Jugendschutz im Fokus: Instagram führt Konten für Teenager ein

Michael Schäfer
117 Kommentare
Jugendschutz im Fokus: Instagram führt Konten für Teenager ein
Bild: hichemtouati94 | gemeinfrei

Instagram will mit der Einführung von Teen-Konten die Möglichkeiten von Jugendlichen auf der Plattform stärker einschränken. Diese Maßnahme soll Jugendliche besser vor ungewollten Kontaktaufnahmen und nicht altersgerechten Inhalten schützen, während Eltern mehr Kontrolle über die Aktivitäten ihrer Kinder erhalten.

Stärkere Schutz durch Konteneinschränkung

Mit den neuen Konten will Instagram vor allem sicherstellen, dass Eltern ihre Kinder bei ihren Bewegungen in der virtuellen Welt stärker begleiten. Alle Nutzer unter 16 Jahren erhalten nach ihrer Anmeldung ein eingeschränktes Konto, das für Jugendliche nun verpflichtend ist. Jugendliche, die bereits ein Konto besitzen, sollen in den nächsten Tagen eine Benachrichtigung erhalten und ab nächster Woche will Instagram damit beginnen, bestehende Konten schrittweise umzustellen.

Diese neue Kontoart beschränkt die Online-Bewegungsfreiheit von Jugendlichen in vielen Bereichen spürbar. Wer die zunächst eng gesetzten Grenzen lockern möchte, benötigt die Zustimmung der Eltern. Die Maßnahmen sind darauf ausgelegt, nicht nur Jugendliche, sondern auch Eltern zu unterstützen, die sich laut Instagram auf die automatisch aktiven Schutzmaßnahmen verlassen können sollen. Wie weit diese Einschränkungen für ihre Kinder greifen, können die Eltern selbst bestimmen. Instagram betont, bei der Ausarbeitung der Maßnahmen die Bedürfnisse beider Seiten berücksichtigt zu haben.

Eine Lockerung der Beschränkungen ist nur mithilfe der Eltern möglich
Eine Lockerung der Beschränkungen ist nur mithilfe der Eltern möglich (Bild: Instagram)

Deutliche Einschränkungen zu normalen Konten

Die neuen Teen-Konten unterscheiden sich in vielen Bereichen von den regulären Erwachsenenkonten. So sind diese standardmäßig auf „privat“ gestellt, wodurch Jugendliche neue Follower zunächst bestätigen müssen. Andere Nutzer, die den Jugendlichen nicht folgen, können weder deren Inhalte sehen noch mit ihnen interagieren. Auch gelten die strengsten Messaging-Einstellungen, bei denen nur Nachrichten von Personen empfangen werden können, denen die Jugendlichen bereits folgen. Zusätzlich werden sensible Inhalte, bei denen Instagram als Beispiele „kämpfende Menschen oder kosmetische Eingriffe“ nennt, automatisch ausgeblendet.

Mit Filtern gegen Mobbing, Stummschaltung für mehr Schlaf

Darüber hinaus können Teenager nur von Nutzern markiert oder erwähnt werden, denen sie folgen. Dies schränkt die Interaktionsmöglichkeiten erheblich ein. Standardmäßig sind auch die strengsten Filter für die „Nachrichten/Kommentare-verbergen“-Funktion aktiv, die anstößige Begriffe und Ausdrücke in Kommentaren und Nachrichtenanfragen blockieren sollen. Damit soll auch Mobbing vorgebeugt werden.

Zeitbeschränkungen sind ebenfalls Teil der neuen Maßnahmen. Jugendliche können die App in den Standardeinstellungen nur bis zu 60 Minuten pro Tag nutzen, danach erhalten sie eine Benachrichtigung. Zwischen 22 Uhr und 7 Uhr wird zudem automatisch der Schlafmodus aktiviert, wodurch die App nicht mehr genutzt werden kann. Benachrichtigungen werden dann stumm geschaltet und automatische Antworten auf Direktnachrichten versendet.

Eltern haben die Kontrolle – und die Verantwortung

Sollen diese Einschränkungen gelockert werden, muss dies über die Eltern veranlasst werden. Dafür muss zunächst eine Elternaufsicht eingerichtet werden, mit der Eltern weitergehende Möglichkeiten erhalten, die Aktivitäten ihrer Kinder zu kontrollieren. Sie können zwar keine der Nachrichten mitlesen, aber sehen, mit wem sich ihr Kind in den letzten sieben Tagen ausgetauscht hat. Auch eine Auflistung der altersgerechten Themen, die das Kind verfolgt hat, ist einsehbar.

Eltern haben die Kontrolle über die Nutzungszeit und können erkennen, mit dem das Kind sich austauscht
Eltern haben die Kontrolle über die Nutzungszeit und können erkennen, mit dem das Kind sich austauscht (Bild: Instagram)

Um zu verhindern, dass Teenager einfach ein falsches Alter angeben, werden sie an mehreren Stellen dazu aufgefordert, ihr Alter nachzuweisen, insbesondere wenn sie sich bei der Anmeldung als volljährig ausgeben haben. Wie diese Überprüfung genau umgesetzt wird, hat Instagram noch nicht detailliert erläutert. Es wird jedoch angegeben, dass Technologien entwickelt werden, um jugendliche Nutzer identifizieren zu können. Diese Maßnahmen sollen Anfang des nächsten Jahres in den USA getestet werden. Es bleibt abzuwarten, wann die neuen Funktionen nach Europa und Deutschland kommen und inwieweit diese mit den hiesigen Datenschutzbestimmungen in Einklang stehen.

Umstellung in vielen Ländern noch in diesem Jahr

Die Umstellung auf Teen-Konten soll in den USA, Großbritannien, Kanada und Australien innerhalb der nächsten 60 Tage abgeschlossen sein. Bis zum Jahresende soll die Europäische Union folgen, die weltweite Einführung ist für Januar 2025 geplant. Darüber hinaus plant Instagram, die aufgeführten Schutzmechanismen auch bei anderen Meta-Diensten einzuführen.

Freiwillig oder verstärkter Druck?

Ob die verstärkten Jugendschutzmaßnahmen von Instagram freiwillig eingeführt wurden, ist fraglich. In vielen Ländern, insbesondere in der EU, stehen soziale Netzwerke zunehmend unter Druck, die Vorschriften zum Jugendschutz einzuhalten, wobei hier vor allem die Altersverifikation im Fokus steht. In Australien ist derzeit eine Diskussion entbrannt, Jugendlichen unter 14 Jahren den Zugang zu sozialen Netzwerken gänzlich zu verbieten. Andere Stimmen wollen dort das Mindestalter sogar auf 16 Jahre heben.