Kehrtwende bei Telegram: Nutzerdaten sollen auf Anfrage ausgehändigt werden

Michael Schäfer
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Kehrtwende bei Telegram: Nutzerdaten sollen auf Anfrage ausgehändigt werden
Bild: LoboStudioHamburg | CC0 1.0

Telegram wird künftig mit den Behörden zusammenarbeiten und gewünschte Daten übermitteln – allerdings nur, sofern dies rechtlich zulässig ist. Damit vollzieht der Kurznachrichtendienst eine deutliche Kehrtwende und verabschiedet sich von seiner bisherigen Praxis, Anfragen von staatlichen Stellen weitgehend zu ignorieren.

Nutzungsbedingungen geändert

Laut Pavel Durov, Vorstandsvorsitzender von Telegram, habe der Dienst seine Nutzungsbedingungen dahingehend geändert, dass zukünftig Daten wie IP-Adressen oder Telefonnummern nach rechtlichen Vorgaben an behördliche Organe ausgehändigt werden. Dies bedeutet eine signifikante Veränderung im Umgang mit staatlichen Anfragen, die Telegram bislang weitgehend unbeantwortet ließ. In der Vergangenheit wurde der Plattform wiederholt vorgeworfen, nur unzureichend auf Moderationsanforderungen und Anfragen nach Benutzerinformationen zu reagieren.

Mit den Änderungen setzt der Dienst darüber hinaus ab sofort auf eine Kombination aus Künstlicher Intelligenz und einem Team von Moderatoren, um veröffentlichte Nachrichten auf problematische Inhalte hin zu überprüfen und diese gegebenenfalls aus den Suchergebnissen auszublenden.

Wachsender Druck

In den letzten Wochen sah sich Telegram einem zunehmend gestiegenen Druck ausgesetzt. Im August erhob die französische Staatsanwaltschaft Anklage gegen Pavel Durov im Zusammenhang mit Straftaten, die angeblich über die Plattform begangen wurden. Der CEO wurde auf einer Reise nach Frankreich festgenommen.

Nur drei Tage nach seiner Festnahme wurde Durov unter Auflagen aus der Untersuchungshaft entlassen. Die Staatsanwaltschaft begründete die Festnahme damit, dass sich Telegram immer wieder geweigert habe, den Strafverfolgungsbehörden Zugang zu Informationen zu gewähren, die zur Durchführung von Abhörmaßnahmen gegen mutmaßliche Kriminelle erforderlich gewesen wären.

Ob die jetzt vollzogene Kehrtwende im direkten Zusammenhang mit der Festnahme in Frankreich steht, ist ungewiss, aber nicht auszuschließen. Bereits Anfang des Monats hatte Durov mehrere Änderungen angekündigt, darunter die Deaktivierung des Hochladens neuer Medien seitens Telegram. Diese Maßnahme sei laut Durov notwendig, um Bots und Betrüger einzudämmen. Auch die Funktion „Personen in der Nähe“ wurde deaktiviert, da diese zwar von weniger als 0,1 Prozent der Nutzer verwendet wird, seiner Aussage nach jedoch ebenfalls zu Problemen mit Betrügern geführt habe.

Kleiner Anteil Krimineller

In einem zugehörigen Post auf X bezifferte Durov den Anteil krimineller Nutzer auf lediglich 0,001 Prozent. Diese kleine Gruppe trage jedoch maßgeblich zum schlechten Image des Dienstes bei. Bei einer Milliarde Nutzern sind allerdings auch 0,001 Prozent noch 10.000 Nutzer.