Nvidias AI-Marktmacht: US-Justizministerium lässt Kartellverfahren „eskalieren“

Andreas Frischholz
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Nvidias AI-Marktmacht: US-Justizministerium lässt Kartellverfahren „eskalieren“
Bild: Nvidia

Das amerikanische Bundesjustizministerium legt im Kartellverfahren gegen Nvidia nach, berichtet Bloomberg. Die Ermittler haben nun rechtlich verbindliche Anfragen an Unternehmen versendet, um Beweise zu sammeln, die Nvidias Verstöße gegen das Wettbewerbsrecht im AI-Markt belegen.

Tätig ist das amerikanische Bundesjustizministerium (Department of Justice; DOJ) schon seit Monaten. Bis dato erhielten Unternehmen aber nur allgemeine Fragebögen. Das ändert sich nun aber, erklären Personen, die mit den Vorgängen vertraut sind. Demnach folgen ab jetzt die Vorladungen. Unternehmen, die solche Anfragen (Subpoena) vom DOJ erhalten, müssen also Informationen liefern.

Laut Bloomberg handelt es sich um den nächsten Schritt auf dem Weg zu einem offiziellen Verfahren. Die Ermittlungen würden nun „eskalieren“, heißt es in dem Bericht.

Nvidia dominiert den AI-Markt

Die Vorwürfe sind bekannt: Nvidia dominiert den Markt mit AI-Beschleunigern, der Marktanteil soll bei rund 80 Prozent liegen. Nur verkauft Nvidia nicht nur Chips, sondern das komplette Ökosystem. Nach Ansicht der Wettbewerbshüter werden dabei aber Produkte so gebündelt, dass Kunden nur mit einem enormen Aufwand zur Konkurrenz wechseln können – selbst wenn diese schnellere Chips bieten würde. Nvidia zementiere also auf illegitime Weise seine Position, so die Vorwürfe aus dem DOJ.

Ein weiteres Verfahren betrifft eine Übernahme. Bei diesem stellt sich die Frage, ob es rechtmäßig war, dass Nvidia Run:AI für 700 Millionen US-Dollar kaufte. Das Startup entwickelt Lösungen, die Grafikprozessoren virtualisieren.

Hinzu kommen noch die Ermittlungen in Europa, die ebenfalls Fahrt aufnehmen.

Kurseinbruch: Aktie verliert fast 300 Milliarden US-Dollar – an einem Tag

Für Nvidias ist es eine Woche, die bis dato geprägt war von schlechten Nachrichten. Gestern sackte der Aktienkurs um 9,5 Prozent ab, was einem Wertverlust von 279 Milliarden US-Dollar entspricht – an einem Tag. Wie CNBC berichtet, hat es aber nicht nur Nvidia erwischt. Weitere Chiphersteller verzeichneten ebenfalls deutliche Kursverluste. Bei Intel waren es fast 8 Prozent, Broadcom verlor mehr als 6 Prozent, bei AMD waren es knapp 8 Prozent und bei Qualcomm knapp 7 Prozent.

Als Grund für diesen Einbruch nennt CNBC trübe Konjunkturaussichten. Konkret war es der ISM Manufacturing Index, der unter den Erwartungen blieb.

Laut den Zahlen des Portals Companies Market Cap kommt Nvidia derzeit auf einen Wert von 2,6 Billionen US-Dollar. Zeitweise lag der Grafikchip-Hersteller bei über 3 Billionen und war kurzfristig sogar das wertvollste Unternehmen der Welt. Mit Blick auf das Gesamtjahr ist der Kurs aber nach wie vor im Plus. Laut CNBC kommt Nvidia 2024 trotz des Einbruchs vom Dienstag noch auf einen Zugewinn von 118 Prozent.

Kurseinbrüche verzeichneten die Tech-Konzerne bereits am 5. August. Medien sprachen von einem schwarzen Montag, weltweit brachen die Märkte um bis zu zehn Prozent und mehr ein. Bereits zu dieser Zeit wurde der AI-Hype als einer der Gründe für die Schwäche der Tech-Aktionen und das fehlende Vertrauen der Anleger genannt. Im Verlauf des Augusts hatten sich die Kurse aber wieder erholt.

Allein von den Geschäftszahlen her bleibt Nvidia derweil auf Wachstumskurs. Im letzten Quartal verzeichnete man einen Umsatz in Höhe von 30 Milliarden US-Dollar und 16,6 Milliarden US-Dollar Nettogewinn. Die Börsen reagierten bei der Verkündung der Ergebnisse in der letzten Woche dennoch nervös, unter anderem hatten Analysten mit einem besseren Ausblick gerechnet. Im Vorfeld sorgten zudem Meldungen über eine potenzielle Blackwell-Verzögerung für Aufregung.