Fntastic 2.0 & Escape Factory: Nach 24 Stunden wachsen die Zweifel weiter

Max Doll
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Fntastic 2.0 & Escape Factory: Nach 24 Stunden wachsen die Zweifel weiter
Bild: Fntastic

Die Day-Before-Macher versprechen mit Escape Factory einen Neustart und Besserung auf Basis von „Ehrlichkeit, Transparenz und Professionalität“. Dafür wollte das neue alte Studio Geld für Fanartikel und auf Kickstarter. Nach nicht einmal 24 Stunden werden die Zweifel an der Aufrichtigkeit des Unterfangens immer größer.

Viel Geld über Nacht

Aus 15 Unterstützen der Kickstarter-Kampagne und einem Beitrag von 400 Euro sind zwölf Stunden später 10.259 Euro geworden. Das ist jedoch kein massiver Erfolg, denn dazu beigetragen haben lediglich 30 Personen. Ein Blick auf die Support-Stufen bestätigt das. Nur zwei Personen haben zusammen knapp 10.000 Euro beigesteuert, einmal über das rund 1.400 Euro teure „Leave-Your-Mark“-Bundle, einmal mit rund 8.400 Euro für das „Meet-with-Fntastic-Founders“-Paket. Zur Finanzierung fehlen noch rund 3.730 Euro.

Die Zahlen sprechen weiterhin für minimales Interesse am Spiel und gegen eine erfolgreiche Finanzierung, denn das meiste Geld wird in den ersten paar Tagen einer Kampagne bereitgestellt. Für Glaubwürdig wird die „Neuerfindung“ des Studios nicht gehalten. Dass wenige Leute sehr viel beisteuern, wird auch im ComputerBase-Forum als kritisches Zeichen gesehen: Es ist ein Hinweis auf eine mögliche Manipulation der Kampagne, die von den Entwicklern ausgehe.

Das ist als Mutmaßung in Anbetracht der Vorgeschichte nachvollziehbar, aber nicht der einzige mögliche Grund. Ein Treffen mit dem Entwicklerteam, den das teuerste Unterstützerpaket verspricht, ließe sich medial ausschlachten, gerade für Streamer: Fntastic und Day Before haben erhebliche Wellen geschlagen und waren für Tage ein Top-Thema. Nach dem Verkaufsstopp des Spiels erlebten noch nicht aktivierte Lizenzschlüssel für den Titel deshalb eine erhebliche Wertsteigerung. Aufmerksamkeit wäre dementsprechend garantiert.

Asset-Flip-Vorwurf

Darüber hinaus steht auch beim Escape Factory der Vorwurf eines Asset Flips im Raum. Der entsprechende Thread im Steam-Forum wurde allerdings gelöscht. Die Grundstruktur des Spiels ist laut der zusammengestellten Liste aber wohl nicht aus dem Unity-Store. Dass gerade kleine Studios Inhalte dazukaufen, ist an sich nichts Ungewöhnliches, das Problem liegt anderswo und nicht nur in der Tatsache, dass Day Before eine Zusammenstellung von Standard-Assets war.

Denn auf den Vorwurf reagieren die Entwickler gemäß ihrer neuen Prinzipien mit „Ehrlichkeit, Transparenz und Professionalität“: Der Beitrag wurde seinem Urheber zufolge mutmaßlich durch die Entwickler gelöscht, die auf diesen Vorwurf sowie andere Kritik bislang nicht oder nur mit Hilfe vorformulierter Statements auf Basis der Aussagen in den eigenen FAQ reagiert haben.

Laut einem Thread in den Steam-Foren soll das Löschen von Beiträgen auch andere Kritik sowohl auf Valves Plattform als auch auf dem Discord der Entwickler betreffen. Teilweise reagieren Nutzer darauf, indem sie Kritik ironisch verpacken oder sarkastisch anmerken, dass The Day Before als „experimentelles Arthouse-Meisterwerk“ ein neues Genre, nämlich das des „Scam-Likes“, erfunden habe: Es nutze alle Techniken eines Scams, ohne den Käufer zu schädigen.

Kein gutes Bild

Nichts davon ist zwingend ein Beleg für böse Absichten, selbst im besten Fall geben die Entwickler aber kein gutes Bild ab. Und nach dem Day-Before-Debakel liegt der Schluss ohnehin sehr nahe, dass sich im Kern eigentlich fast nichts geändert hat: Die Anzeichen in dieser Richtung haben sich schnell stark verdichtet.