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Nvidia ACE ausprobiert: KI-NPCs machen Spaß, eine RTX 4060 hat aber zu wenig VRAM

Fabian Vecellio del Monego
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Nvidia ACE ausprobiert: KI-NPCs machen Spaß, eine RTX 4060 hat aber zu wenig VRAM
Bild: Nvidia

Mit ACE lanciert GPU-Hersteller Nvidia das Konzept eines lokal auf der GPU vorgehaltenen Sprachmodels, um NPCs das Sprechen zu lehren. Auf der Gamescom konnte ComputerBase die KI-NPCs in einem ersten Spiel ausprobieren. Die Technik macht Spaß und hat großes Potenzial, auf einer GeForce RTX 4060 läuft ACE aber nicht.

Nvidia ACE in Mecha Break ausprobiert

Während DLSS eine Form von Künstlicher Intelligenz für die Grafik von Spielen nutzt, bedient Nvidia ACE KI für das Gameplay. Zumindest ist dies mit der sogenannten Avatar Cloud Engine (ACE) angedacht, die Nvidia erstmals auf der Computex 2023 vorgestellt hatte. Die Middleware soll Entwicklern den Einsatz KI-basierter Charaktere in ihren Videospielen maßgeblich erleichtern und ultimativ natürlich wirkende Unterhaltungen zwischen Spielern und NPC ermöglichen.

Mit ACE-Plugins für Unity und die Unreal Engine sollen Nvidias KI-NPCs einfach und flächendeckend nutzbar sein. Das erste Spiel mit Nvidia ACE ist mit Mecha Break auch tatsächlich eine Entwicklung auf Unity-Basis. Auf der Gamescom hat Nvidia hinter verschlossenen Türen eine Demo-Station aufgebaut, an der die Redaktion das Konzept erstmals ausprobieren konnte. Die Interaktion mit dem KI-NPC geschieht in dieser Implementierung nicht während des eigentlichen Gameplays, sondern in der Vorbereitungsphase zu den Gefechten. Beispielsweise ist es möglich, dem Minitron 4B genanten Small Language Model (SLM) per Mikrofoneingabe Fragen zum aktuell ausgewählten Mech-Kampfanzug zu stellen. Die Ausgabe der Antwort übernimmt dann eine NPC-Mechanikerin unten rechts im Sichtfeld.

Im Gespräch mit einem NPC

Fragen wie etwa „Was ist das für ein Mech?“, „Was sind seine Stärken?“, „Ist er für diese Mission geeignet?“ oder „Was ist überhaupt meine Mission?“ beantwortet das System korrekt, prägnant und tatsächlich mit so kurzer Latenz, dass beinahe das Gefühl eines echten Gesprächs aufkommt. Es ist aber beispielsweise nicht möglich, die KI zu unterbrechen oder sie lediglich mit kurzen Prompts zu füttern; Einschränkungen bestehen also. Ein einfaches „Okay“ als Antwort auf eine Frage der Mechanikerin führt tendenziell dazu, dass eine Reaktion ausbleibt; ein „Okay, bitte mach das so“ hat aber funktioniert. Und was kann sie machen? Zum Beispiel den aktuell ausgewählten Mech-Anzug tauschen. Kommandos wie „Wechsele zu Mech 2!“ oder „Bitte wähle den für diese Mission am besten geeigneten Mech!“ haben problemlos funktioniert.

Die freundliche Mechanikerin kann auf Nachfrage auch erklären, wieso sie den nun gewählten Mech-Anzug als am besten geeignet identifiziert hat und welche seiner Stärken er in der anstehenden Mission ausspielen wird können. Auch die Frage, ob sie denn wisse, dass sie gerade Teil einer Gamescom-Demo war, brachte sie nicht aus dem Konzept: Ja, das wisse sie; sie freue sich, hier zu sein. Nvidia hat das Modell also mit eindeutigem Fokus auf die Gamescom-Demo trainiert. Eine neue Grafikkarte allerdings wollte mir die freundliche Mechanikerin nicht empfehlen; da sei sie nicht informiert und könne leider auch keine Online-Recherche anstellen. Meine Einladung zu einem Date nimmt sie hingegen freudig an.

Grundsätzlich können Entwickler vorgeben, in welchem Kontext und Rahmen ACE Fragen beantworten soll. Das geschieht wie von LLMs gewohnt über für den Spieler nicht einsehbare Prompts vor dem Start der Konversation. Auf diesem Weg soll es möglich sein, beispielsweise die Themenfelder Politik oder Erotik auszuschließen; im Rahmen der Gamescom-Demo war das aber nicht implementiert.

Mehr als nur ein Gimmick

In einem ersten Testlauf hat das Konzept durchaus Spaß gemacht. Die Konversation mit einem KI-NPC hat sich den Umständen entsprechend natürlich und die Platzierung im Kontext der Gefechtsvorbereitung auch sinnvoll angefühlt. Über natürliche Sprache und ohne Untermenüs herausfinden zu können, welche Mech-Fähigkeiten in einer Mission benötigt werden und welches Modell entsprechend am besten geeignet ist, bietet einen klar erkennbaren Mehrwert. Gegen eine Eingabe via Tastatur anstelle des Mikrofons spricht grundlegend auch nichts, bei Mecha Break scheint das aber nicht vorgesehen.

Das Potenzial der Technik ist folglich zweifellos erkennbar wie groß: Dass die Spiele der Zukunft immer stärker oder sogar vollständig auf derartige Mechaniken zurückgreifen werden, um ihren Charakteren Leben und ihrer Spielwelt damit einhergehende Immersion einzuhauchen, ist gut vorstellbar. Die Frage ist nur, wie lange es dauert, bis entsprechende Spiele auch tatsächlich auf dem Markt sind – und ob ACE dann genauso sehr überzeugen kann wie in der Gamescom-Demonstration.

Lokale GPU-Beschleunigung braucht ausreichend VRAM

Es bleibt allerdings eine weitere entscheidende Frage: Auf welcher Hardware läuft Nvidia ACE mit Minitron 4B eigentlich? Auf der Messe hat Nvidia das SLM stets auf dem Topmodell GeForce RTX 4090 präsentiert, was ist aber mit günstigeren Grafikkarten? Da gibt es tatsächlich ein Problem, räumt der Hersteller ein; der Nachfrage nach ACE auf einer GeForce RTX 4060 erteilt Nvidia eine Absage. Schuld ist der mit 8 GB VRAM zu kleine Speicherausbau, denn Minitron 4B braucht je nach Situation 3 bis 5 GB Grafikspeicher. Mecha Break und das SLM gleichzeitig passen also nicht in den VRAM der RTX 4060.

Es werde aber stets Fallbacks geben, beschwichtigt der Hersteller, beispielsweise über CPU und RAM oder aber die Cloud. Unter Umständen leide dann die Latenz ein wenig, aber ACE sei keinesfalls bloß ein Feature für Spieler mit High-End-Rechner. Und generell gehe der Trend bei neuem Grafikkarten zu mehr Grafikspeicher, so die Erklärung. Ob das ein Fingerzeig auf GeForce RTX 5000 ist? Die GeForce RTX 4060 kann schließlich nicht gemeint sein.

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