Graft ist „Post-Cyberpunk“-RPG: Augmentierungen bauen das „Schiff des Theseus“
Was kommt nach Cyberpunk? Harebrained Schemes beantwortet diese Frage mit „Graft“. Das düstere Rollenspiel stellt die Frage, wer „Ich“ ist und beantwortet sie mit „die Summe seiner Teile“. Und zwar wortwörtlich, denn an den verbauten Cyberpunk-Implantaten hängen die Charakterzüge und Erfahrungen ihrer vorherigen Besitzer.
Das ergibt nur Sinn im Kontext der Spielwelt. In Graft finden sich Spieler auf einer halb verfallenen Raumstation der Größe eines ganzen Kontinents wieder, deren Niedergang unmittelbar bevorsteht. Diesem Ende will die Hauptfigur entkommen und flüchten.
Survival und Horror in einer untergegangenen Cyberpunk-Welt
Dem stehen alte, vergessene Geheimnisse und Bewohner entgegen: „Verwilderte Experimente, seltsame Monstrositäten, Handlanger einer verrückten KI“ sowie biomechanisch aufgewertete Bewohner einer längst vergessenen Epoche lauern in der Dunkelheit. So wird auch das Post-Cyberpunk-Label verständlich: Spieler erkunden eine Cyberpunk-Welt nach ihrem Untergang.
Der Verlauf der Reise wird von Beziehungen zu anderen Überlebenden bestimmt. Mit diesen kann man zusammenarbeiten, ihnen aber auch in den Rücken fallen. Mit Ressourcen muss sparsam umgegangen werden: Harebrained kündigt ein „klassisches Survival-Horror-Kampfsystem“ an.
Spiel nimmt sich antiker philosophischer Frage an
Zu den wichtigsten Waffen im Spiel gehört der Körper der Hauptfigur. Dieser kann mit kybernetischen Körperteilen und Implantaten aufgewertet werden – mit einem Twist. Die Hauptfigur sei wie das Schiff des Theseus, erklärt Harebrained, das immer wieder repariert und umgebaut wurde. Das werfe die philosophische Frage auf, ob es am Ende seiner Reise noch das gleiche Schiff gewesen sei.
Spieler wird zu seinen Implantaten
Diese Mechanik wird auf die Hauptfigur angewendet. Um zu überleben, modifiziert sie sich über Implantate und Augmentierungen, die sie in der Spielwelt findet oder gefallenen Feinden abnimmt. Mit den Bauteilen gehen aber auch Charakterzüge, Erinnerungen und Haltungen ihrer vorherigen Besitzer einher. Harebrained erwähnt Erinnerungen an Liebschaften, aber auch sadistische Impulse oder die Erfahrung langer Einzelhaft, die Teil der Hauptfigur werden.
Das soll konkrete Auswirkungen haben und dazu führen, dass die geflohene Figur eine ganz andere ist als diejenige, die fliehen wollte. Die Chancen stehen dabei gut, dass Harebrained Schemes das spannende Setting narrativ umsetzen kann – das Studio hat die erzählerisch exzellente Shadowrun-Trilogie geschaffen.
Veröffentlichung in noch in der Ferne
Graft wird der erste Titel des Studios nach der Trennung von Publisher Paradox Interactive im vergangenen Herbst. Das erklärt, warum die Unreal Engine eingesetzt wird: Das Projekt wird zumindest in Teilen über Epics MegaGrant-Programm finanziert, verrät ein Logo am Ende des Trailers. Gelistet ist Graft – aktuell ohne Erscheinungstermin – allerdings nicht nur im Epic Games Store, sondern auch auf Steam.