Onyx Boox Go 10.3 im Test: Externe Apps und Lesen auf dem Go 10.3
4/5Nutzung externer Apps
Software kann auf dem Go 10.3 ebenso installiert werden wie auf jedem anderen Android-Tablet. Die Hauptquelle dürfte für die meisten Nutzer dabei der Google Play Store darstellen, der schnell mit einem Nutzernamen und Passwort eingerichtet ist. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, Anwendungen aus alternativen Quellen wie F-Droid zu installieren oder APK-Dateien direkt aufzuspielen.
Die im E-Ink-Menü integrierte App-Optimierung ermöglicht es zudem, die Darstellung für jede Anwendung individuell anzupassen. Unter anderem kann der DPI-Wert geändert werden, um das allgemeine Erscheinungsbild zu vergrößern, was insbesondere die Lesbarkeit von Texten verbessert. Zudem können Titel, Menüs und Textkörper hervorgehoben werden, um eine bessere Erkennbarkeit zu gewährleisten. Diese Anpassungsoptionen erleichtern die Nutzung externer Anwendungen erheblich.
Obwohl der Go 10.3 mehr Funktionen als herkömmliche E-Book-Reader bietet, bleiben die Nutzungsszenarien begrenzt und erreichen nicht die Vielfalt gewöhnlicher Tablets. Dieser Unterschied wird schnell deutlich, dennoch kann die Installation externer Apps in bestimmten Fällen durchaus sinnvoll sein.
Dies gilt insbesondere für Applikationen, die nicht auf einen schnellen Aufbau von Inhalten angewiesen sind. Dazu zählen beispielsweise Softwarelösungen für das heimische Musiksystem oder Streaming-Dienste, die Audioinhalte über Bluetooth an externe Ausgabegeräte übertragen. Darüber hinaus können alternative Shops oder Bezugsquellen für Bücher installiert werden, was die Möglichkeiten zur Beschaffung neuer Inhalte auf dem Reader erheblich erweitert. Dies schließt auch alternative Reader-Apps ein, auf die in einem späteren Abschnitt näher eingegangen wird.
Alternative Anwendungen sind sinnvoll, solange keine schnellen Bildwechsel erforderlich sind. Daher fallen die meisten Spiele sowie Videos aus dem Nutzungsspektrum, da diese auf dem System kaum Freude bereiten dürften. Es wird schnell deutlich, dass die Entwickler solcher Bildschirmtechnologien diese Inhalte nicht im Blick hatten und dass sie voraussichtlich nie mit solchen Panels kompatibel sein werden. Kurze Clips zur Informationsbeschaffung können noch akzeptabel empfunden werden, jedoch wird kaum jemand einen gesamten Film auf diese Weise ansehen wollen, insbesondere nicht in Schwarz-Weiß.
Lesen auf dem Go 10.3
Die Hauptdisziplin des Testkandidaten dürfte in der Regel in der Darstellung digitaler Bücher bestehen. In diesem Zusammenhang bietet das Gerät, insbesondere in Kombination mit externen Anwendungen, eine Vielzahl von Funktionen und Möglichkeiten.
Die vielfältigen Möglichkeiten beginnen bereits beim Aufspielen von Inhalten. Diese können auf dem Go 10.3 wie gewohnt einfach über eine USB-Verbindung übertragen werden. Alternativ steht der vorinstallierte Browser, der Zugriff auf alle im Internet verfügbaren Quellen ermöglicht, sowie die Onyx-Cloud zur Verfügung. Der vorinstallierte Shop hat sich hingegen, wie bereits beschrieben, als wenig lohnenswert erwiesen. Durch die Nutzung zusätzlicher Datei-Manager erweitern sich die Möglichkeiten noch einmal und auch Cloud-Dienste stellen kein Problem dar. Darüber hinaus kann die Kindle-App installiert werden, um darüber über Amazon gekaufte Inhalte zu lesen. Somit gilt, dass alle Inhalte, die über eine App zugänglich sind, auch auf dem Go 10.3 eingebunden werden können.
Die Bibliothek – einfache Organisation ab Werk
Zu Beginn werden Nutzer voraussichtlich hauptsächlich auf die Onyx-eigene Reader-App „NeoReader“ zurückgreifen oder diese sogar dauerhaft nutzen, da sie bereits alle wesentlichen Funktionen zur Organisation der eigenen Büchersammlung mitbringt. Die Inhalte lassen sich dabei zur besseren Übersicht nach Kriterien wie Titel, Autor oder Hinzufügedatum sortieren und nach Vorgaben wie Speicherort oder Lesestatus filtern. Auch das Gruppieren von Büchern in sogenannten „Regalen“, also eigenen Sammlungen, ist möglich. Sollte ein Titel nicht sofort gefunden werden, kann die Suchfunktion hilfreich sein. Darüber hinaus können Statistiken zu Lesezeiten und Lesegeschwindigkeiten aufgerufen werden.
