AMD-X870E-Mainboards im Test: ASRock & Asus zeigen mit AGESA 1.2.0.2 für Ryzen 9000, was geht

Volker Rißka
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AMD-X870E-Mainboards im Test: ASRock & Asus zeigen mit AGESA 1.2.0.2 für Ryzen 9000, was geht

Jetzt kann man AMD Ryzen 9000 kaufen! Mit den X870(E)-Boards und finalem BIOS mit AGESA 1.2.0.2 im Gepäck ist die Plattform startbereit. Bisherige 600er-Boards stehen dem aber in quasi nichts nach, denn neue Chipsätze gibt es nicht. Was Asus ROG Crosshair X870E Hero und ASRock X870E Taichi bieten, zeigt der Vergleich.

Ryzen 9000 vollführte den schlechtesten AMD-Start der jüngeren Geschichte. Das sagen nicht nur die Presse und die Community, auch aus dem Umfeld von AMD und Partnern ist dies zu vernehmen. Nahezu alles, was beim Start der AMD Ryzen 9000 letztlich schief gehen konnte, ging auch schief.

Das AMD-Herbst-Update: Chipsatz, AGESA, EXPO und TDP-Erhöhung

Nun, drei Monate später hat die Plattform nach x BIOS-Updates inklusive dem Sprung auf Agesa 1.2.0.2 endlich den Stand erreicht, den das Produkt von Anfang an verdient gehabt hätte: einen quasi finalen Stand. Das dieser Schritt zum Start der neuen X870(E)-Mainboards gefeiert werden muss, zeigt, wie schief es zuletzt gelaufen war.

Im Gepäck hat AMD Ende September nämlich direkt mehrere Neuheiten respektive Anpassungen an den Plattformen und auch den CPUs:

  1. Ganz vorn geht die neue Firmware, AGESA 1.2.0.2, die für alle Sockel-AM5-Mainboards zur Verfügung steht.
  2. Auf den neuen Mainboards mit X870 und X870E, die heute erscheinen, ist sie ab Werk installiert, aber auch X670(E) und B650(E) werden dieser Tage mit Updates bedacht.
  3. Die Mischung aus aktuelle BIOS-Varianten und neue Mainboards erlaubt es AMD, DDR5 mit EXPO-Profil nun problemlos für DDR5-8000 freizugeben. Erste passende Kits haben das in der Redaktion dieser Tage unter Beweis gestellt.
  4. Und als vierten Punkt macht AMD die 105 Watt für den AMD Ryzen 5 9600X und AMD Ryzen 7 9700X offiziell. Offiziell bedeutet hier, dass sie manuell im BIOS aktiviert werden müssen, der Kunde dabei aber keine Garantie verliert. Er kann also entscheiden, ob er mehr Leistung oder eben hohe Effizienz fahren will.
TDP von 105 Watt beim ASRock X870E Taichi
TDP von 105 Watt beim Asus ROG Crosshair X870E Hero

Mit X870(E) alle Neuheiten direkt ab Werk

Wer ab heute ein AMD-X870(E)-Mainboard mit AMD Ryzen 9000 kauft, der hat keine echten Probleme zu erwarten. Das war bekanntlich Ende Juli noch ganz anders: Auf einem X670E-Mainboard mit damaligem AGESA wollte Ryzen 9000 mitunter überhaupt nicht starten.

Die Kinderkrankheiten sind nun jedoch ausgeräumt, in den meisten Fällen ist das aktuelle AGESA von Anfang/Mitte September auch direkt vorinstalliert. Außer natürlich bei frühen Mustern wie unter anderem die der Presse, die bereits im Juli produziert wurden und nun schon seit vielen Wochen in den Redaktionen lagen. Letztlich hilft es bei jedem Hersteller nach dem Kauf aber wie üblich, einfach noch einmal den Blick in den entsprechenden Support-Bereich zu werfen.

Doch braucht es überhaupt einen X870(E)-Chipsatz? Wer ein komplett neues AMD-System aufsetzen will, der fährt hier sicher nicht verkehrt. Es ist einfach das zwei Jahre neuere Produkt nach dem Start der X670-Serie im September 2022 und so gibt es auf den Platinen auch die eine oder andere Neuerung. Doch diese kommen eigentlich nicht direkt vom Chipsatz, sondern vom jeweiligen Mainboardhersteller, der Dinge wie schnelles LAN, WLAN und mehr unterbringt. Deshalb erst einmal zum Überblick, was sich denn genau beim Chipsatz überhaupt tut.

AMD X870(E) vs. X670(E) vs. B650(E)

Ohne viel Umschweife muss man direkt eingestehen: Es gibt beim Chipsatz- und damit Mainboard-Update nahezu nichts Neues und vieles hat nur einen neuen Namen erhalten. X870E heißt nun die Spitze, die einige Sachen nun vorschreibt, die beim X670E bisher optional waren. Beim X870 ohne E ist das ähnlich gelagert, jedoch ist die Basis hier eigentlich eine kleinere und nicht der X670.

