The400 Mini im Test: Verbaute Hardware und Ersteinrichtung
2/5Retro-Aussehen, neue Hardware
Statt des MOS 6502 und des dazugehörigen Arbeitsspeichers von 8 KB werkelt in der Retro-Auflage des Atari 400 nun ein AllWinner-SoC vom Typ H3. Diese seit 2014 im 40-nm-Verfahren hergestellte Recheneinheit beherbergt vier Cortex-A7-Kerne, die mit maximal 1,296 GHz takten. Auch wenn das Datenblatt dieses SoC nicht besonders beeindruckend ist, besitzt letzteres bereits ein Vielfaches der Rechenleistung des Originals, sodass auch die Emulation kein Problem darstellen dürfte. Retro Games stellt dieser Recheneinheit einen Arbeitsspeicher von 256 MB und nochmals 256 MB als internen Speicher zur Seite. Das mag auf den ersten Blick etwas wenig erscheinen, doch selbst beim TheA500, dessen emulierte Programme des Originals deutlich komplexer und speicherhungriger als die des Atari 400 gewesen sein dürften, reichten 512 MB RAM und 256 MB interner Speicher für eine flüssige Darstellung völlig aus. Für die grafische Umsetzung sorgt zudem eine GPU vom Typ Mali-400 MP2 600, die die Inhalte mit bis zu 720p ausgibt.
Großes Repertoire an unterstützten Geräten – wenn auch nicht komplett
Der The400 Mini emuliert nicht nur den Atari 400 und seinen großen Bruder Atari 800, sondern auch dessen Nachfolger Atari 800 XL sowie den 130 XE und das Atari 5200. Warum jedoch die Konsolen 2600 und 7800 nicht unterstützt werden, lässt sich leicht erklären: Das Atari 5200 stellt im Grunde die Konsolenversion des Atari 400 ohne Tastatur und weitere Peripherie-Anschlüsse dar. Darüber hinaus ist durch die geänderte Technik das System nicht mit dem 2600er und 7800er kompatibel, wobei letzteres wiederum Module des Atari 2600 verwenden konnte.
In beiden Rechnern bildete ein 8-Bit-Mikroprozessor vom Typ MOS 6502, der zu dieser Zeit weit verbreitet und in vielen Recheneinheiten zu finden war, die technische Grundlage. Der Systemtakt betrug bei NTSC-Geräten 1,79 MHz; hierzulande vertriebene Geräte takteten aufgrund der höheren Zeilenanzahl des PAL-Systems mit 1,77 MHz leicht niedriger. Beim Atari 2600 stellte der TIA-Chip („Television Interface Adapter“) eine der größten Neuerungen im Bereich der Elektronik dar, der es erst ermöglichte, kostengünstig Inhalte auf den heimischen TV-Geräten darzustellen. Bei den beiden neuen Vertretern sollte CITA als Nachfolger Einzug halten, wobei das „C“ im Namen für „Color“ stand. Zusammen mit dem „Alphanumeric Television Interface Controller“ (ANTIC) sollte Grafik in verschiedenen Modi bei unterschiedlicher Auflösung und Farbtiefe ermöglicht werden. Ebenso waren bis zu acht Player-Missile-Grafiken möglich, die sich am ehesten mit den von anderen Systemen bekannten Sprites vergleichen lassen. Diese konnten jedoch nur einfarbig dargestellt werden.
In späteren Revisionen beider Geräte kam statt CITA GITA zum Einsatz, mit dem die grafischen Fähigkeiten des 400 und 800 in den Vordergrund gerückt werden sollten. So konnten Entwickler nicht mehr nur aus 128, sondern aus 256 möglichen Farben schöpfen, von denen wie beim Atari 2600 jedoch lediglich maximal 16 gleichzeitig dargestellt werden konnten. Insgesamt verfügte der Atari 400 über zwölf verschiedene Grafikmodi, wobei die Auflösung von 21 × 12 bis hin zu 320 × 192 Pixeln reichte und damit die maximale Auflösung sowie die Grafikeigenschaften des Atari 2600 mit vormals 160 × 160 Bildpunkten deutlich übertraf.
Eine weitere Säule des Erfolges der beiden Rechner war der als „Pokey“ bezeichnete Chip, dessen Aufgabe zwar auch die Umsetzung der Tastatureingaben umfasste, der jedoch in erster Linie für den Vier-Kanal-Ton verantwortlich zeichnete. Die neuen Komponenten waren so konzipiert und aufeinander abgestimmt, dass sie flexibel einsetzbar waren, verschiedene Aufgaben übernehmen konnten und dabei den Prozessor entlasteten.
Die späteren Nachfolger Atari 600 XL und 1200 XL sowie die sich eher an professionelle Nutzer richtenden Modelle 1400 XL, 1400 XLD, 1600 XL und 1650 XLD finden dagegen keine Unterstützung.
Einrichtung und erster Start
Die Ersteinrichtung des The400 Mini ist schnell erledigt. Die wichtigsten Einstellungen bestehend aus der verwendeten Sprache sowie die Bildfrequenz von wahlweise 50 und 60 Hz werden direkt nach dem ersten Start abgefragt; weitere Einstellungen können später vorgenommen werden. Danach startet der The400 direkt und begrüßt den Spieler mit dem von Retro Games bekannten Karussell mit den bereits vorinstallierten Spielen.
Auf Wunsch können an dieser Stelle weitere Anpassungen vorgenommen werden, darunter das Seitenverhältnis und der Scanline-Modus, mit dem die Zeilenwiedergabe alter Röhrengeräte simuliert werden kann. Eine Aktivierung unterstreicht nicht nur den Retro-Charme des Systems, sondern kann bei manchen Spielen auch für optische Verbesserungen sorgen. So haben findige Designer seinerzeit die eher begrenzte Anzahl gleichzeitig darstellbarer Farben umgangen, indem sie bei größeren Flächen zeilenweise zwischen zwei Farben hin und her gesprungen sind. Für das menschliche Auge haben sich beide Farben vermischt und somit eine neue erschaffen. Ohne die Simulation würde dieser Effekt aufgrund der genauen Darstellung moderner Monitore verpuffen und Spiele nicht so dargestellt werden, wie einst vom Designer vorgesehen. Hat der Nutzer zudem das originale Seitenverhältnis von 4:3 eingestellt, kann ein Hintergrundbild ausgewählt werden, um die schwarzen Balken etwas freundlicher zu gestalten.
Doch die Systemeinstellungen halten noch weitere Anpassungsmöglichkeiten bereit: So kann die Lautstärke der Musik des Karussells eingestellt und eventuelle Firmware-Updates aufgespielt werden. Auch der Auslieferungszustand kann wiederhergestellt werden, ebenso lässt sich der The400 Mini hier herunterfahren.