PocketBook InkPad Eo im Test: Acht Kerne und ein farbiges Display

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Michael Schäfer
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Technische Basis

Für die nötige Leistung sorgt beim InkPad Eo ein Helio P35 (MT6765) aus dem Hause MediaTek mit 4 GB RAM. Das im 12-nm-Verfahren gefertigte SoC besteht aus acht Cortex-A53-Kernen, die in zwei Cluster aufgeteilt sind und mit maximal 2,30 und 1,80 GHz takten. Obwohl der seit Ende 2018 produzierte Prozessor eher der Einsteigerklasse zuzurechnen ist, liefert er genügend Leistung, um einen E-Book-Reader anzutreiben. 64 GB stehen für eigene Inhalte zur Verfügung, die zudem mit Speicherkarten erweitert werden können.

Als drahtlose Schnittstellen steht WLAN in den Frequenzbändern 2,4 und 5 GHz bereit. Gleiches gilt für Bluetooth 5, mit dem sich Peripherie- und Ausgabegeräte wie Tastaturen, Kopfhörer oder externe Lautsprecher verbinden lassen.

E-Ink und die Sache mit dem Stromverbrauch

Der Akku kommt auf eine Kapazität von 4.000 mAh, der den Reader bei normaler Nutzung mehrere Wochen mit Strom versorgen kann. Genauere Angaben über den Energieverbrauch zu machen, gestaltet sich schwierig, was zum einen der Funktionsweise des E-Ink-Bildschirms, zum anderen aber auch den Gewohnheiten des Nutzers zuzuschreiben ist: Denn anders als bei herkömmlichen LC-Displays wird das Bild hier nicht mehrmals pro Sekunde, sondern nur einmal aufgebaut – und verbleibt dann bis zur nächsten Änderung in genau diesem Zustand. Je nach Nutzung kann das so lange dauern, bis der Nutzer die jeweilige Seite zu Ende gelesen hat – erst dann wird eine neue erzeugt. Des Weiteren benötigen Tablet-Panels eine wesentlich stärkere Hintergrundbeleuchtung, die entsprechend auch mehr Energie verbraucht als die Vordergrundbeleuchtung, die bei einem gewöhnlichen E-Book-Reader mittels weniger an den Seiten platzierter Leuchtdioden realisiert werden kann. Hinzu kommt, dass bei normalen Lichtverhältnissen sogar gänzlich auf die Beleuchtung verzichtet werden kann. Die restliche Elektronik, die dann im Hintergrund ebenfalls Energie zieht, fällt kaum noch ins Gewicht.

Zudem muss berücksichtigt werden, dass sich bei einem E-Book-Reader mit offenem Betriebssystem wie Android je nach installierten Programmen oder Diensten deutlich mehr im Hintergrund abspielen kann. Die Erfahrung bestätigt jedoch, dass E-Book-Reader mit offenem Android spürbar mehr Energie verbrauchen als vergleichbare Lesegeräte ohne die genannten Eigenschaften.

Großes Display

Das 10,3-Zoll-Display bietet eine maximale Auflösung von 1.860 × 2.480 Bildpunkten, was einer Pixeldichte von 300 ppi entspricht. Bei vollflächiger Farbdarstellung reduziert sich die Auflösung jedoch auf 930 × 1.240 Bildpunkte, wodurch dier Pixeldichte auf 150 ppi sinkt.

Generell bietet das InkPad Eo ein gutes Schriftbild
Generell bietet das InkPad Eo ein gutes Schriftbild

Diese Reduktion ist auf die zusätzliche Farbschicht, das sogenannte „Color Filter Array“ (CFA), zurückzuführen, die ein wesentlicher Bestandteil der verwendeten Kaleido-3-Technologie ist und hauptsächlich für die Darstellung der bis zu 4.096 Farben verantwortlich ist. Bei dieser werden diagonal statt wie üblich in waagerechten Streifen verlaufene RGB-Subpixel über die Graustufeneinheit gelegt, wobei die darunter liegende Schicht über kleine Spalten in der Farbmatrix durchscheint und beide Einheiten zusammen das jeweilige fertige farbige Pixel ergeben. Im Vergleich zum Vorgänger konnte der Abstand zwischen den beiden Schichten deutlich verringert werden, wodurch die Pixeldichte von vormals 100 ppi auf nunmehr 150 ppi erhöht wurde.

Ohne zusätzliche Schicht geht es derzeit nicht

Eine native Farbdarstellung ohne zusätzliche Schichten oder Folien lässt bei E-Book-Readern derzeit noch immer auf sich warten. Es bleibt zu hoffen, dass E-Ink die aktuell nur bei größeren Anzeigetafeln eingesetzte Gallery-3-Technologie auch für E-Book-Reader umsetzen kann. Sie kann über ein Vier-Partikel-Tintensystem bis zu 50.000 Farben darstellen. Jedoch stehen der Marktreife in diesem Segment noch die hohen Umschaltzeiten entgegen, die einen deutlich längeren Seitenaufbau als bei der derzeit verwendeten Lösung bedeuten würden.

Der Nachteil der „Zweischichtenlösung“ besteht in einem sichtbar dunkleren Hintergrund, sodass für ein komfortables Lesen eine deutlich höhere Helligkeit erforderlich ist. Dies führt zu einem geringeren Kontrast, den E-Ink durch die Carta-1200-Technologie, die wiederum einen höheren Kontrast als der Vorgänger aufweist, auszugleichen versucht – jedoch nur bedingt erfolgreich. Zudem scheint die Implementierung mehr Platz zu benötigen, sodass weniger LED-Einheiten verbaut werden können. Dies würde zumindest erklären, warum alle bisher auf ComputerBase getesteten E-Book-Reader mit Farbdarstellung eine viel geringere maximale Helligkeit als ihre Schwestermodelle mit reiner Graustufendarstellung aufweisen – teilweise weniger als die Hälfte.

Ähnlich verhält es sich beim InkPad Eo, dessen maximale Leuchtkraft mit 52 cd/m² zwar etwas über der des Note Air 3 C mit 39 cd/m² liegt, aber bei weitem nicht an die 126 cd/m² des Kindle Scribe (Test) von Amazon bei reinen Graustufen heranreicht. Erfahrungsgemäß werden bei weniger optimalen Lichtverhältnissen 30 bis 40 cd/m² für ein komfortables Lesen benötigt, das InkPad Eo hat hier also noch eine gewisse Reserve – die allerdings nicht besonders groß ist.

Helligkeitsverteilung des PocketBook Eo in cd/m²
48 56 53
50 54 57
47 48 54
Durchschnittshelligkeit: 52 cd/m²
Farbtemperatur: 6.500 K

Obendrein ist die Ausleuchtung, insbesondere für einen Reader von PocketBook, etwas ungleichmäßig und weist Unterschiede von bis zu 10 cd/m² auf. Bei einer hohen Maximalhelligkeit fällt dies kaum auf, da sich mit abnehmender Helligkeit auch die Abstände verringern. Beim Testkandidaten sind diese Unterschiede jedoch bereits bei den niedrigeren Werten vorhanden.

Wie derzeit jeder hochwertige E-Book-Reader verfügt auch das InkPad Eo über einen integrierten Blaulichtfilter, der die entsprechenden Lichtanteile eliminieren soll. Dadurch ändert sich die Farbtemperatur von ursprünglich 6.500 auf 2.800 K.