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Let Them Trade: Virtuelles Brettspiel simuliert Handel und Marktwirtschaft

Fabian Vecellio del Monego
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Let Them Trade: Virtuelles Brettspiel simuliert Handel und Marktwirtschaft
Bild: Spaceflower

Let Them Trade sieht auf den ersten Blick ähnlich aus wie Dorfromantik, die beiden Spiele haben aber abseits der Optik kaum Gemeinsamkeiten. Anstelle eines Puzzle-Legespiels mit Highscore-Jagd bietet die Indie-Produktion aus Nürnberg Ressourcen, Warenketten und eine Handelssimulation nach marktwirtschaftlichen Prinzipien.

Puzzeln? Nein, marktwirtschaften!

Ein gemütliches Hexagon-Strategiespiel mit Brettspiel-Atmosphäre? Die Liste der schon auf den ersten Blick an Dorfromantik erinnernden Indie-Games ist inzwischen so lang, dass beinahe das Genre Dorfromantik-like begründet werden könnte. Zuwachs gab es zuletzt etwa mit TerraScape oder Preserve. Let Them Trade sieht bei oberflächlicher Betrachtung so aus, als Stünde der nächste Kandidat bereits in den Startlöchern. Tatsächlich sind Optik und der Fokus auf gemütliches Gameplay aber die einzigen Gemeinsamkeiten, denn beim Gameplay weicht das Puzzeln einer ausgewachsenen Handels-Mechanik, Warenketten und einer Marktwirtschafts-Simulation mit Angebot und Nachfrage. Auf der Gamescom konnte sich ComputerBase im Gespräch mit dem Nürnberger Indie-Entwickler Spaceflower einen ersten Eindruck verschaffen.

Die Prämisse des Spiels: Spieler sind vom König entsandt, um in einem bisher unbesiedelten Landstrich eine florierende Wirtschaft aufzubauen. Die Aufgabe könnte für ein Aufbauspiel typischer nicht sein, neu ist aber die Verkleidung als virtuelles Einzelspieler-Brettspiel. Tatsächlich sehen alle Elemente des Spiels bei genauerem Hinsehen aus wie kleine Holz-Miniaturen. Und wer die Kamera schwenkt, stellt fest, dass die Größe der prozedural generierten Karte vom Esszimmertisch begrenzt wird.

Spieler starten mit einer Burg und können neue Hexfelder mit einem Ritter aufdecken. Städte lassen sich beliebig gründen, das Siedeln neben natürlichen Ressourcen ist aber naheliegend. Eine Stadt etwa liegt neben einem Wald und kann einen Holzfäller sowie ein Sägewerk ausbilden, eine andere hingegen an reichen Fischgründen.

Und dann? Tatsächlich können Spieler die Städte zwar bauen und ein Stück weit verwalten, nicht aber deren Außenhandel. In dieser Perspektive ist eine jede Stadt unabhängig gestaltet Handelswege nach eigenem Interesse, wobei die Prinzipien von Angebot und Nachfrage gelten. Auf diesem Weg wird dynamisch eine Marktwirtschaft abgebildet. Im genannten Beispiel würden sich die beiden Städte gegenseitig mit Brettern und Nahrung versorgen. Kommt jetzt eine dritte Stadt mit Getreidefeldern, Mühle und Bäckerei hinzu, kann diese den Preis des Fisches drücken. Und hat beispielsweise nur eine einzige Stadt Lehmziegel im Angebot, kann sie deren Preis de facto diktieren – logisch, wenn es ein Monopol gibt.

Balanceakt Marktwirtschaft

Gemäß dieser Produktionskapazitäten werden manche Siedlungen im Verlauf des Spiels sehr reich, andere wiederum nagen an der Armutsgrenze. In Extremfällen werden die wohlhabenden Städte gnädig und leisten Entwicklungshilfe per Preisnachlass, grundsätzlich liegt es aber am Spieler, das Gefüge aus Angebot und Nachfrage im Gleichgewicht zu halten. Beispielsweise kann er Getreide in der eigenen Burg einlagern, um in Zeiten einer Dürre aushelfen zu können, wenn ansonsten die Fischersiedlung aus einer Hungersnot im Inland Profit schlagen will. Auch können Städte unterschiedlich besteuert werden – aber dann kann es sein, dass Städte die Unkosten an abhängige Handelspartner weiterreichen. Beim Balancieren ist also Fingerspitzengefühl gefragt.

Neben dieser grundlegenden Mechanik kennt Let Them Trade weitere typische Gameplay-Elemente des Genres: Einwohner haben Bedürfnisse und können in 4 Stufen aufsteigen, ein Straßennetz beschleunigt Händlerkarren und über Forschung lassen sich neue Gebäudetypen freischalten. Insgesamt wird es rund 10 verschiedene Ressourcen und 20 bis 30 Waren geben, erklären die Entwickler. Mit der Größe und dem Feinschliff eines Anno 1800 kann das Spiel also wenig verwunderlich nicht mithalten, bei einem Indie-Team mit fünf Entwicklern kann das aber auch nicht der Maßstab sein. Und mit unverbrauchten Mechaniken und einer interessanten Aufgabenstellung positioniert sich Let Them Trade durchaus in einer vielversprechenden Nische. Das erste Ausprobieren auf der Gamescom macht Lust auf mehr.

Steam-Release Mitte 2025

Let Them Trade wird voraussichtlich Mitte 2025 auf Steam erscheinen. Ein Release im Early Access ist derzeit nicht geplant, stattdessen soll der Titel zum Stichtag fertig sein. Vorgesehen sind bis dahin etwa Banditen, die Handelswege stören können, weitere Zufalls­ereignisse, Szenarien mit eindeutigen Siegbedingungen und ein Karteneditor mit Steam-Workshop-Anbindung. Aktuell befindet sich die Entwicklung in der Alpha-Phase, es gibt also noch einiges zu tun. Dessen ist sich das Team bewusst: Zeitnah sollen weitere Mitarbeiter eingestellt werden, insbesondere für die Grafik des Spiels.

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