The400 Mini im Test: Spiele mit fehlenden Klassikern
3/5Wie bereits bei den vorangegangenen Veröffentlichungen von Retro Games stattet der Hersteller auch den The400 Mini mit zahlreichen Spielen aus, sodass direkt nach dem Auspacken mit dem Spaß begonnen werden kann. Dabei kann das System mit einer Vielzahl an bekannten Titeln und Arcade-Klassikern wie Asteroids, Boulder Dash, Centipede oder Missile Command aufwarten. Mit „Yoomp!“ enthält die Auswahl sogar ein neueres Spiel von 2007.
- Airball
- Asteroids
- Basketball
- BattleZone
- Berzerk
- Boulder Dash
- Bristles
- Capture the Flag
- Castle Crisis
- Centipede
- Crystal Castles
- Elektraglide
- Encounter
- Flip and Flop
- Henry’s House
- Hover Bovver
- Lee
- M.U.L.E.
- Millipede
- Miner 2049er
- Missile Command
- O'Riley’s Mine
- Seven Cities of Gold
- Star Raiders II
- Super Breakout
- Wavy Navy
- Yoomp!
Viele der genannten Titel wurden bereits für den Heimbereich auf dem Atari 2600 veröffentlicht. Das Sammelsurium enthält jedoch auch einige Spiele, die als eher mittelmäßig eingestuft werden können.
Beide Rechner wurden nach mehr als drei Jahren Entwicklung schließlich am 6. Dezember 1978 in einem Artikel in der New York Times medienwirksam vorgestellt und im Jahr darauf an erste Läden ausgeliefert. Die nun offizielle Bezeichnung „Atari 400“ und „Atari 800“ sollte zunächst als Hinweis auf die Speichergröße von 4 KB und 8 KB dienen, wobei die beiden folgenden Nullen den Computer als Basisgerät auswiesen. Der Preissturz bei Speicherbausteinen in den 1970er Jahren sorgte jedoch dafür, dass Atari kurzerhand beide Modelle mit 8 KB Speicher ausstattete – was sich am Ende in Sachen Marketing vielleicht noch als Fehler herausstellen sollte. Zudem konnte der Speicher des 800ers durch den internen Erweiterungsslot auf maximal 48 KB vergrößert werden. Ab Anfang 1981 war der Atari 400 auch in der Konfiguration mit 16 KB erhältlich, der Atari 800 bot diesen Umfang bereits ab Juni 1980 an und im Oktober 1982 wurde dieser zudem mit internen 48 KB angeboten.
Zusätzliche Peripherie ließ ebenfalls nicht lange auf sich warten: So veröffentlichte Atari mit dem 410 einen externen Programmrekorder, der über eine Übertragungsrate von 600 Bit/s verfügte und mit dem Programme auf handelsüblichen Musikkassetten gespeichert werden konnten. Kurzzeitig wurde seitens des Herstellers auch ein Diskettenlaufwerk angeboten, das aufgrund des hohen Preises von 1.500 US-Dollar und einer hohen Fehleranfälligkeit nur etwa 60 Mal ausgeliefert und daher sehr schnell wieder aus dem Programm genommen wurde. Ab Mitte 1982 füllten einige Drittanbieter diese Lücke auf. Ebenso waren Thermo- und Nadeldrucker erhältlich.
Der hohe Preis des Atari 800 von rund 1.000 US-Dollar sorgte jedoch dafür, dass sich der kleinere Bruder mit 550 US-Dollar fast doppelt so oft verkaufte, was unter anderem auf die für ein solches Gerät damals üppige Speichergröße zurückzuführen sein dürfte. Dies führte wiederum dazu, dass der Atari 400 auch in der Gunst der Entwickler höher stand und daher deutlich mehr Inhalte für diesen entwickelt wurden, während die höheren Möglichkeiten des Atari 800 weitestgehend ungenutzt blieben – ein Schicksal, das einige Jahre später der C64 und der C128 von Commodore teilen sollten. Dadurch gab es für Käufer kaum einen Anreiz, mehr Geld als nötig auszugeben.
In Deutschland wurden beide Geräte im August 1981 für 2.995 D-Mark beziehungsweise 1.495 D-Mark eingeführt, was inflationsbereinigt heutzutage einem Preis von knapp über 3.900 Euro und 1.950 Euro entsprechen würde.
