Wall Street Journal: Qualcomm soll Intel übernehmen wollen
Laut einem Bericht des Wall Street Journal vom Freitag habe Qualcomm in den vergangenen Tagen dem strauchelnden Chiphersteller Intel ein Übernahmeangebot unterbreitet. Bisher liegt allerdings keine Bestätigung etwaiger Verhandlungen vor. Die Intel-Aktie legte nach dem Bericht dennoch deutlich zu.
Angebliches Übernahmeangebot von Qualcomm
Dass der für seine Mobilfunkchips bekannte US-Hersteller Qualcomm den immer noch größten Hersteller von PC-Prozessoren übernehmen will, sagen zumindest Quellen des Wall Street Journal, die von entsprechenden Gesprächen erfahren haben wollen. Von einem „Takeover Approach“, also einer Offerte zur Übernahme Intels, ist die Rede.
Gespräche sind nicht bestätigt
Die Quellen hätten allerdings eingeräumt, dass ein Abschluss alles andere als sicher sei. Vor allem Bedenken aufseiten der Regulierungsbehörden wären zu erwarten. In den USA könnte eine Fusion wiederum zur Stärkung der örtlichen Halbleiterbranche begrüßt werden. Weder Intel noch Qualcomm haben zu dem Bericht bisher Stellung genommen.
Auch wenn es vorerst nur Gerüchte sind, gab es direkt eine Reaktion an der Börse, sodass infolge des Berichts die Intel-Aktie zwischenzeitlich um acht Prozent zulegen konnte. Die Qualcomm-Aktie verlor im gleichen Zeitraum etwa vier Prozent an Wert.
Große Skepsis äußerte der bekannte Analyst Dylan Patel auf X, ehemals Twitter: Seiner Ansicht nach wäre dies ein „dummer“ Deal und Qualcomm ein Unternehmen, von dem er diesen Schritt am wenigsten erwarten würde. Dennoch könne eine Übernahme zu einem „Powerhouse in Consumer Chips“ führen. Dabei würden allerdings viele Doppelungen von Produktsegmenten entstehen.
Qualcomm doppelt so viel Wert wie Intel
Zur Stunde liegt Qualcomms Aktienwert mit über 190 Milliarden US-Dollar mehr als doppelt so hoch wie jene 90 Milliarden US-Dollar bei Intel. Qualcomm hatte 2023 mit seinen etwa 50.000 Mitarbeitern einen Jahresumsatz von 35,82 Milliarden US-Dollar erzielt und 7,34 Milliarden US-Dollar Gewinn verbucht. Bei Intel mit zuletzt knapp 125.000 Mitarbeitern wurden im vergangenen Jahr 54,23 Milliarden US-Dollar umgesetzt und 1,69 Milliarden US-Dollar Gewinn erwirtschaftet.
Bei Intel kriselt es heftig
Seit Anfang August ist Intel offiziell in einer Krise angekommen. Der CEO Pat Gelsinger hatte im Zuge von Unternehmensverlusten massive Sparmaßnahmen angekündigt. Unter anderem sollen rund 15.000 Mitarbeiter gehen. Die Hausmesse Intel Innovation wurde für dieses Jahr abgesagt, die Anteile am britischen Chipentwickler Arm verkauft, das Marketing deutlich gekürzt und jüngst der Bau der Chipfabriken in Magdeburg und Breslau auf Eis gelegt. Infolgedessen hat die Intel-Aktie auch nach dem Schub durch die Übernahmegerüchte noch rund 55 Prozent seit Jahresbeginn verloren.