Förderung der Videospiel-Branche: Bund hat seit 2019 rund 178 Millionen Euro investiert
Der Bund hat von 2019 bis Ende 2023 rund 178 Millionen Euro in die Förderung der Entwicklung von Computerspielen in Deutschland investiert. Die Fördersummen sind seit 2019 kontinuierlich gestiegen. Nach Kritik an der Förderung, legt die Bundesregierung Zahlen offen.
Förderung steht in der Kritik
In einem Bericht der Wirtschaftswoche war die Vergabepraxis der Fördergelder kritisiert worden. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz solle oftmals erfolglose Nischenprodukte gefördert haben, die keine zukunftssicheren Arbeitsplätze schaffen würden. Auch „Fake-Projekte“ seien mangels ausreichender Prüfung gefördert worden. Der Bundesregierung sind hingegen nur elf Fälle bekannt, in denen ein bewilligtes Projekt eingestellt wurde. Bei einem Förderprojekt sei zudem bekannt, dass die Mittel zweckentfremdet worden seien, weshalb man sie zurückgefordert habe.
Es gibt allerdings, anders als beispielsweise in der Filmförderung üblich, bei erfolgreichen Projekten keine Rückzahlung der Fördergelder. Auch der Branchenverband Game beklagt, die deutsche Förderpraxis führe in ihrer derzeitigen Form „weniger wahrscheinlich zur Ansiedlung international agierender Unternehmen und damit der Herstellung größerer Entwicklungen sowie der Bindung von Fachkräften“ und plädiert als Alternative zum bisherigen Fördersystem für Steuererleichterungen. Inzwischen prüfe die Bundesregierung nach eigenen Angaben die Möglichkeit zur Einführung einer steuerlichen Fördersystematik (sogenannte „Tax-Credits“). Auch die Einführung einer Rückzahlung bei Erfolg werde für eine neue Förderrichtlinie geprüft.
Die Bundesregierung hat auf eine Anfrage nun Zahlen offengelegt, die Einblicke in die Förderung geben. Seit 2019 wurden zunächst Projekte mit einer De-minimis-Beihilfe zur Computerspieleentwicklung des Bundes (228 Projekte) und im Anschluss ab Ende 2020 mit der notifizierten Förderrichtlinie „Computerspieleförderung des Bundes“ (353 Projekte) gefördert. Insgesamt ist seit 2019 eine Fördersumme von rund 178 Millionen Euro abgerufen worden.
Jahr | Fördersumme in Euro |
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2019 | 458.916,21 |
2020 | 13.444.047,89 |
2021 | 30.364.613,56 |
2022 | 41.588.010,95 |
2023 | 51.811.318,92 |
Vorgesehen für 2024 | 40.432.062,47 |
Demnach sei die Zahl der Unternehmen, die in Deutschland Videospiele entwickeln, zwischen 2020 und 2023 um rund 32 Prozent von 621 auf 908 Firmen gestiegen.
Jahr | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 |
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Unternehmen, die nur publishen | 30 | 32 | 36 | 47 |
Unternehmen, die nur entwickeln | 208 | 314 | 358 | 450 |
Unternehmen, die publishen und entwickeln | 383 | 403 | 392 | 41 |
Die Anzahl der Mitarbeiter im Bereich der Videospielentwicklung stieg in Deutschland von 10.071 (2020) auf 11.992 im Jahr 2023. Allerdings entfallen auf einen im Rahmen der Förderung geschaffenen Arbeitsplatz durchschnittlich Fördermittel in Höhe von 78.900 Euro. Einer Befragung unter den geförderten Unternehmen zufolge hätten 70 Prozent der Unternehmen aufgrund der Förderung neue Arbeitsplätze geschaffen und 63 Prozent Arbeitsplätze gesichert. Während geförderte Unternehmen im Betrachtungszeitraum durchschnittlich sechs Arbeitsplätze geschaffen hätten, läge diese Zahl bei nicht-geförderten Unternehmen im Videospielbereich bei vier neuen Arbeitsplätzen.
Jahr | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 |
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Beschäftigte bei Entwicklern und Publishern | 10.071 | 10.906 | 11.242 | 11.992 |
Die Förderrichtlinie „Computerspieleförderung des Bundes“ ist zum 31. Dezember 2023 ausgelaufen, weshalb aktuell keine Förderanträge gestellt beziehungsweise bewilligt werden könnten, heißt es in der Antwort.
Liste enthält auch bekannte Entwickler
In einer umfangreichen Liste im Anhang der Antwort (PDF) finden sich alle geförderten Projekte. Unter anderem auch das Rollenspiel WIKI6 vom inzwischen geschlossenen Entwickler Piranha Bytes, das ursprünglich 3 Millionen Euro erhalten sollte. Auch das Großprojekt mit dem Codenamen Foxtrott von Deck 13 Interactive findet sich mit einer Förderung von rund 5 Millionen Euro in der Liste des Wirtschaftsministeriums wieder, in der neben vier weiteren auch ein unbenanntes Projekt von Ubisoft mit fast 6 Millionen Euro geführt wird. Die überwiegende Mehrheit der genannten Spiele dürfte den meisten Spielern aber in der Tat gänzlich unbekannt sein.