Unter Auflagen wieder frei: Telegram-Chef Durov aus Haft entlassen

Andreas Frischholz
52 Kommentare
Unter Auflagen wieder frei: Telegram-Chef Durov aus Haft entlassen
Bild: LoboStudioHamburg | CC0 1.0

Telegram-CEO Pavel Durov ist unter Auflagen wieder frei, vom Tisch ist die Klage aber nicht. Wie die französische Staatsanwaltschaft mitteilte, wurde offiziell das Ermittlungsverfahren eröffnet. Der Vorwurf lautet im Kern, dass Telegram zu wenig gegen die illegalen Aktivitäten auf der Plattform unternimmt.

Details zur Anklage verkündete die Pariser Staatsanwältin Laure Beccuau in einer Stellungnahme am Mittwochabend, berichtet Reuters. Demnach betreibe Durov mit Telegram eine Online-Plattform, auf der es zu illegalen Transaktionen, Drogenhandel und Betrug kommt, außerdem werden Darstellungen von Kindesmissbrauch geteilt. Weitere Punkte auf der Liste sind Geldwäsche und die Bereitstellung kryptografischer Dienste für Kriminelle.

Telegram weigere sich zudem, Informationen an Behörden weiterzugeben. Die Plattform habe laut Beccuau „fast überhaupt nicht“ auf rechtliche Anfragen zur Zusammenarbeit reagiert. Nachbarländer wie Belgien hätten von ähnlichen Problemen berichtet, heißt es in einem Bloomberg-Bericht. Deswegen leitete die Pariser Staatsanwaltschaft Ermittlungen ein, um zu untersuchen, inwieweit die Führungskräfte der App strafrechtlich verantwortlich sind.

Telegrams Führungsriege wird also eine Mittäterschaft bei den Delikten vorgeworfen. Das Verfahren liegt auch bei der Einheit für organisierte Kriminalität.

Um vorläufig freizukommen, musste Durov eine Kaution in Höhe von 5 Millionen Euro hinterlegen. Zusätzlich ist ihm untersagt, das Land zu verlassen, solange das Verfahren läuft. In dieser Zeit muss er sich auch zweimal wöchentlich bei der Polizei melden.

Telegram-Chef am Samstagabend festgenommen

Festgenommen wurde Pavel Durov am Samstagabend, nachdem sein Privatjet auf dem Flughafen Le Bourget nahe Paris gelandet war. Er stammt aus Russland, ist aber auch französischer Staatsbürger.

Im Fokus europäischer Ermittlungsbehörden steht Telegram seit geraumer Zeit. Der Dienst war bis dato aber kaum zu greifen, unter anderem weil die Firma den Sitz in Dubai hat und sich oftmals weigerte, mit Behörden zu kooperieren. Teilweise geschah das aber dennoch. So ließ etwa das Bundeskriminalamt (BKA) einige Kanäle sperren, die unter anderem Verschwörungsideologen und Rechtsextremisten betrieben haben.

Erfolgsaussichten sind unklar

Dass sich die Ermittlungen direkt gegen den Chef einer Online-Plattform richten, ist dennoch ungewöhnlich. Dementsprechend offen ist, wie die Klage ausgeht. Telegram hat die Vorwürfe bereits zurückgewiesen. Als „absurd“ bezeichnet man, dass der Chef einer Online-Plattform selbst für illegale Inhalte haften soll.