – jedoch ohne die leichte Erhebung bei letzterem. Wie bei den beiden genannten Readern befindet sich auch beim Color 7 die Technik auf einer Seite, die damit deutlich breiter ausfällt als der gegenüberliegende Rand. Das bedeutet auch, dass dieser Reader hauptsächlich mit einer Hand gehalten werden soll – sein Gewicht von 195 g steht dem nicht entgegen. Auf der kürzeren Seite wird das Display dagegen schnell mit einem guten Teil des Daumens bedeckt, was zu unbeabsichtigten Eingaben führen kann. Dies gilt im Übrigen auch, wenn das Gerät im Querformat gehalten wird. Die Oberfläche des Bildschirms ist nicht völlig eben, sondern wird von einem kleinen Rand umgeben, der nur geringfügig über das Display hinausragt – die Bedienung sollte durch diese geringfügige Erhebung nicht beeinträchtigt werden.
Onyx Boox Go Color 7 | Amazon Kindle Oasis 3 | PocketBook InkPad Color 3 | |
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Betriebssystem: | Android 12 | Linux | |
Display: | 7,00 Zoll 1.264 × 1.680, 300 ppi E-Ink Kaleido 3, 16 Graustufen, beleuchtet Farbdarstellung, 4.096 Farben 632 × 840, 150 ppi |
7,00 Zoll 1.264 × 1.680, 300 ppi E-Ink Carta, 16 Graustufen, beleuchtet |
7,80 Zoll 1.404 × 1.872, 300 ppi E-Ink Kaleido 3, 16 Graustufen, beleuchtet Farbdarstellung, 4.096 Farben |
Blaulichtfilter: | Ja | ||
Helligkeitssensor: | – | Helligkeitssensor? | – |
Bedienung: | Physische Tasten, Touch | ||
SoC: | 2,0 GHz, 8 Kern/e | 1,0 GHz, 1 Kern/e | 1,8 GHz, 4 Kern/e |
RAM: | 4.096 MB | ? | 1.024 MB |
Interner Speicher: | 64 GB, erweiterbar (49,0 GB verfügbar) |
8 GB (? verfügbar) Variante 32 GB (26,9 GB verfügbar) |
32 GB (28,0 GB verfügbar) |
Konnektivität: | USB Typ C 802.11 b/g/n |
Micro-USB 2.0 802.11 b/g/n |
USB 2.0 Typ C 802.11 b/g/n |
Bluetooth: | 5.0 | Ja | |
Mobilfunk: | – | – Variante 4G |
– |
Größe (B×H×T): | 137,0 × 156,0 × 6,4 mm | 141,0 × 159,0 × 8,4 mm | 134,0 × 189,0 × 7,9 mm |
Gewicht: | 195 g | 188 g | 267 g |
Schutzart: | Wasserschutz | IPX8 | |
Akku: | 2.900 mAh | ? | 2.900 mAh |
Kabellose Laden: | Nein | Ja? | Nein |
Textformate: | CHM, CBR, CBZ, DJVU, DOC, DOCX, Epub, FB2, HTM, HTML, Kindle (AZW), Kindle Format 8 (AZW3), Mobi (ungeschützt), PDF, PRC, RTF, TXT | DOC, DOCX, Kindle (AZW), Kindle Format 8 (AZW3), Mobi (ungeschützt), PDF, PRC, TXT | CHM, CBR, CBZ, DJVU, DOC, DOCX, Epub, FB2, HTM, HTML, Kindle (AZW), Kindle Format 8 (AZW3), Mobi (ungeschützt), PDF, PRC, RTF, TCR, TXT |
DRM-Formate: | – | Kindle (AZW) | Adobe-DRM E-Pub, Adobe-DRM PDF, LCP / Care |
Audio-Formate: | MP3, WAV | Audible Hörbücher | MP3, OGG, M4B |
Vorlesefunktion: | Text-To-Speech | ||
Preis: | 279,99 € | 229,99 € / ab 320 € / 259,99 € | ab 283 € |
Im Auslieferungszustand wird der für 280 Euro angebotene E-Book-Reader aufgrund seiner Ausrichtung mit der rechten Hand gehalten. Dadurch befindet sich der Einschaltknopf auf der Unterseite, was zunächst eher ungewöhnlich erscheint. Ähnlich wie beim besagten Kindle Oasis (Test) muss auch der Testkandidat bei einem Handwechsel gedreht werden, was manchem Nutzer auf Dauer etwas umständlich sein dürfte. Hinzu kommt, dass für die automatische Ausrichtung des Displays die Autorotation in den Schnelleinstellungen erst aktiviert werden muss.
Auf dem breiten Randstück sind zwei Taster platziert, die im System mit verschiedenen Funktionen belegt werden können. Dazu später mehr. Sie bieten gute Druckpunkte, wirken insgesamt jedoch etwas wackelig auf den Beinen. Die Tasten sind auf mittlerer Höhe der Seite positioniert und befinden sich damit direkt unter dem Daumen, wodurch sie von ihm bedeckt werden. Hier dürften die Meinungen der Nutzer bereits auseinandergehen: Die einen werden die gute Erreichbarkeit der Bedienelemente positiv bewerten, die anderen würden ihren Daumen lieber auf der glatten Oberfläche ablegen.
Von den Tasten aus auf die Seitenkante geschaut, findet der Nutzer sowohl den USB-C-Anschluss als auch zwei Lautsprecherlöcher vor, von denen allerdings nur eines mit einem echten Klanggeber hinterlegt ist – bei der Andeutung des über den USB-Port angebrachten Exemplars handelt es sich lediglich um eine Attrappe. Generell ist die Positionierung der beiden etwas unglücklich gewählt: So kann der Reader je nach Ausrichtung entweder mit der linken Hand nicht während des Ladevorgangs gehalten werden, in der rechten Hand wird der funktionierende Lautsprecher von ebenjener abgedeckt, was den aufgrund der geringen Größe des Gerätes ohnehin sehr spärlichen Klang weiter einschränkt. Oberhalb der Lautsprecher-Attrappe befindet sich zudem der Steckplatz für microSD-Speicherkarten.
