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Anno 117: Pax Romana: Ubisoft will das Thema Sklaverei nicht erneut ausblenden

Fabian Vecellio del Monego
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Anno 117: Pax Romana: Ubisoft will das Thema Sklaverei nicht erneut ausblenden
Bild: Ubisoft Blue Byte

Auf der Gamescom konnte ComputerBase mit den Entwicklern von Anno 117 sprechen. Einerseits ging es um neu enthüllte Gameplay-Mechaniken zur Romanisierung der römischen Provinzen, wie in einem eigenen Artikel berichtet. Es kamen allerdings auch einige Überraschungen zutage. So sollen heikle Themen nicht mehr ignoriert werden.

Konflikt zwischen Realismus und Spielspaß

Anno-Spielen liegt traditionell kein exaktes Abbild der Geschichte zugrunde. Stattdessen basieren die Aufbauspiele aus Mainz in der Regel auf einem historisch inspirierten Fantasy-Setting, bei dem viele Aspekte der jeweiligen Epoche thematisiert, ausgewählte Themengebiete aber gemieden werden. Letzteres kann mehrere Gründe haben. Beispielsweise kann der geplante Umfang eines Spiels unmöglich allen Facetten einer historischen Epoche gerecht werden und viele geschichtliche Tatsachen lassen sich schlicht und ergreifend nur schlecht oder gar nicht in spaßige Gameplay-Mechaniken übersetzen. Und Spielspaß hat bei Konflikten zur Realität Vorrang.

Mitunter werden historische Tatsachen in Spielen aber auch ausgeblendet, wenn sie als mit der gewünschten Atmosphäre unvereinbar gelten. Bei Anno 1800 zog Ubisoft diese Karte etwa bei der transatlantischen Sklaverei und der Ausbeutung der indigenen Bevölkerung Amerikas. Solche Themen sind inhärent düster, politisch heikel und schwer mit der positiven Grundstimmung der Anno-Spiele vereinbar. Das Vorgehen ist also einerseits verständlich, weil Anno Spaß machen soll und kein Lernspiel sein will. Mit einem auf den ersten Blick historischen Setting ersteht jedoch bei vielen und gerade jüngeren Spieler andererseits der Eindruck, die dargestellte Situation entspreche der einstigen Realität. Und das wurde und wird immer wieder kritisiert.

Anno 117 wird die römische Sklaverei nicht ausblenden

Mit der Ankündigung von Anno 117: Pax Romana kam die Diskussion wenig verwunderlich erneut auf. Noch stärker als im 19. Jahrhundert waren Sklaven im Römischen Reich eine Realität; gar ein Grundpfeiler des Gesellschaft. Auf der Gamescom erkennt Blue Byte diese Realität im Gespräch mit ComputerBase an: Sklaverei sei im Jahr 117 eine faktische Tatsache; man könne nicht über das Römische Reich reden, ohne auch Sklaverei zu thematisieren. Dementsprechend werde Anno 117 das Thema tatsächlich nicht ignorieren, sondern aktiv ergründen.

Wie genau? Dazu wollten sich die Entwickler noch nicht äußern. Es ist offenkundig davon auszugehen, dass Anno 117 sich kritisch mit der römischen Sklaverei auseinander­setzen wird. Dass Spieler etwa aktiv mit Sklaven Handel betreiben können, ist schwer vorstellbar; die Frage nach potenziellen Gameplay-Mechaniken bleibt eine Gratwanderung und vorerst offen. Aber allein die Botschaft ist ein klarer Bruch zu Ubisofts Standpunkt beim Vorgänger und setzt ein starkes Zeichen. Schon bei Far Cry 6 ist der französische Publisher erstmals von der über Jahre stets vorgeschobenen These, die eigenen Spiele seien nicht politisch, abgerückt. Dabei bleibt es augenscheinlich.

Anno soll trotzdem Anno bleiben

Es deutet sich außerdem an, dass im Rahmen der kulturellen Differenzen der ursprünglichen Bewohner der neuen Provinzen zur römischen Leitkultur auch das Thema Religion nicht umschifft wird. Auch hier ist offenkundig ein Spannungsfeld gegeben. Die Entwickler aber beschwichtigen: Anno 117: Pax Romana werde in erster Linie ein Aufbaustrategiespiel und eine Wirtschaftssimulation mit 4X-Elementen sein, nicht aber vollwertige Globalstrategie bieten. Wer Spaß an Anno 1800 hatte, der werde auch Spaß mit Anno 117 haben, so lautet die Botschaft.

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