Asus ROG Azoth Extreme im Test: Absurd teuer, aber auch verdammt gut

Max Doll
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Asus ROG Azoth Extreme im Test: Absurd teuer, aber auch verdammt gut

Wenn nicht mit dem spitzen Bleistift kalkuliert wird, entsteht eine Tastatur wie die Azoth Extreme. Hier verbietet sich die Frage nach dem Sinnvollen oder Nötigen, gestellt wird die nach dem Machbaren und Schönen. Braucht es den Aufwand? Sicher nicht. Er ist aber leider geil. Der Preis darf allerdings keine Rolle spielen.

Das ist neu

Gleiches Layout, mehr Material lautet das Motto, um die bereits extreme Azoth (Test) „Extreme“ zu machen. Viel davon zielt auf Haptik und Akustik. Das Luxus-Luxusmodell kann nun ein vollständig aus Aluminium bestehendes Gehäuse vorweisen. Taster werden jetzt nicht mit einer Metall-, sondern einer Carbonfaserplatte stabilisiert. Sie verspricht, einen Kompromiss aus der Festigkeit von Metallvarianten und der Klangkulisse von Kunststoffvarianten zu bieten.

Das PCB wird erneut auf Gummielementen (sogenanntes „Gasket Mount“) gelagert, die nun aber per Schiebeschalter deaktiviert werden können. Wie viel „Flex“ beim Anschlag zugelassen wird, kann jetzt ohne Aufschrauben der Tastatur im Betrieb eingestellt werden. Drei-Wege-Taster, RGB-Beleuchtung, Dämmung und wahlweise kabellosen Betrieb gibt es wie bisher on top.

Dazu kommen nun Stellfüße aus Aluminium, die magnetisch an der Tastatur haften, und ein besseres Display. Der rund 1,5 Zoll große OLED-Bildschirm ist jetzt in der Lage, auch Farben darzustellen. Für das „Gaming“-Segment darf die Polling-Rate mit einem beiliegenden Adapter überdies auf 8.000 Hz gesteigert werden. Was das mit der Laufzeit macht, verrät Asus nicht, bei 1.000 Hz im Funkbetrieb sind allerdings 1.600 Stunden möglich – ohne Display und Tastenbeleuchtung. Beides zusammen zwingt nach 92 Stunden an die Steckdose, nur die Hintergrundbeleuchtung ermöglicht 245 Stunden Laufzeit. Der Polling-Booster wird daran zusätzlich knabbern.

Asus Azoth Extreme
Größe (L × B × H): 33,2 × 13,9 (23,6) × 4,0 (5,2) cm
Handballenauflage
Layout: 81 Keys
Display
Gewicht: 1.465 g
Gehäuse-Material: ?
Kabel: 2,00 m, USB/Type-C-USB (modular), Bluetooth, Funk ?
Hub-Funktion:
Key-Rollover: N-KRO
Schalter: Asus ROG NX Snow
Hot-Swap-fähig
Switch Plate: ?
Tasten: Form: zylindrisch
Material: PBT-Kunststoff
Beschriftung: Double-shot molding
Zusatztasten: Scrollrad (Lautstärke)
Medienfunktionen: Stumm, Lautstärke, Abspielen/Pause, Stopp, Vor/Zurück
Zusatzfunktionen: Profile wechseln, Helligkeit (regeln, ausschalten), LED-Modi, Gaming-Modus, Makroaufnahme
Beleuchtung: Farbe: RGB
Modi: Atmungseffekt, Welleneffekt, Reaktiver Modus, umlaufende Aktivierung, Gaming-Beleuchtung, Farbschleife
Sonstige: individuelle LED-Profile
Makros & Programmierung: 6 Profile, Hardware-Wiedergabe
vollständig (inkl. Sekundärbelegung), softwarelos programmierbar
Preis: ab 519 €

Stabile Taster

In der extremen Azoth verbaut Asus die jüngste Generation der werkseitig geschmierten NX-Taster. Sie gibt es entweder in linearer Abstimmung mit sanft ansteigendem Widerstand (Snow), der zwischen 40 und 53 g liegt, oder als taktile Version (Storm). Sie lassen sich durch Hot-Swap-Sockel auswechseln.

