Im Test vor 15 Jahren: Mit dem Phenom II X4 965 zurück ins GHz-Rennen
Nachdem bei AMD und Intel nach dem GHz-Rennen um den Pentium 4 besannen, kehrte der Wettkampf um die höchsten Taktraten mit dem Phenom II X4 965 Black Edition (Test) zurück. Mit vier Kernen bei 3,4 GHz setzte der Phenom II X4 965 BE zwar neue Taktrekorde, erzielte allerdings auch einen Höchstwert bei der Leistungsaufnahme.
Alles gleich mit mehr Takt
AMD verfolgte mit dem Phenom II X4 965 BE ein simples Motto: „Viel hilft viel“. Dementsprechend entsprach die Architektur vollständig den bereits existierenden Prozessoren der Phenom-II-X4-Serie nur bot der 965 BE mit 3,4 GHz mehr Takt. Dem Takt und dem Motto entsprechend erhöhte AMD die Kernspannung des Prozessors auf 1,4 Volt und die TDP auf 140 Watt. Zum Vergleich: Der Phenom II X4 955 BE kam auf 3,2 GHz bei 1,35 Volt und 125 Watt, der Phenom II X4 945 BE auf 3,0 GHz bei 1,30 Volt und 95 Watt. Ansonsten gab es die üblichen 512 KByte L2-Cache pro Kern, einen 6 MByte großen L3-Cache und die gewohnte 45-nm-Fertigung.
Benchmarks
Insgesamt leistete der Phenom II X4 965 BE genau das, was angesichts eines 200 MHz höheren Takts erwartet werden konnte. Über alle Benchmarks hinweg resultierte das in etwa drei Prozent mehr Leistung gegenüber dem Phenom II X4 955 BE. In Spielen blieb davon im Durchschnitt nur ein Prozent übrig, während theoretische Tests sowie Office- und Multimedia-Test mit vier beziehungsweise fünf Prozent Mehrleistung etwas besser da standen. Für die weniger hoch getaktete Konkurrenz von Intel reichte das aber dank besserer IPC nicht. Ein Core i7-950 mit 3,06 GHz war im Mittel über alle Tests hinweg knapp sieben Prozent schneller als der Phenom II X4 965 BE mit 3,4 GHz.
Die geringe Mehrleistung erkaufte AMD durch die höhere Kernspannung mit einer gestiegenen Leistungsaufnahme und CPU-Temperatur. Im Test landete das Gesamtsystem mit einem Phenom II X4 965 BE auf dem letzten Platz und genehmigte sich unter Last 257 Watt statt den 238 Watt die das gleiche System mit einem X4 955 BE benötigte. Die Kerntemperatur unter Last stieg ebenfalls von 53 auf 58 °C an, wobei sie damit noch in einem vertretbaren Bereich lag – die von AMD spezifizierte maximale Betriebstemperatur lag bei 62 °C.
Wer noch mehr Energie und Kühlleistung übrig hatte als der Phenom II X4 965 BE ohnehin schon benötigte, der konnte mittels Übertaktung noch mehr Leistung herauskitzeln. Im Test erreichte der Prozessor maximal 3,7 GHz bei einer Kernspannung von 1,5 Volt – 3,8 GHz waren selbst bei 1,65 Volt nicht stabil. Damit lag das Ergebnis gleichauf wie bei einem X4 955 BE, der zuvor 3,7 GHz bei 1,45 Volt erreichte. Für eine 17 Prozent höhere Leistungsaufnahme des Gesamtsystems konnten weitere sieben Prozent CPU-Leistung verbucht werden. Umgekehrt konnte mittels Undervolting die Spannung bei gleichem Takt erfolgreich auf 1,3 Volt gesenkt werden. Das resultierte in der Praxis in einer um elf Prozent geringeren Leistungsaufnahme.
Fazit
Am Ende des Tests hatte AMD wie gewollt den schnellsten Phenom II X4 bis dato herausgebracht. In der Praxis machten sich die zusätzlichen 200 MHz gegenüber dem Phenom II X4 955 BE nicht wirklich bemerkbar. Dafür mussten Anwender wie bei dem vorherigen Flaggschiff mit Kosten von umgerechnet 245 US-Dollar rechnen. Die größten Mankos des Phenom II X4 965 BE waren die hohe Leistungsaufnahme und Temperatur. Ein besseres Übertaktungspotential bot der neue Prozessor nicht, weshalb es für Besitzer eines Phenom II X4 955 BE definitiv keinen Grund zum Aufrüsten gab.
In der Kategorie „Im Test vor 15 Jahren“ wirft die Redaktion seit Juli 2017 jeden Samstag einen Blick in das Test-Archiv. Die letzten 20 Artikel, die in dieser Reihe erschienen sind, führen wir nachfolgend auf:
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