Der X870E ist ein umbenannter X670E

Das neue Flaggschiff, der X870E-Chipsatz, entspricht in nahezu allen Punkten seinem Vorgänger X670E. Die einzige Neuerung ist, dass auf Mainboards mit X870E nun immer USB4 vorhanden sein muss. Dies ist bei Platinen mit den X670-Chipsätzen wiederum nur eine selten genutzte Option.

Natives USB4 vom Chipsatz ist es dabei aber auch weiterhin nicht, es werden nämlich nur vier PCIe-Lanes reserviert und über einen Zusatzchip von ASMedia USB4 umgesetzt. Wo soll USB4 auch plötzlich herkommen, wenn der Chipsatz doch der gleiche ist? Zusatzchips sind in der Regel eine einfache und oft auch günstige Möglichkeiten Neuheiten umzusetzen, dabei ist jedoch auch zusätzliche Treibersoftware nötig.

X870E X670E X870 X670
Grafik 1 x16 PCIe 5.0 oder 2 x8 PCIe 5.0 1 x16 PCIe 5.0 oder 2 x8 PCIe 5.0 1 x16 PCIe 5.0 oder 2 x8 PCIe 5.0 1 x16 PCIe 4.0 oder 2 x8 PCIe 4.0
NVMe 1 x4 PCIe 5.0 1 x4 PCIe 5.0 1 x4 PCIe 5.0 1 x4 PCIe 5.0
GPP (max.) 4 4 4 4
PCIe gesamt 44 44 36 44
PCIe 5.0 (max.) 24 24 24 8
PCIe 4.0 (max.) 8* 12 4* 28
PCIe 3.0 (max.) 8 8 4 8
USB4 ✓* optional ✓* optional
USB 20 Gbit/s (max.) 2 2 1 2
USB 10 Gbit/s (max.) 12 12 6 12
USB 5 Gbit/s (max.) 2 2 1 2
SATA 8 8 4 8
CPU-Overclocking
DDR5-Overclocking
Änderungen gegenüber dem Vorgänger in grün (mehr) und in rot (weniger) markiert
Die aufgeführten Schnittstellen stammen nicht vom Chipsatz allein, sondern teils vom I/O-Die der Ryzen-CPUs.
*Der Zusatzchip ASM4242 für zweimal USB4 reserviert jeweils PCIe 4.0 x4 vom Chipsatz.
AMD X870E-Chipsatz
AMD X870E-Chipsatz (Bild: AMD)

Der X870 ist kein X670-Nachfolger, sondern ein B650E

Auf den ersten Blick gibt es mit dem X870 dann viele Veränderungen, denn gegenüber dem X670 bietet dieser nicht nur das neue USB4-Versprechen, sondern auch PCIe 5.0 statt PCIe 4.0 für die Grafikkarte(n). Im Gegenzug sinkt aber die Zahl der maximalen PCIe-Lanes von 44 auf nur noch 36 und auch bei allen anderen Schnittstellen wie PCIe 4.0, PCIe 3.0, SATA und den diversen USB-Ausführungen geht das mögliche Maximum drastisch zurück.

Der Vergleich mit einem anderen Chipsatz macht dann deutlich, was sich hinter dem „neuen“ X870 wirklich verbirgt. Dieser bietet nämlich die gleiche Ausstattung wie der bisherige B650E – mit Ausnahme von USB4.

X870 B650E
Grafik 1 x16 PCIe 5.0 oder 2 x8 PCIe 5.0 1 x16 PCIe 5.0 oder 2 x8 PCIe 5.0
NVMe 1 x4 PCIe 5.0 1 x4 PCIe 5.0
GPP (max.) 4 4
PCIe gesamt 36 36
PCIe 5.0 (max.) 24 24
PCIe 4.0 (max.) 8 8
PCIe 3.0 (max.) 4 4
USB4 optional
USB 20 Gbit/s (max.) 1 1
USB 10 Gbit/s (max.) 6 6
USB 5 Gbit/s (max.) 1 1
SATA 4 4
CPU-Overclocking
DDR5-Overclocking
AMD X870-Chipsatz
AMD X870-Chipsatz (Bild: AMD)

Die Praxis: Neues X870E-Board = X670E plus mehr Ausstattung

Summa summarum lässt sich also festhalten, dass die Basis nahezu dieselbe ist. Doch was die Mainboardhersteller Ende 2024 daraus machen, sieht inzwischen anders aus als noch 2022. Man muss also kein neues Mainboard kaufen, aber man hat beim Kauf zumindest aktuell noch die Wahl zwischen alter und neuer Generation und kann sich je nach Ausstattung, Design oder Preis entscheiden.