Das hat sich getan

NX Snow sind direkte Nachfolger der NX Red mit nahezu identischer Abstimmung, also leichtgängige lineare Taster mit reduziertem Hub. Das Tippgefühl überzeugt im Prinzip: Ein stark reduziertes Spiel in der Tastenkappe und flachere Tastenkappen vermitteln den Eindruck von Stabilität, das Feedback ist zudem relativ gleichmäßig. NX Storm folgen auf NX Blue. Hier hat sich laut Datenblatt deutlich mehr getan. Der Klick ist immer noch leichtgängig, sollte nun aber präziser und ausgeprägter sein. Signalpunkt und Hub wurden verkürzt.

Asus ROG NX Snow Asus ROG NX Storm
Charakteristik: linear taktil („clicky“)
Hubweg: 3,6 mm
Position des Signalpunktes: 1,8 mm
Widerstand am Signalpunkt: 45 g 65 g
Widerstand am Druckpunkt: 50 g
Lebensdauer (Anschläge): ?

Mehr Geschmeidigkeit, bitte

NX-Taster werden von Asus geschmiert ausgeliefert. Das hilft der Geschmeidigkeit und ein Nachhallen der Feder lässt sich darüber hinaus nicht einmal provozieren. Dennoch ist dieser Punkt die Achillesverse der Taster: Einzelne NX Snow fallen aus der Reihe und sind minimal, aber schon spürbar kratziger als die Masse. Im Alltag kann das zwar unter Umständen untergehen und kaum noch auffallen, schon in niedrigeren Preisklassen geht das jedoch schwerlich als feine Art durch. Richtig toll sind die Taster deshalb nur bedingt zu diesem Kurs. Hervorragend sind allerdings der Sitz der Tastenkappen und das Spiel im Stempel: Es wird fast vollständig eliminiert.

Schmiermitte und die Werkzeuge entfallen bei der extremen Version der Azoth zudem. Laut Asus sei eine Verbesserung durch manuelles Nachsteuern bei diesen Tastern nur noch schwer möglich. Das wird eher eine Frage des Aufwandes sein: Die wenigsten Anwender werden alle Taster einzeln entnommen, geöffnet und nachgearbeitet haben, um ihr individuell perfektes Gleitverhalten zu bekommen – beziehungsweise dürfte die entsprechende Zielgruppe gleich zum Custom-Produkt greifen, während ambitionierte Consumer mit viel Geld den Aufwand scheuen und zum hohen Preis auch Service erwarten. Denn das war immer das Versprechen dieser Gattung Tastatur: Custom-Qualität und -Ideen, ohne die damit verbundene Mühe zu haben.

Beleuchtet wird nur die erste Tastenfunktion
Beleuchtet wird nur die erste Tastenfunktion
Die Beschriftung sorgt so für optimale Ausleuchtung
Die Beschriftung sorgt so für optimale Ausleuchtung
Zusatzfunktionen werden aufgedruckt
Zusatzfunktionen werden aufgedruckt

Trotzdem stünde der Azoth Extreme noch mehr Luxus gut zu Gesicht. Der wäre in Form analoger Taster möglich, die sonst im Luxussegment bereits immer mehr Raum gewinnen. Zum preislich grenzenlos geöffneten Segment will das nur schwer passen.

Alltagserfahrungen: Leise und flexibel

Klanglich gibt die Azoth Extreme ein hervorragendes Bild ab. Das dumpfe Klackern der Tasten hält sich dezent im Hintergrund, wozu erneut der zusätzliche Schaumstoff unter großen Tasten wie der Leertaste beiträgt. Er gleicht den Klang so weit an, dass größere Tasten beim Tippen nicht länger herausstechen. Die Mühe im Detail lohnt sich definitiv, sie erzeugt einen gleichmäßigen Klangteppich.

