Ryzen 9 9950X & 9900X im Test: Fazit, Empfehlung und Erkenntnisse zu AMD Ryzen 9000
6/6Der AMD Ryzen 9 9950X als neues Desktop-Flaggschiff des Unternehmens erobert wie erwartet die Spitze in den Anwendungstests, sowohl in Single-Core-Szenarien als auch bei Last auf allen 16 Kernen und 32 Threads. Der Vorsprung fällt dabei in der ersten Kategorie sehr gut aus, der höchste Takt und die beste IPC führen zum Spitzenplatz.
Wird der Gang dann nach oben geschaltet und Last auf alle Kerne gelegt und von Anwendungen verlangt, rennt auch dieses Modell wie die anderen Varianten sehr schnell ins Powerlimit. Es liegt in der neuen Generation nur noch bei 200 Watt, gern hätte der AMD Ryzen 9 9950X hier noch etwas mehr, was aber auch nicht immer funktioniert, wie der Vorgänger schließlich zeigte. Denn der 7950X kommt sehr schnell in den roten Temperaturbereich und kann seine Vorteile auf dem Papier nicht mehr umsetzen. Letztlich sind die 200 Watt von AMD als PPT sehr gut gewählt und vermutlich nicht ohne Grund so. Bei letztlich geringerem Verbrauch ist der AMD Ryzen 9 9950X 9 Prozent schneller als sein Vorgänger und unterm Strich auch deutlich effizienter unterwegs.
Im Gaming-Bereich zeigt der AMD Ryzen 9 9950X die beste Leistung der bisherigen 9000er-Generation. Aber auch das bleibt zu wenig für das vorab Versprochene, denn ein X3D aus selbem Haus ist noch immer viel performanter (und dabei deutlich günstiger) und verbraucht dazu auch noch weniger Strom.
Das Erbe der 12-Kern-CPUs tritt heute der AMD Ryzen 9 9900X an. Er dürfte auch in diesem Jahr einen schweren Stand haben, wie der 12-Kerner in der vergangenen Generation bereits. Schnell wurde er im Preis gesenkt und konnte letztlich darüber punkten, war am Ende aber doch immer ein Modell zwischen den Stühlen. Die Vorzeichen beim neuesten 12-Kern-Exemplar gehen in die gleiche Richtung. Mit der Ansiedlung in der TDP-Mitte von 120 Watt versucht AMD hier etwas Neues, heraus kommt quasi ein verdoppelter AMD Ryzen 5 9600X. In Anwendungen funktioniert das ganz gut, beim Gaming wiederum gar nicht - hier tritt der Prozessor auf der Stelle.
Kurioserweise ist beim aufgerufenen Startpreis von rund 540 Euro und mit der neuen Einstufung von 120 Watt zum Start nun direkt ein preisgleicher AMD Ryzen 9 7950X3D auch der TDP-gleiche Gegenspieler, gegen den man aber nur verliert. 16 ältere Kerne schlagen noch immer 12 neuere, im Gaming spielt er dank X3D in einer anderen Liga. 12 Kerne als 6+6-Aufbau sind heute zudem noch weniger wert als vor zwei Jahren, die Spielewelt entwickelt sich zu 8 Kernen hin. Was bleibt für den AMD Ryzen 9 9900X? Eine extrem hohe Single-Core-Leistung. Das ist zu dünn. Neben dem zu teuren Ryzen 5 9600X muss deshalb schnell der Preis des AMD Ryzen 9 9900X herunter.
Das war der Ryzen-9000-Launch plus Ausblick
Das war er nun, der Start der AMD Ryzen 9000 im Desktop. Er verlief an einigen Stellen so wie gedacht, an vielen anderen aber auch nicht. Und so mischen sich getroffene Erwartungen durchaus mit einiger Enttäuschung, garniert von Fehltritten bei AMD wie einem bescheidenen Namensschema sowie kuriosen, weil unerreichbaren Zielen und Plattformproblemen. Die ersten Tests verkamen so selbst bei routinierten Testern zu Fragestunden, was man denn falsch gemacht habe, nur um zu erkennen, dass der Hersteller leicht übers Ziel hinausgeschossen ist.
