Tschechischer Geheimdienst: China nutzt LinkedIn zur Spionage westlicher Wissenschaft
Chinesische Geheimdienste sollen dem tschechischen Inlandsnachrichtendienst zufolge LinkedIn nutzen, um über fiktive Profile gezielt Wissenschaftler anzusprechen. Die Kontaktaufnahme soll dazu dienen, im weiteren Verlauf an sensible Daten und Ergebnisse zu gelangen. Die Aktion dürfte sich nicht nur auf Tschechien beschränken.
Der tschechische Inlandsnachrichtendienst BIS warnt in einem aktuellen Bericht (PDF) vor einer gezielten Spionagetätigkeit Chinas, bei der unter anderem das soziale Netzwerk für Geschäftskontakte LinkedIn genutzt wird, um tschechische Wissenschaftler auszuspionieren. Chinesische Geheimdienste sollen Tarnprofile verwenden, die sich als Mitarbeiter von Beratungs- oder Headhunting-Unternehmen aus Singapur oder Hongkong ausgeben, die meist aber nur fiktiver Natur sind.
Über diese gefälschten Profile versuchen die Nachrichtendienste gezielt Kontakt zu Akademikern herzustellen, um an Wissen und Informationen zu gelangen. Neben dem Sammeln von wissenschaftlichen Erkenntnissen soll China diese Strategie auch dazu nutzen, Einfluss auf demokratische Bewegungen in anderen Ländern zu nehmen.
Finanzielle Anreize und Reisen
Wissenschaftler, deren Forschungsgebiete für China von Interesse sind, sollen dabei durch finanzielle Angebote angelockt werden. Ziel der Kontaktaufnahme, die oft harmlos beginnt, sei es, Zugang zu Berichten und Forschungsarbeiten zu erhalten. Dies stelle jedoch meist nur den ersten Schritt dar, um die Fachleute im weiteren Verlauf zur Weitergabe von sensiblen, nicht öffentlichen Informationen zu bewegen, so der Bericht. China setze damit seine Bemühungen fort, sich fortschrittliche Technologien und Know-how, die sich im Besitz westlicher Länder befinden, mit allen Mitteln, einschließlich Spionage, anzueignen.
Der BIS-Bericht verweist auch auf Einladungen nach China, bei denen alle Kosten übernommen werden sollen. Diese Reisen sollen wiederum dazu dienen, die Beziehungen zu festigen und bei den Betroffenen ein Gefühl der Verpflichtung gegenüber den chinesischen Interessen zu erzeugen. Ebenso könnte der Kontakt für Propagandazwecke missbraucht werden. Der Geheimdienst sieht diese Taktik im Zusammenhang mit Chinas Bestrebungen, sein wirtschaftliches Gewicht auszubauen und sich als Gegenspieler zu den G7-Staaten zu positionieren.
Darüber hinaus warnt die Behörde vor Gefahren durch ausländische „intelligente“ Geräte wie Smartphones, Smartwatches und Elektrofahrzeuge. Obwohl China nicht explizit genannt wird, ist die Rede von Ländern, „deren politische Regime und Gesetzgebung die Möglichkeit des Datenmissbrauchs durch die Staatsmacht erhöhen“. Solche Geräte könnten potenziell für Spionage- oder Überwachungszwecke genutzt werden, ohne dass die Betroffenen etwas davon bemerken.
Vorgehen auch in anderen Ländern denkbar
Der Bericht zeigt, dass der akademische Bereich für China eine immer wertvollere Quelle für wissenschaftliche Informationen darstellt. Dabei darf davon ausgegangen werden, dass sich das Land bei seinen Aktivitäten nicht nur auf Tschechien konzentriert, sondern auch in anderen Ländern in dieser Hinsicht aktiv ist.