Asus ROG Azoth Extreme (Asus NX Snow)
Mehrfache Dämmung prägt das Soundprofil
Mehrfache Dämmung prägt das Soundprofil (Bild: Asus)
Ganz ins Luxus-Ambiente passt der 3-Wege-Taster nicht
Ganz ins Luxus-Ambiente passt der 3-Wege-Taster nicht
Das Display ist schon und teils nützlich
Das Display ist schon und teils nützlich

Schrauben darf man

Genauso überzeugt das Feedback: Es fällt edel aus. Sanfte Anschläge frei von Federpingen sind der Preisklasse durchaus angemessen und lassen spüren, dass hier etwas mehr Aufwand betrieben wurde. Die weitgehend sanften Taster liefern großteils das, was nötig ist. Den federnden „Gasket Mount“ zu deaktivieren, lässt die Anschläge dezent härter und zackiger werden. Der Unterschied fällt zwar extrem fein aus, schöner erschien jedoch die gummigelagerte Variante. Hier die Wahl zu haben, greift erneut eine Idee aus der Custom-Szene auf, setzt sie allerdings in werkzeuglos umschaltbarer Variante um, bei der die Tastatur geschlossen bleiben darf.

Wer mag, kann immer noch schrauben und zehn Schrauben lösen, um das Silikonpad in der Tastatur zu entfernen. Das Ergebnis sind ein leicht hellerer Klang und ein wenig mehr Bewegung im PCB. Am besten gefallen hat auch hier die Standardkonfiguration. Silkonpins, die beide Gehäusehälften voneinander entkoppeln, liegen als Ersatz bei. Darüber hinaus können die Stabilisatoren getauscht werden. Da Asus ein eigenes Design nutzt, liegen Schaumstoffpads als „Adapter“ bei.

Mit großer Handballenauflage erhöht Asus den Tippkomfort
Mit großer Handballenauflage erhöht Asus den Tippkomfort
Die Silikonmatte kann entfernt werden, um Klang und Charakteristik feinabzustimmen
Die Silikonmatte kann entfernt werden, um Klang und Charakteristik feinabzustimmen
Auch für Anfänger: Beschriftungen erleichtern die Demontage
Auch für Anfänger: Beschriftungen erleichtern die Demontage

Den insgesamt positiven Eindruck vervollständigt die Handballenauflage. Der angenehme Gummiüberzug schafft Halt, die Größe sichert eine sinnvolle Nutzung als echte Auflage – und auch hier vermittelt das hohe Eigengewicht das Versprechen von Haltbarkeit. Schreiben macht mit der Azoth Extreme deshalb Spaß, denn das Premium-Label kommt oft genug an den Fingern an.

Einfach edel

Zum Konzept gehört das Premiumgefühl. Das vermittelt das Design erfolgreich. Überall fallen kleine Details ins Auge, die unnötig, aber eben doch nett sind: Die Abdeckung für das Fach des Funkempfängers etwa, der Magnet über dem Empfänger, wodurch ein separater Slot unnötig wird, die Gestaltung der Gehäuseseite. Magnetisch befestigte, als Accessoire gedachte Stellfüße aus Aluminium mit erheblichem Gewicht können naturgemäß nicht so praktisch sein wie die ausklappbare Kunststoff-Norm, tragen aber das Image. Aus diesem Ensemble von Luxus fällt der Drei-Wege-Taster heraus. Gerade seitlich betätigt hat er Spiel und wirkt zu günstig für das gewählte Segment.

Aber Luxus muss nicht sinnvoll sein, Außergewöhnlichkeit reicht. Ein Farbdisplay ist beides. Der Mehrwert liegt jedoch nicht in der Fähigkeit, Temperaturen, das Datum oder bewegte, ablenkende Bilder anzuzeigen, sondern als Statusanzeige, zum Einrichten der Tastatur ohne Software und als Bildergalerie zur Individualisierung. Den Bahnhof des Nötigen hat die Tastatur ohnehin glatt passiert – man braucht kein Display, es ist so umgesetzt allerdings durchaus nett.