Die Texteinstellungen bieten den Nutzern ebenfalls zahlreiche Anpassungsmöglichkeiten. Texte lassen sich in bis zu 23 Größen abstufen, die Schrift kann in 30 Stufen verstärkt und in 17 Stufen erweitert werden. Darüber hinaus stehen nahezu 200 vorinstallierte Schriftarten zur Auswahl, sodass für jeden Geschmack etwas dabei sein sollte.
Gleiches gilt für die Formatierung des Textes. Während Nutzer anderer Reader-Hersteller oft nur zwischen vordefinierten Rändern und Zeilenabständen wählen können, ermöglicht der Go 10.3 eine separate Anpassung von Wort-, Zeilen- und Absatzabständen in unterschiedlichen Größen nach den eigenen Wünschen. Dies gilt ebenso für die Ränder.
Das Lesen gestaltet sich auf dem Go 10.3 sehr komfortabel: Die Textdarstellung ist von hoher Qualität und die Seiten werden im NeoReader schnell und zügig aufgebaut. Während des Tests traten darüber hinaus keine Ghosting-Probleme auf. Das System bietet zudem zahlreiche nützliche Funktionen, wie die „geteilte Ansicht“, die es ermöglicht, den Bildschirm im Querformat in zwei Seiten aufzuteilen, wodurch die Größe eines kleinen Taschenbuchs erreicht wird. Diese Funktion ist besonders dann vorteilhaft, wenn dem Leser bei der Verwendung kleiner Schriftarten die Zeilen zu lang werden. Eine gemischte Anzeige ist ebenfalls möglich, sodass auf einer Seite der Text angezeigt wird, während auf der anderen Seite Notizen gemacht werden können. Auch das Anzeigen von Übersetzungen ist möglich.
Sollten die Möglichkeiten des NeoReaders einmal nicht ausreichen, können Nutzer auf eine Vielzahl von alternativen Lese-Anwendungen im Play Store zurückgreifen, die dank der zahlreichen automatischen und manuellen Aktualisierungsoptionen auf dem Testkandidaten sehr gut genutzt werden können. So können auch Formate auf den Go 10.3 genutzt werden, die vom Reader nativ nicht unterstützt werden, wie beispielsweise über die Kindle-App erworbene digitale Bücher, die sich im Test sehr komfortabel lesen ließen.
Hochwertige PDF-Unterstützung
Neben den zahlreichen Einstellungen bei normalen digitalen Büchern kann der Go 10.3 auch bei der Darstellung von PDF-Dokumenten punkten, bei der sich der Reader alleine schon aufgrund der Bildschirmgröße empfiehlt.
Zusätzlich zu den bereits beschriebenen Darstellungsmodi bietet der Reader eine Reihe weiterer Optimierungen. So unter anderem den Artikel- und den Comic-Modus, die es ermöglichen, den angezeigten Inhalt in mehrere Felder zu unterteilen, die anschließend in einer festgelegten Reihenfolge durchlaufen werden können. Auf diese Weise lässt sich indirekt ein Spaltenmodus realisieren, der in der aktuellen Funktionsausstattung von Onyx nativ nach wie vor nicht enthalten ist.
Weiter zählt zu den Funktionen auch die Möglichkeit, Dokumente zuzuschneiden. Das Entfernen ungenutzter Ränder kann die Darstellung sichtbar vergrößern und somit die Lesbarkeit der Inhalte signifikant verbessern.
Beim PDF-Reflow wird der Text bei auf Text basierenden Inhalten aus dem Dokument herausgelöst und wie in einem herkömmlichen E-Book mit allen Formatierungsmöglichkeiten angezeigt. Dadurch unterliegt der Inhalt nicht mehr den Größenvorgaben der ursprünglichen PDF-Datei. Hierbei fällt jedoch genauso auf, dass die Übersetzungen einiger Menü-Punkte, wie „Umfließen“ und „Rückfluss“, nach wie vor unglücklich gewählt sind. Eine Korrektur dieser Übersetzungen hat Onyx bislang jedoch nicht vorgenommen.
Das PDF-Reflow funktioniert jedoch nur bei textbasierten Dokumenten. Kommen hauptsächlich Bilder zur Verwendung, muss auf die integrierte OCR-Funktion zurückgegriffen werden. Diese kann zwar nicht mit spezialisierter Software konkurrieren, bietet jedoch ausreichend Möglichkeiten, um unterwegs schnell ein Dokument in dieser Form zu bearbeiten. Im Gegensatz zum Note Air 3 C unterliegt der Go 10.3 dabei keiner Kontingentbeschränkung.