Wie bereits bei anderen Veröffentlichungen von Retro Games dürfte manchem Interessenten das eine oder andere Spiel fehlen, das für Ataris Computer veröffentlicht wurde. Das betrifft nicht nur bekannte Spielhallentitel. Oftmals hat dies lizenzrechtliche Gründe, da über die Jahrzehnte hinweg bei nicht wenigen Titeln die Rechteinhaber immer wieder gewechselt haben. Das Auffinden alter Spiele gestaltet sich nicht selten wie eine archäologische Suche, die nicht immer von Erfolg gekrönt ist. Häufig existiert der frühere Inhaber einfach nicht mehr und die Insolvenzmasse hat keinen neuen Eigentümer gefunden. Selbst wenn die Lizenzfrage geklärt ist, ist das Spiel nicht immer physisch vorhanden. Oftmals müssen sich Hersteller von Retro-Konsolen mit durch die Community archivierten Versionen zufriedengeben – das erklärte unter anderem immer wieder vorhandene Cracker-Intros vor den Spielen mancher Retro-Konsole.
Ein weiterer Punkt dürfte bei manchen Titeln die Voraussetzung einer Tastatur sein, die der The400 Mini von sich aus nicht mitbringt. Über das System lässt sich zwar eine virtuelle Variante einblenden, diese ist jedoch nur für kurze Eingaben gedacht – ein Text-Adventure möchte auf diese Art sicherlich niemand spielen. Zwar kann an den The400 Mini ohne Probleme per USB eine externe Tastatur angeschlossen werden, doch nicht jede versteht sich auf Anhieb mit der Retro-Konsole. Darüber hinaus muss sich erst an die andere Tastaturbelegung gewöhnt werden.
Aus diesem Grund dürfte der Hersteller vor allem darauf geachtet haben, dass alle Titel sofort mit dem mitgelieferten Zubehör spielbar sind – was den Kreis der möglichen Spiele wiederum verkleinert. Dennoch hätte eine deutlich näher am Original orientierte Version von „Pac-Man“ oder andere Titel wie „Frogger“, „Pitfall“ oder Ähnliches dem Paket gut zu Gesicht gestanden.
Problemfall M.U.L.E.
Bei M.U.L.E. ist den Entwicklern jedoch ein Missgeschick unterlaufen. So war die zur Spieleauswahl gehörende Version fehlerhaft, was nicht nur zu Anzeigefehlern, sondern bei manchen Spielern auch zu Abstürzen führte. Retro Games hatte das Problem zumindest so weit schnell behoben, dass sie eine korrekt funktionierende Version auf ihrer Website zum Download angeboten haben. Mittlerweile wurde das Problem in einem ersten Firmware-Update 1.0.1 laut Aussagen der Entwickler zur Gänze ausgemerzt, sodass die korrigierte Version nun auch in der Spieleübersicht aufgeführt wird und nicht mehr umständlich als externer Titel aufgerufen werden muss.
Jedes Spiel beinhaltet einen kleinen Infotext über den Inhalt, der aufgerufen wird, sobald der jeweilige Titel in den Fokus genommen wird. Darüber hinaus kann durch einen Druck unten auf dem Steuerring am Joystick die jeweilige Belegung der Steuerung angezeigt werden, was langes Ausprobieren im Spiel unnötig macht. Ebenso werden weitere Informationen gegeben, unter anderem, wie viele Teilnehmer der jeweilige Titel maximal unterstützt.
Wird der Joystick nach unten gedrückt, öffnet sich das Menü für die gespeicherten Spiele. Das System bietet an dieser Stelle die Möglichkeit, pro Titel bis zu vier Punkte zu speichern, an denen das Spiel jederzeit fortgesetzt werden kann. Diese Funktion kann vor allem bei alten Modulspielen von großem Vorteil sein, da sie normalerweise keine Speicherfunktion bereitstellten. Wird ein Spiel unterbrochen, wird es rechts oben in einem kleinen Fenster weiter angezeigt und kann auf Wunsch fortgesetzt werden – zumindest solange die Konsole angeschaltet bleibt und kein anderer Titel ausgewählt wurde.
Darüber hinaus lassen sich Spiele nach verschiedenen Kriterien sortieren und favorisieren.