PocketBook InkPad Eo im Test: Apps auf dem InkPad Eo und Fazit
5/5Generelle App-Nutzung
Für Apps ist der Google Play Store integriert, alternative Bezugsquellen wie F-Droid sind ebenfalls verfügbar. Dies ist besonders wichtig, da das PocketBook im Gegensatz zu seinen anderen Readern auf viele nützliche Tools verzichtet, darunter die Dropbox-Anbindung, die native Unterstützung der Onleihe, der Hörbuch-Player und einige weitere Funktionen, einschließlich der fehlenden DRM-Unterstützung.
Die Reaktionszeiten des Displays erweisen sich in vielen Fällen als ausreichend. Dies trifft vor allem dann zu, wenn es weniger zum schnellen Wechsel der Darstellung ankommt. Der Reader lässt sich somit gut für eine Vielzahl von Anwendungen nutzen. Auch einige Spiele können Spaß machen, zumindest wenn sie keine hohe Wiederholrate und viele Details erfordern.
Eine Chance für Alternativen
Ein großer Vorteil der Installation von Drittanbieter-Apps sind alternative Leseanwendungen, was das potenzielle Angebot erheblich erweitert. So kann beispielsweise sogar das Kindle-Angebot ohne einen entsprechenden E-Book-Reader von Amazon genutzt werden. Der standardmäßig niedrige dpi-Wert sorgt bei solchen Anwendungen jedoch dafür, dass der Buchtext deutlich kleiner dargestellt wird. Sollten entsprechende Einstellungen bei den Apps synchronisiert werden, könnten sie auf dem InkPad Eo nicht mehr optimal passen.
Insgesamt funktioniert das Einbinden von externen Lese-Apps recht gut – vorausgesetzt, es werden die entsprechenden Anpassungen im E-Ink-Bereich vorgenommen.
Stiftunterstützung
Dem Lieferumfang des InkPad Eo liegt auch ein Stylus bei, mit dem über den integrierten Wacom-Digitizer handschriftliche Eingaben gemacht werden können. Die Farbunterstützung eröffnet im Vergleich zu reinen Graustufen-Readern mit Stifteingabe viele zusätzliche Möglichkeiten. Egal ob vorhandene Dokumente mit Anmerkungen versehen oder eigene Notizen erstellt werden sollen – selbst Zeichnungen sind möglich.
PocketBook macht keine Angaben zu den möglichen Druckstufen des Stiftes. Es ist allerdings anzunehmen, dass dieser über die üblichen 4.096 Abstufungen verfügt. Gleiches gilt für den Eingabewinkel, in dem der Stift gehalten wird und der ebenfalls Unterstützung findet. Der Stylus ist wie ein dickerer Kugelschreiber oder Bleistift geformt, liegt gut in der Hand und sorgt zusammen mit der leicht angerauten Oberfläche des Displays für ein angenehmes Schreibgefühl. Die Eingabe erfolgt dabei recht zuverlässig. Der Versatz ist zwar sichtbar größer als beim Lesegerät von Onyx, bleibt aber noch im Rahmen für ein gutes Schreibgefühl – auch wenn das InkPad Eo hier bereits im „normalen“ und damit schnellen Aktualisierungsmodus arbeitet, während das Note Air 3 C sogar im HD-Modus agieren kann.
Eine entsprechende Applikation liefert der Schweizer Hersteller gleich mit, die jedoch in vielerlei Hinsicht gravierende Schwächen gegenüber den Möglichkeiten des Note Air 3 C offenbart. So bietet sie zwar die bekannten Eingabeemulationen von Füller, Bleistift beziehungsweise Buntstift, Pinsel und Kugelschreiber in verschiedenen Dicken und Farben, doch ein Textmarker, ein wichtiges Instrument zur Markierung von Texten in PDF-Dokumenten und Bildern, fehlt.
Beim „Radieren“ bleiben jedoch sichtbare Rückstände der vorher gemachten Eingaben zurück, was auf eine fehlende Snow-Field-Funktion hindeutet, bei der nur bestimmte Bereiche des Displays einer kompletten Invertierung unterzogen werden. Dem kann etwas entgegengewirkt werden, indem die Häufigkeit der vollständigen Aktualisierung auf „1“ und damit nach jeder Eingabe gestellt wird.