Die AMD Ryzen 9000 sind aber kein Flop, wie es beispielsweise YouTuber herausschreien (müssen). Sie liefern fortan die beste Leistung in nahezu allen Anwendungen, die Single-Core-IPC ist überragend. Werden moderne Features wie AVX-512 genutzt, geht die Performance durch die Decke. Dass die neuen Kerne dafür aber auch Strom aufnehmen wollen, wird ebenfalls deutlich. Dennoch hat AMD den Verbrauch quasi jedes Modells gegenüber dem Vorgänger nach unten angepasst, drei Mal über die TDP/PPT und selbst beim Flaggschiff noch über die PPT. So sind die Lösungen am Ende unterm Strich allesamt effizienter als die Vorgänger.
Wo die Ryzen 9000 definitiv enttäuscht haben, ist beim Gaming. Selbst wenn AMDs Marketing-Aussagen kein Glauben geschenkt wurde, ist der Vorsprung gegenüber den klassischen Ryzen 7000 ziemlich gering, weshalb man automatisch zu den Ryzen 7000X3D kein Land sieht. Das wiederum weckt nun natürlich auch Zweifel an kommenden Ryzen 9000X3D: Wenn Ryzen 9000 gegenüber Ryzen 7000 ohne den X3D-Cache doch nur 5 bis 7 Prozent gewinnt, wo soll da beim Ryzen 9000X3D mehr herkommen? Die Hoffnungen liegen auf Anpassungen im Bereich des Caches und eventuell den Taktraten. Nach den letzten Behauptungen in Richtung Gaming-Leistung, die allesamt falsch waren, sollte die Erwartungshaltung erst mal deutlich niedriger angesetzt werden.
Dass AMD Mitte 2024 zudem immer noch mit Windows, dem Chipsatztreiber und Core-Provisioning kämpft, ist ebenfalls kein Aushängeschild. Dieses Verhalten war zuletzt beim X3D in Groß und Klein respektive beim Wechsel zwischen beiden ein großes Thema, nun hat es sich verstärkt auch in die normale Welt begeben. Primär ein Problem für Tester, doch aufrüstwillige Kunden eines kleinen Ryzen 7000 auf vielleicht einen großen Ryzen 9000 sind davon ebenfalls betroffen.
Wie üblich werden AMDs Produkte also beim Kunden reifen. Das ist eine Tradition, die seit Jahren herrscht und in diesem Jahr wieder extrem war, ist und wird. Unzählige Updates werden in den kommenden Wochen vor allem erst mal die Stabilität und dann die Leistung etwas verbessern – doch letztlich auch nicht so, dass sie das Bild, das in den zwei Wochen entstanden ist, komplett umwerfen. Die Produkte sind nun mal so, wie sie sind.
Neben den X3D-Modellen darf man nun gespannt sein, wie AMD das Portfolio in Zukunft auffüllt. Zunächst wird es vermutlich keine direkten Ergänzungen geben. Anbieten würde sich nun natürlich in erster Linie ein (nennen wir ihn mal) „AMD Ryzen 7 9800X“, der mit höherem PPT-Limit die 8-Kern-Herrschaft übernimmt. Und günstiger muss es natürlich im Laufe des Lebens der Zen-5-Architektur auch wieder werden, doch das dürfte noch viele Monate dauern. Denn in dem preiswerteren Bereich tummeln sich jetzt unzählige Ryzen 7000, die oft gar nicht viel schlechter sind, allerdings definitiv viel günstiger als zum Start vor 23 Monaten und dann den folgenden Jahren.
ComputerBase hat den Ryzen 9 9900X und den Ryzen 9 9950X von AMD zum Testen erhalten. Die Prozessoren wurden unter NDA zur Verfügung gestellt. Die einzige Vorgabe war der frühestmögliche Veröffentlichungszeitpunkt. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht.
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