Einmal in die Hand genommen, dürfte dem Nutzer, im Gegensatz zu den beiden oben genannten Vertretern ihrer Zunft, sofort die raue Rückseite auffallen, die den Color 7 auch unter feuchten Bedingungen sicher in der Hand liegen lässt. Die Rückseite ist bereits vom Boox Palma bekannt, von dem der Testkandidat auch den Wasserschutz übernommen hat, der den Reader laut Onyx „vor Spritzwasser und Verschüttungen“ schützen soll – eine offizielle Zertifizierung hat er allerdings ebenso wie sein kleiner Bruder nicht erhalten.
Die generelle Verarbeitung des Color 7 gibt keinen Anlass zur Kritik. Der E-Book-Reader wirkt wie aus einem Guss gefertigt, die geringen Spaltmaße sorgen dafür, dass die einzelnen Segmente fast nahtlos ineinander übergehen.
Farbiges Display
Onyx verbaut beim Color 7 ein 7 Zoll großes E-Ink-Farbdisplay, das auf der Kaleido-3-Technologie basiert. Damit können bis zu 4.096 Farben dargestellt werden, wobei die Auflösung variiert: Reine Graustufeninhalte werden mit 1.264 × 1.680 Bildpunkten dargestellt, was einer Pixeldichte von 300 ppi entspricht. Bei der Farbdarstellung halbiert sie sich jedoch auf 150 ppi, womit komplette Farbseiten nur noch mit 632 × 840 Pixeln angezeigt werden.
Der Grund dafür liegt in der Kaleido-Technologie, bei der für die Farbdarstellung eine zusätzliche Farbschicht, das sogenannte „Color Filter Array“ (CFA), über die Graustufeneinheit gelegt wird. Die Besonderheit dabei besteht darin, dass die für die eigentliche Farbdarstellung benötigten Subpixel nicht wie bei herkömmlichen Displays horizontal in Streifen, sondern diagonal angeordnet sind. Dadurch entsteht in der Farbmatrix bei jedem der beschriebenen Bildpunkte ein kleiner Spalt, durch den die Graustufen-Pixel durchscheinen und so zusammen das ergeben, was der Benutzer als einen Bildpunkt wahrnimmt.
Die verwendete Technik führt allerdings, wie oben beschrieben, immer noch zu einer deutlichen Verringerung der Auflösung, auch wenn sie gegenüber der Vorgängergeneration durch den verringerten Abstand zwischen der Carta-1200-Einheit mit ihren Graustufen und dem CFA um 50 Prozent erhöht werden konnte. Nachteil der Umsetzung ist, dass die beiden Schichten zusammen einen etwas dunkleren Hintergrund ergeben und für ein komfortableres Lesen eine etwas stärkere Beleuchtung erforderlich ist.
Native Farben noch in weiter Ferne
Dieser Umstand wird sich erst mit der nativen Farbdarstellung ändern, bei der alle Farben in einem Pixel und ohne zusätzliche Schicht erzeugt werden können. Diese Technologie existiert bereits in den Gallery-3-Panels, bei der über ein Vier-Partikel-Tintensystem 50.000 Farben nativ gemischt werden. Diese wird derzeit allerdings nur in größeren Anzeigetafeln eingesetzt. Für einen kommerziellen Einsatz in Lesegeräten sind die Umschaltzeiten für einen Seitenwechsel aktuell noch zu hoch. Gleiches dürfte für deren Produktionskosten gelten.
Bei den Darstellungseigenschaften leistet sich der Color 7 grundsätzlich keine Schwächen: Reine Graustufentexte werden wie von E-Ink gewohnt sehr scharf angezeigt, Farbflächen gleichmäßig ausgefüllt. Bei farbig dargestellten Texten oder schrägen Linien sind die Abstufungen nun sichtbar feiner als bei der Vorgängertechnologie, auch wenn im direkten Vergleich zur normalen Darstellung immer noch Unterschiede erkennbar sind.
Deutlich geringere Leuchtkraft
Die maximale Helligkeit ist im Vergleich geringer als bei reinen Graustufen-Displays, liegt aber mit 68 cd/m² noch in einem akzeptablen Bereich. Erfahrungsgemäß reichen 30 bis 40 cd/m² aus, um mit einem E-Book-Reader selbst bei schlechten Lichtverhältnissen immer noch komfortabel lesen zu können. Hier bietet der Color 7 also noch ein paar Reserven. Die Ausleuchtung erfolgt den Messungen nach zwar etwas ungleichmäßig, dies fällt in der Praxis jedoch kaum auf.
Helligkeitsverteilung des Boox Go Color 7 in cd/m² | ||
---|---|---|
74 | 68 | 65 |
76 | 67 | 59 |
73 | 65 | 61 |
Durchschnittshelligkeit: 68 cd/m² Farbtemperatur: 6.050 K |
Wie mittlerweile jedes gute Lesegerät verfügt auch der Testkandidat über einen Blaulichtfilter, der entsprechende Lichtanteile reduzieren soll. Je nach Intensität ändert sich die Farbtemperatur von 6.050 auf bis zu 2.800 K bei nicht ganz 10 cd/m² weniger Leuchtkraft. Eine automatische Anpassung an die Umgebungsbedingungen ist aufgrund des fehlenden Helligkeitssensors weder für die Beleuchtung noch für die Farbtemperatur möglich.