Fehlerhaftes OCR, fehlende KI
Die im System integrierte Handschrifterkennung, die eigene Eingaben in formatier- und bearbeitbaren Text umwandeln soll, erkannte im Test keine der gemachten Eingaben – egal wie sauber sie geschrieben waren. Beim Note Air 3 C war dies ganz anders: Hier wurde selbst eine recht krakelige Eingabe sauber erkannt.
Darüber hinaus fehlen dem InkPad Eo alle KI-Funktionen des Onyx-Readers, also unter anderem das Löschen von Eingaben durch einfaches „Drüberkritzeln“ oder das Begradigen von geometrischen Figuren per „Shape Perfection“. Lediglich das Drehen und Verschieben gemachter Eingaben per Lasso-Funktion sind möglich. Ebenfalls nicht möglich ist das Anhängen von Dateien wie Audio-Aufnahmen, Bildern oder anderen Inhalten.
Das Fehlen des Textmarkers in den Stiftvorgaben macht sich spätestens bei Bildern oder PDF-Dokumenten bemerkbar, da hier das Markieren bestimmter Stellen deutlich schwerer und weniger effektiv ist. Das liegt auch daran, dass sich die Deckkraft der Stifte nicht einstellen lässt, sodass zumindest bei einem anderen Stift oder Pinsel der Text darunter noch durchscheinen könnte. Dies schränkt die praktischen Möglichkeiten des Readers spürbar ein.
Noch deutlicher werden die Unterschiede bei Apps von Drittanbietern. Im Test wies das InkPad Eo unter Sketchbook bereits im schnellen Modus einen knapp einsekündigen Versatz zwischen Stiftspitze und der Umsetzung auf dem Display auf, während das Note Air 3 C im deutlich langsameren HD-Modus eine erheblich geringere Latenz erzielte.
Fazit
Das InkPad Eo lässt den Autor mehr als ratlos zurück. Das liegt daran, dass der Hersteller in früheren Tests stets Höchstnoten erreicht und sich nur selten Fehler erlaubt hat. Deses Mal ist vieles anders.
Die Hardware ist wie von PocketBook gewohnt sehr gut, wobei bei der Fertigung allem Anschein nach auf die Dienste von Onyx zurückgegriffen wurde – die Ähnlichkeiten zum Note Air 3 C dürften kein Zufall sein. Das Display bietet eine hohe Auflösung, stellt Texte scharf und Farben kräftig dar – lediglich die Helligkeit hätte höher ausfallen müssen. Der MediaTek Helio P35 bietet genügend Leistung für eine komfortable Nutzung. Auch der Speicher ist ausreichend dimensioniert und kann zudem über Speicherkarten erweitert werden. Eine Besonderheit des Testkandidaten ist die integrierte Kamera, die ihn vom Onyx-Reader unterscheidet.
Software erinnert an Beta-Stadium
Das Hauptproblem des InkPad Eo liegt in der Software. Sie vermittelt eher den Eindruck, als befinde sie sich im Betastatus, und weist viele offensichtliche Mängel auf. Dabei stellen die unzureichenden Übersetzungen, die in Englisch verfassten Hinweise und das ebenfalls nur in Englisch vorliegende Benutzerhandbuch nur einen kleinen Teil dar.
Ein Beispiel hierfür ist die ansonsten sehr gute Bibliothek, die es Nutzern normalerweise auf komfortable Art und Weise ermöglicht, ihre digitale Büchersammlung zu organisieren. Durch das Fehlen vieler Filter- und Sortiermöglichkeiten wirkt die Sammlung unaufgeräumt und die Inhalte müssen teilweise gesucht werden. Auch die Sortierung erfolgt nicht immer nachvollziehbar und obendrein sehr unübersichtlich. Das Hinzufügen eigener Bücher zu diesen Ordnern ist ebenso wenig möglich wie das Erkennen eigener Ordner mit Inhalten.
