Intel in der Krise: Abspaltung der Fabriken und Neubauten auf dem Prüfstand

Update Volker Rißka
277 Kommentare
Intel in der Krise: Abspaltung der Fabriken und Neubauten auf dem Prüfstand

Intels Fabriken stehen beim krisengeschüttelten Konzern wieder auf dem Prüfstand. Weniger Neubauten oder gar die Abspaltung werde erörtert. Aber auch Optionen wie eine Zusammenarbeit mit einem Partner sei eine Option, die im September eventuell bereits enthüllt werden könnte.

Reichen die angekündigten Maßnahmen?

Intel steckt tief in der Krise. Wie Gelsinger gestern selbst zu verstehen gab (via Seeking Alpha), glaubt der Markt Intel nicht, dass die bisher anvisierten Maßnahmen ausreichen werden.

And it's been a difficult few weeks. And with that we've been working hard to address the issues and at earnings we were determined to lay out a clear view, right, of where we were, but also some of the next steps that we needed to address for the next phase of our strategy. And obviously, the market didn't respond positively. We understand that, and we're taking seriously what the market's telling us, and hearing that clearly.

Intel-CEO Pat Gelsinger

Nun sollen erneut die Fabriken auf den Prüfstand, also der Bereich, den Gelsinger groß raus bringen will und in den seit Jahren Milliarden gesteckt wurden. Davon berichten Insider, eine offizielle Aussage gab es noch nicht.

Intel will hinter TSMC die Nr. 2 werden

Gelsingers ambitionierte Pläne, Intel zur Foundry Nummer 2 in der Chip-Welt zu machen, sind hart auf dem Boden gelandet. Vorzeigbare Ergebnisse gibt es wenige bis keine, das Unternehmen vertröstet bisher primär, doch die Geduld im Markt ist weg.

Der einzige große Kunde von Intels Fabriken ist Intel selbst. Die Fabs verbrennen dabei jedes Quartal Milliarden an US-Dollar, weil Intels eigener Absatz im PC- und Datacenterbereich eingebrochen ist. Ohne die Fabs würde Intel finanziell solider dastehen, die seit Jahren verfolgte Strategie von Gelsinger wäre dann aber dahin.

Erinnerungen an AMD werden wach

Das erinnert ein wenig an AMDs schwierige Zeit, bevor sich das Unternehmen 2008 von den Fabs trennte, weil es diese nicht mehr finanzieren konnte. Hochtrabende Pläne, aber nicht konkurrenzfähige Produkte und weitere Probleme dauerten bei AMD dann an, erst knapp zehn Jahre später kam das Unternehmen ganz langsam zurück und steht nun, 15 Jahre später, besser da als je zuvor.

Intels Weg könnte also auch ein ziemlich langer und steiniger werden, binnen kurzer Zeit dürfte wenig passieren. Bis dahin werden viele Tausende Angestellte gehen müssen – eventuell noch mehr, als bisher anvisiert wurden, so die Forderungen zuletzt.

Optionen bei Fabriken sollen geprüft werden

Alle Optionen seien auf dem Tisch, vermeldet Bloomberg mit Verweis auf Insider. Diese betreffen vornehmlich die Fabs. Dass es direkt zu einer Abspaltung kommen wird, ist vermutlich nicht der erste Schritt, den Intel gehen wird, heißt es aber auch. Vermutlich dürften einige geplante Projekte erst einmal auf Eis gelegt (so wie bereits in Israel) und Partner für die Finanzierung ins Boot geholt werden.

Das hat Intel zuletzt bereits das eine oder andere Mal gemacht: In Arizona ist Brookfield Investments mit 49 Prozent am 30-Milliarden-US-Dollar-Projekt beteiligt, hier gab es erst vor zwei Tagen aber bereits Berichte über Verspätungen von bis zu drei Jahren.

Erst im Juni dieses Jahres hatte Intel ein ähnliches Spiel mit APO vollzogen, hier geht es um 11 Milliarden US-Dollar für die Fab in Irland. Dies macht klar: Intel kann keines der Projekte aktuell finanziell allein stemmen, selbst wenn die Fördersummen riesig ausfallen – die gibt es schließlich sowohl in den USA als auch in Irland.

Entsprechend sind mögliche Partnerschaften für bestehende, aber auch geplante Fabriken eine Möglichkeit, die sich Intel weiter ansehen wird. Im Fokus dürften dabei die riesigen Neubauten in Ohio, USA, aber auch der Komplex in Magdeburg, Deutschland, stehen. Beides sind die Vorzeigeprojekte von Intel für die besten Fertigungsprozesse mit Investitionssummen von mindestens 20 respektive 30 Milliarden US-Dollar/Euro. Für Ohio hatte Intel gleich riesige PowerPoint-Pläne im Gepäck, der Komplex könnte bis 2040 auf bis zu acht Fabs wachsen, dafür müsste man aber 100 Milliarden US-Dollar investieren. Das dürfte erst einmal vom Tisch sein.

Update

Reuters legte am Sonntag mit einem Bericht in ziemlich ähnlicher Richtung nach, erklärte ebenfalls, dass es im September einen Plan geben soll. Dieser soll nicht nur die Fabriken beinhalten, sondern auch die mögliche Abspaltung von Firmenteilen, beispielsweise Altera. Diese wurden kürzlich erst wieder auf eigene Beine gestellt, nun könnte ein Verkauf folgen, angeblich sei Marvell ein Kandidat hierfür. Der größte und wohl wichtigste Posten sind und bleiben aber die Pläne bei den vielen Fabriken und dürften über Intels weiteren Weg als auch des CEOs entscheiden, denn diese sind sein Plan gewesen.