Ermittlungen des US-Justizministeriums: Nvidia soll dominante Rolle im AI-Geschäft missbrauchen

Andreas Frischholz
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Ermittlungen des US-Justizministeriums: Nvidia soll dominante Rolle im AI-Geschäft missbrauchen
Bild: Nvidia

Den Markt für AI-Beschleuniger dominiert Nvidia, die Absatzzahlen haben dem Chiphersteller neben Umsatzrekorden auch einen Marktwert von zeitweise mehr als drei Billionen US-Dollar beschert. Nun ermittelt aber auch das amerikanische Justizministerium wegen wettbewerbswidrigem Verhalten.

Die Ermittlungen erstrecken sich auf zwei Verfahren. Das erste dreht sich um die Produkte, die Nvidia im AI-Geschäft anbietet. Denn dieses umfasst im Kern nicht nur den Grafikbeschleuniger, sondern noch die Software- und Entwicklungsumgebung. Wie Reuters unter Berufung auf einen Bericht von The Information meldet, haben die amerikanischen Wettbewerbshüter den Verdacht, dass dieses Vorgehen wettbewerbswidrig ist. Das erklärten Personen, die mit den Vorgängen vertraut sind.

Nvidia soll im Geschäft mit AI-Beschleunigern einen Marktanteil von rund 80 Prozent haben. Der Vorwurf ist nun, dass man diesen mit der Bündelung der Produkte zementiert. Denn selbst wenn Konkurrenten wie etwa AMD schnellere Chips haben, ist ein Wechsel von Firmen eher unwahrscheinlich, weil diese die komplette Umgebung austauschen müssten.

Direkt kommentieren wollte Nvidia die Vorwürfe nicht. Ein Sprecher sagte gegenüber Reuters aber, das Unternehmen stehe im Wettbewerb mit einer Technologie, die auf „jahrzehntelangen Investitionen und Innovationen“ basiere. Dabei halte man sich stets gewissenhaft an alle Gesetze.

Zweites Verfahren betrifft eine Übernahme

Im zweiten Verfahren geht es um kartellrechtliche Fragen einer Übernahme, berichtet Politico. Nvidia hat das israelische Unternehmen Run:AI für 700 Millionen US-Dollar übernommen. Das Startup befasst sich mit der Virtualisierung von Grafikprozessoren.

Ermittlungen laufen auch in der EU

Ermittlungen laufen derweil auch in Europa. Vor allem französische Behörden haben den Grafikchip-Hersteller im Visier. In den Pariser Büros von Nvidia soll bereits eine Razzia stattgefunden haben.

Die EU-Kommission hat sich im Juli 2023 bereits mit dem amerikanischen Justizministerium, der US-Handelsaufsicht FTC sowie der britischen Wettbewerbsbehörde CMA zusammengeschlossen, um das AI-Geschäft im Blick zu behalten. In einer gemeinsamen Stellungnahme (PDF) warnte man vor einer potenziellen Marktkonzentration. Insbesondere die ohnehin dominierenden Unternehmen im digitalen Sektor – also Big Tech – könnten sich aufgrund ihrer Marktmacht einen Vorteil verschaffen.