Positiv hervorzuheben ist die Möglichkeit, den Reader mithilfe durch Eingabe IP-Adresse direkt anzusteuern und über das bereitgestellte Formular Inhalte aufzuspielen.
Die Möglichkeiten, Einfluss auf die Textdarstellung zu nehmen, wurden zwar erweitert, teilweise aber auch wieder beschnitten. So können nun die einstellbaren Abstände pixelgenau angepasst werden, jedoch fehlt jetzt die Möglichkeit, die Schriftart zu wechseln. Gegenüber dem Note Air 3 C fehlen zudem weitere Einstellungsmöglichkeiten, darunter die Abstände der Absätze. Weitere Anpassungsmöglichkeiten, wie der Abstand der Wörter zueinander, fehlen gänzlich. Besonders negativ fällt die PDF-Unterstützung auf, die bei früheren Readern von PocketBook stets als Maßstab galt. Das gilt vor allem für die dieses Mal schlechte Umsetzung des PDF-Reflow. Darüber hinaus fällt bereits die normale Darstellung von PDF-Dokumenten durch ein deutliches Ghosting-Verhalten auf.
Android hinterlässt viele Fragezeichen
Dass der Hersteller bei Android auf die betagte Version 11 setzt, ist zu verschmerzen. Dass die Sicherheitspatches jedoch bereits mehr als drei Jahre alt sind, ist aus Sicherheitsgründen als No-Go zu bewerten. Außerdem wirft es ein schlechtes Licht auf PocketBook, dass über diesen Umstand nicht in den Geräte-Infos informiert wird.
Generell gilt, dass PocketBook die Möglichkeiten seines Readers zu wenig an die Möglichkeiten von Android angepasst hat, teilweise sogar Nutzungen verhindert. So bleibt zum Beispiel von der vom Betriebssystem bekannten Gestensteuerung kaum etwas übrig. Eine Steuerung über die bekannten Softbuttons ist gar nicht möglich. Gleiches gilt für die Installation alternativer Launcher.
Die Nutzung anderer Android-Apps hängt stark von deren Art ab – grundsätzlich kann gesagt werden, dass sich Apps mit schnell wechselnden Inhalten weniger für eine Nutzung auf dem E-Book-Reader eignen, da hier das Display trotz aller Optimierungen der limitierende Faktor ist. Kleine Knobelspiele können aber durchaus Spaß machen und auch für die Heimautomation oder andere Steuerungen eignet sich der Reader gut.
Die Stifteingabe sollte PocketBook ebenfalls überarbeiten: Für ein wirklich gutes Schreibgefühl agiert das Display häufig zu langsam, besonders im Vergleich zu dem im Test immer wieder zum Vergleich herangezogenen Note Air 3 C. Der integrierten Notiz-Funktion und der Möglichkeit, Bilder und PDF-Dateien mit Bemerkungen zu versehen, fehlt es an emulierten Stiften.
Einordnung
Für den geforderten Preis von 569 Euro bietet der E-Book-Reader eindeutig zu wenig und letztlich überwiegen die Einschränkungen die Pluspunkte. Einen Lichtblick gibt es dennoch: Da die technische Basis durchaus solide ist und die Probleme größtenteils auf die Software zurückzuführen sind, könnten diese mit einem Update in den Griff beseitigt werden. Sollte dies der Fall sein, wird ComputerBase erneut einen Blick auf den Testkandidaten werfen. Nach aktuellem Stand bewertet kann aber keine Empfehlung ausgesprochen werden.
- gute Verarbeitung
- gute Textdarstellung
- Farbdarstellung
- großes Display
- Android mit Play-Store-Unterstützung
- Android 11 mit veralteten Securitypatches
- zu geringe maximale Helligkeit
- Bedienung an vielen Stellen umständlich
- Software mit teilweise unvollständigen Übersetzungen
- Bibliothek mit deutlich weniger Funktionen als auf anderen PocketBook-Readern
- wenig überzeugende PDF-Unerstützung
- schlechtes PDF-Reflow
- Stifteingabe mit hohen Latenzen
ComputerBase hat den InkPad Eo leihweise von PocketBook zum Testen erhalten. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab kein NDA.
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