Investitionsstopp: Intel legt Chipfabriken in Magdeburg und Breslau auf Eis

Jan-Frederik Timm
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Investitionsstopp: Intel legt Chipfabriken in Magdeburg und Breslau auf Eis
Bild: Intel

Intel legt die Chipfabrik-Bauvorhaben in Magdeburg und Breslau vorerst auf Eis. Das hat CEO Gelsinger in der Nacht zum Dienstag in einer öffentlichen Mitteilung an die Belegschaft bekanntgegeben. Nach Jahren massiver Investitionen in die Foundry sei es nun an der Zeit „effizienter zu werden“. Alle Hoffnung ruht auf Intel 18A.

Intel stoppt Bau in Deutschland und Polen

Intel muss sparen und zwar kräftig. 15.000 Stellen will der US-Hersteller bis Ende des Jahres vorrangig über nicht neu besetzte Stellen und Abfindungsprogramme abbauen. Aber auch bei den Investitionen tritt Intel jetzt noch deutlicher auf die Bremse, nachdem ein Neubau in Israel bereits im Frühsommer gestoppt worden war und obwohl sich der Konzern im August noch anders geäußert hatte.

Intels bis zuletzt öffentlich verfolgter Plan sah vor, in Magdeburg eine hoch-moderne Chipfabrik mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von 28 Milliarden Euro zu bauen, das zu gut einem Drittel vom deutschen Staat getragen werden sollte. In Breslau, Polen, sollten weitere 4,6 Milliarden US-Dollar in eine Fabrik investiert werden, die den Standorten Magdeburg und Irland zuarbeiten sollte.

Beide Vorhaben sollen jetzt erst einmal für „ungefähr zwei Jahre“ ruhen. Die führende Fab in der EU bleibe damit auf absehbare Zeit die Anlage in Irland.

We recently increased capacity in Europe through our fab in Ireland, which will remain our lead European hub for the foreseeable future. We will pause our projects in Poland and Germany by approximately two years based on anticipated market demand.

Intel CEO Pat Gelsinger

Weiter vorantreiben will Intel die Arbeiten an der Advanced-Packaging-Fab in Malaysia (Vor-Ort-Besuch), tritt aber auch hier auf die Bremse: Vorrangig sollen bestehenden Anlage besser ausgelastet werden und Malaysia den Betrieb aufnehmen, wenn es der Markt erfordert.

Malaysia remains an active design and manufacturing hub through our existing operations. We plan to complete the construction of our new advanced packaging factory in Malaysia but will align the startup with market conditions and increased utilization of our existing capacity.

Intel CEO Pat Gelsinger

Keine Anpassungen hat Intel nach eigenen Angaben an den US-Vorhaben vorgenommen: In Arizona, Oregon, New Mexico und Ohio wird weiter gebaut.

Effizienz hat oberste Priorität

Intels Entscheidungen haben zum Ziel, den Abfluss von Milliarden US-Dollar pro Quartal aus der Foundry-Sparte schnellstmöglich zu stoppen. Statt weiter Milliarden zu investieren, sollen die investierten Milliarden effizienter eingesetzt werden. Dafür verantwortlich zeichnet sich auch in Zukunft das zuletzt eingesetzte Management-Team.

Intel Foundry wird eigenständig

Das wird auch die Aufgabe haben, Intels Fertigungssparte in ein eigenständiges Unternehmen auszugliedern. Anfang des Jahres hatte Intel bereits damit begonnen, Quartalszahlen der Sparte und damit deren enorme Verluste separat auszuweisen, in Zukunft soll diese Eigenständigkeit aber auch organisatorisch und rechtlich umgesetzt werden. Auf Forderungen, die Sparte zu verkaufen, ging Gelsinger im Statement nicht ein.

Letzte Hoffnung Intel 18A?

Wie lange Intel noch Inhaber der Foundry bleibt, dürfte wie zuletzt bereits gemutmaßt auch davon abhängig sein, ob der Prozess Intel 18A zum Erfolg geführt werden kann – intern wie gegenüber externen Kunden. Nach dem Stopp von Intel 20A konzentriert Intel alle kurzfristigen Anstrengungen seit Anfang September einzig und allein auf diesem Node.

Amazon als Kunde für Intel 18A

Dass Intel 18A mehr als nur ein Luftschloss ist, versucht CEO Gelsinger mit dem Zuschlag von Amazon zu unterstreichen: Der Konzern werde für Amazon AWS „AI Fabric“ in Intel 18A entwickeln und erwarte weitere Design Wins auch über Intel 18A hinaus (18AP, 14A). Wie groß das Auftragsvolumen ist, bleibt offen.

Specifically, Intel Foundry will produce an AI fabric chip for AWS on Intel 18A. We will also produce a custom Xeon 6 chip on Intel 3 that builds on our existing partnership, under which Intel produces Xeon Scalable processors for AWS. More broadly, we expect to have deep engagement with AWS on additional designs spanning Intel 18A, Intel 18AP and Intel 14A.

Intel CEO Pat Gelsinger

Fokus auf x86

Auch produktpolitisch will sich Intel in naher Zukunft wieder stärker fokussieren, um effizienter zu werden. Der Fokus liege vom Privatkunden bis zur Cloud klar auf x86, so Gelsinger. Ob oder was das für die Entwicklung eigener AI-HPC-Beschleuniger abseits von Gaudi und damit eventuell auch für die GPU-Sparte bedeutet, geht aus der Ankündigung nicht hervor.

Mit Blick auf das Ziel, bis Ende des Jahres 15.000 Stellen zu streichen, sieht sich Intel derweil im Plan. Etwa die Hälfte sei bereits erreicht. Mitte Oktober will Intel alle Mitarbeiter, deren Stellen noch zu streichen sind, informieren. Parallel will sich Intel noch in diesem Jahr von zwei Drittel der eigenen Immobilien trennen.