Radeon-Chef: High-End-Grafikkarten sind für AMD weiterhin kein Thema

Michael Günsch
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Radeon-Chef: High-End-Grafikkarten sind für AMD weiterhin kein Thema

Eine Antwort auf die GeForce RTX 4090 respektive ihren Nachfolger wird es bei AMD Radeon nicht geben. Wie der Leiter der GPU-Sparte Jack Huynh in einem Interview zu verstehen gab, will AMD vorerst nicht an der Spitze angreifen und stattdessen über den Preis Marktanteile erobern.

Im Gespräch mit Tom's Hardware musste Jack Huynh, seines Zeichens Senior Vice President und General Manager der Sparte Computing and Graphics bei AMD, Rede und Antwort stehen. Dabei wurde er auf Gerüchte angesprochen, dass es bei AMD auch künftig keine absoluten High-End-Modelle geben wird, mit denen Konkurrenz zu Nvidias Flaggschiffen bestünde. Derzeit hat Nvidias GeForce RTX 4090 keinen ähnlich starken Gegenspieler von AMD und es wird erwartet, dass dies auch bei der nächsten Generation im Duell GeForce RTX 5000 versus AMD Radeon 8000 an der Spitze so aussehen könnte.

High-End ist für AMD momentan kein Thema

In der Tat bestätigte Huynh, dass AMD momentan nicht die Speerspitze bei Leistung und Preis anvisiere. Stattdessen liege der Fokus auf dem deutlich größeren Markt mit den niedrigeren Preisgruppen. Denn hier wolle AMD Marktanteile erobern und so auch die Spieleentwickler auf seine Seite bringen.

Die oberste Priorität bestehe momentan darin, „Skaleneffekte zu erzielen, um schneller 40 bis 50 Prozent des Marktes zu erreichen“, so der AMD-Manager. „Denn wenn wir die nötige Größe erreichen, bringen wir die Entwickler auf unsere Seite“.

Fokus auf High-End habe bisher wenig gebracht

Zudem habe AMD und vor der Übernahme auch ATi schon öfter versucht, mit High-End-Produkten Marktanteile zu gewinnen, doch sei dies wenig erfolgreich gewesen. Stattdessen wolle das Unternehmen beim Preispunkt die Führung übernehmen und damit Millionen von Spielern ansprechen. „Ich möchte nicht, dass AMD zu einem Unternehmen wird, das sich nur Leute leisten können, die sich Porsches und Ferraris leisten können“, so Huynh.

Konkret gefragt, ob AMD nicht das Flaggschiff-Geschäft bedienen werde, entgegnete der Manager: „Eines Tages vielleicht. Aber meine Priorität ist im Moment, die Anteile für AMD zu steigern. Denn ohne Anteile kann ich die Entwickler nicht erreichen“. Erst wenn man das geschafft habe, könne man sich wieder auf den Wettbewerb an der Leistungsspitze konzentrieren.

Ein sehr weiter Weg für AMD

Der Weg ist allerdings weit, denn laut Statistiken von Marktforschern hatte AMD im ersten Quartal 2024 nur noch einen Marktanteil von 12 Prozent bei dedizierten Grafikkarten. Nvidia ist also nicht nur im kleinen Spitzensegment, sondern allgemein mit 88 Prozent Marktanteil extrem dominant.

Marktanteile bei Grafikkarten von 2002 bis Q1 2024
Marktanteile bei Grafikkarten von 2002 bis Q1 2024 (Bild: Grafik: 3D Center, Daten: JPR, Mercury)

Nun stellt sich also die Frage, wie und wann AMD das selbst gesteckte Ziel von über 40 Prozent Marktanteil erreichen will. Schon jetzt steht AMD beim Preis-FPS-Verhältnis ohne Raytracing oft besser als Nvidia da, doch genügt das nicht, um mehr Kunden für sich zu gewinnen. AMD muss, ob High-End oder nicht, auf technischer Seite den Rückstand zu Nvidia wettmachen, insbesondere, was Techniken wie Raytracing und Supersampling angeht, um den Anschluss nicht zu verlieren und auch Spieleentwickler zu überzeugen.

Balkendiagramm
FPS/Euro in 2.560 × 1.440 – Balkendiagramm
    • AMD Radeon RX 7700 XT
      0,165
    • AMD Radeon RX 7800 XT
      0,163
    • Nvidia GeForce RTX 3080 (10 GB)
      0,158
    • Nvidia GeForce RTX 4060 Ti (8 GB)
      0,156
    • AMD Radeon RX 7900 GRE
      0,154
    • Nvidia GeForce RTX 4070 Super
      0,151
    • AMD Radeon RX 7900 XT
      0,148
    • AMD Radeon RX 6800 XT
      0,141
    • Nvidia GeForce RTX 4070
      0,137
    • AMD Radeon RX 7900 XTX
      0,128
    • Nvidia GeForce RTX 4070 Ti Super
      0,126
    • Nvidia GeForce RTX 4070 Ti
      0,124
    • Nvidia GeForce RTX 4080 Super
      0,121
    • Nvidia GeForce RTX 4080
      0,094
    • Nvidia GeForce RTX 4090
      0,082
Einheit: Bilder pro Sekunde (FPS) / Euro

Gerüchte zur neuen Generation „Radeon RX 8000“

Die Gerüchte zu den Eckdaten der neuen Radeon-Generation mit RDNA-4-Grafikchips nehmen derweil an Fahrt auf. High-End gibt es hier in der Tat nicht zu sehen und ist nun auch ganz offiziell in absehbarer Zeit nicht zu erwarten. Die mehrfach genannte Navi-48-GPU dürfte als potenzielle Radeon RX 8800 (XT)/8700 (XT) in der gehobenen Mittelklasse landen.

Für den Marktstart werden derzeit das vierte Quartal 2024 und das erste Quartal 2025 gehandelt – offiziell fest steht auch hier noch nichts.

Gerüchte zu Radeon RX 8000 im Überblick
RX 8800 XT RX 8800 / 8700 XT RX 8700 (XT) / 8600 XT
Architektur RDNA 4
GPU Navi 48
Compute Units 64 56 48
FP32-ALUs 4.096/8.192 3.584/7.168 3.072/6.144
Grafikspeicher 16 GB GDDR6 12 GB GDDR6
Speicherdurchsatz 20 Gbps 18 Gbps 19 Gbps
Speicherinterface 256 Bit 192 Bit
Speicherbandbreite 640 GB/s 576 GB/s 456 GB/s
Infinity-Cache 64 MB 48 MB