Schwache Software

Software bleibt eine Schwäche der Azoth, weil Verbesserungen und Preis nicht gleichermaßen anwachsen. Armoury Crate arbeitet vergleichsweise langsam, hat viele Zusatzfunktionen und einen Ingame-Shop. Die braucht kein Mensch, der nicht Asus-Fan ist. Die Einstellung der Tastatur läuft übersichtlich, aber funktionsarm ab. Ein Jahr nach dem Test der Azoth darf nun die FN-Ebene programmiert werden. Es bleibt jedoch bei einer Zusatzebene und auch die FN-Taste darf nicht verlegt werden. Eine deutliche Weiterentwicklung hätte Asus nicht nur bei der Azoth, sondern generell gutgetan; in diesem Bereich liegt weiterhin eine Menge Potential brach. Das Grundproblem verstärkt sich hier allerdings: Mainstream-Software, die für den Normalnutzer meist noch okay ist, passt nicht zu einem exklusiven Produkt, bei dem der Preis das Bestmögliche erwarten lassen muss.

Fazit: Awwwww, wie nett

Asus lässt das Designteam einfach von der Leine. Das Ergebnis: leider geil. Die Hardware liefert, sie ist „extreme“ gut. Die sehr angenehme und (für mechanische Modelle) dezente Lautstärke und die Anmutung passen zum Premium-Premium-Anspruch. Die Tastatur ist nicht nur praktisch, sondern auch ein Designobjekt, das kunstvoll zusammengebaut wirkt. Klagen darf man über die Taster. Es tippt sich zwar immer noch schön, mehr Geschmeidigkeit stünde der Azoth aber ebenso wie ein besserer Drei-Wege-Schalter gut zu Gesicht.

Der Preis ist genauso heftig. Gretchenfrage: Muss man so viel Geld ausgeben? Natürlich nicht, die Azoth Extreme ist mehr noch als die Azoth vor einem Jahr unnötig, aber eben auch schön. Dass man für weniger Geld und mit etwas Einsatz von Hand tolle Produkte im 75 %-Layout bekommt, ist dahingestellt. Man muss wissen, wo, man muss wissen, was. Die Recherche nimmt Asus ab. Ähnlich gute Produkte, wenngleich mit vielleicht etwas weniger Liebe zum gestalterischen Detail und Display, gibt es allerdings locker zum halben Preis der Azoth Extreme.

Unnötig, aber schön: Die Azoth Extreme begeistert mit toller Hardware
Unnötig, aber schön: Die Azoth Extreme begeistert mit toller Hardware

„Geht nicht“ ist eine Aussage, die man für fliegende Preise allerdings nicht hören möchte. Bei der Software muss man das. Armoury Crate lief langsam und auch wenn nun die FN-Ebene konfiguriert werden kann, bleiben eine Menge Einschränkungen. Hier bietet Asus nur Features von der Stange und dort nicht mal alles Mögliche. Das bereitet eine Menge Bauchschmerzen, zumal schon die Taster durch Verzicht auf Analogtechnik relativ unflexibel sind. Hall-Effekt-Taster hat Asus für die Falchion aber schon in Aussicht gestellt – im Grunde kündigt sich so damit auch ein Refresh der Azoth Extreme an.

So schön die Azoth Extreme ist, so wenig verdient sie sich deshalb eine Kaufempfehlung. Der Preis erscheint für das Gesamtpaket schlicht zu extrem, 500 US-Dollar lassen sich in Anbetracht des Gegenwerts am Ende kaum rechtfertigen. Anders wäre das, wenn der Platz der alten Azoth mit einer Preisempfehlung um 300 US-Dollar beerbt würde. Dort hatte das neue Modell einen sinnvollen Platz, darüber ist es zu wenig eierlegende Wollmilchsau.

Asus Azoth Extreme
Produktgruppe Tastaturen, 20.08.2024
  • Gehäuse
    ++
  • Tasten & Beschriftung
    +
  • Layout
    +
  • Ausstattung & Extras
    ++
  • Software
    O
  • Rundes Gesamtpaket
  • Nützliche Handballenauflage
  • Klang und Feedback edel
  • Hochwertige Anmutung
  • FN-Taste fest vorgegeben
  • Taster vereinzelt kratzig
  • Anmutung 3-Wege-Schalter

ComputerBase hat die Azoth Extreme von Asus leihweise unter NDA zum Testen erhalten. Die einzige Vorgabe war der frühestmögliche Veröffentlichungszeitpunkt. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht.

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