Huawei plant Zukunft ohne Windows: Notebooks sollen mit HarmonyOS Next laufen

Frank Hüber
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Huawei plant Zukunft ohne Windows: Notebooks sollen mit HarmonyOS Next laufen
Bild: Huawei

Das chinesische Unternehmen Huawei hat angekündigt, dass zukünftige Computer des Unternehmens mit dem hauseigenen Betriebssystem HarmonyOS Next ausgeliefert werden sollen. Dies bedeutet das Ende von Windows auf Huawei-Notebooks – zumindest auf neuen Modellen.

HarmonyOS Next statt Windows

Die derzeit verkauften Huawei-Notebooks könnten die letzten sein, die standardmäßig noch mit Microsofts Betriebssystem Windows laufen. Ob dieser Schritt nur für den chinesischen Markt oder weltweit geplant ist, bleibt allerdings noch unklar. Denkbar ist auch, dass Huawei sich nur auf ein drohendes Verbot des Einsatzes von Windows vorbereitet. Für Smartphones plant Huawei HarmonyOS Next zunächst nur in China einzusetzen, im Rest der Welt aber weiterhin auf Android AOSP zu vertrauen.

Huawei-CEO Yu Chengdong bestätigte diese Pläne in einem Interview, das auf der chinesischen Plattform Weibo veröffentlicht wurde. Laut Chengdong basiert HarmonyOS Next auf einem völlig neuen Kernel, der von Huawei selbst entwickelt wurde. Das System verzichtet auf Linux und unterstützt keine Android-Apps mehr, wie bereits im Sommer angekündigt wurde.

Der neue Kernel, der auf dem Open-Source-Projekt OpenHarmony aufbaut, markiert einen bedeutenden Schritt weg von bisherigen Abhängigkeiten, führt aber eben auch dazu, dass Huawei vollständig darauf angewiesen ist, dass Entwickler ihre Apps auch für HarmonyOS Next umsetzen. In China ist dies überhaupt kein Problem, alle relevanten Apps werden zeitnah zur Verfügung stehen, außerhalb Chinas sind aber insbesondere Apps von Google auf den Smartphones eine Herausforderung.

Notebooks ohne Intel, Qualcomm und AMD?

Fraglich ist, welchen technischen Unterbau Huawei für künftige Notebooks plant. Nach dem Start des Huawei MateBook X Pro (Test) haben die USA den Export von CPUs von Intel an Huawei untersagt, AMD durfte bereits zuvor keine Chips mehr an das Unternehmen liefern und auch Qualcomm steht auf der Bann-Liste. Ob Huawei kurzfristig an eigenen Kirin-Chips arbeitet, die diese Aufgabe auch in einem Notebook mit ausreichender Leistung übernehmen können, ist unklar. Langfristig wird diese Entwicklung in jedem Fall kommen.

MateBook X Pro: Hervorragendes 3:2-OLED-Display
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Chinas technologischer Unabhängigkeitskurs

Diese Ankündigung reiht sich in Huaweis Bestrebungen ein, die technologische Souveränität Chinas zu stärken. Seitdem das Unternehmen 2019 von den USA auf eine schwarze Liste gesetzt wurde, verstärkt Huawei die Entwicklung eigener Technologien, um Abhängigkeiten von westlicher Software und Hardware zu reduzieren. Der Übergang zu einem rein chinesischen Betriebssystem muss deshalb auch als Reaktion auf die Einschränkungen westlicher Technologie gewertet werden. Vor allem für den chinesischen Markt könnte dieser Schritt ein weiterer Meilenstein in Richtung technologischer Unabhängigkeit sein. Denkbar ist auch, dass außerhalb Chinas zunächst gar keine neuen Notebooks von Huawei mehr veröffentlicht werden.

Dazu passen würde, dass Huawei mit HarmonyOS Next zudem das Ziel einer nahtlosen geräteübergreifenden Konnektivität verfolgt. Das Betriebssystem ermöglicht es, Inhalte und Apps zwischen verschiedenen Geräten ohne große Einrichtungsschritte zu teilen. Dass immer mehr Gerätekategorie künftig darauf setzen, ist also nur konsequent.

Dass Huawei langfristig ohne westliche Technologie auskommen muss, daran zweifelt auch das Unternehmen nicht. Eine schnelle Entspannung zwischen den USA und China gilt als sehr unwahrscheinlich.