Windows 10 vs. Windows 11 im Test: Gaming-Leistung im CPU-Limit mit und ohne HVCI im Vergleich
Bietet Windows 10 noch immer mehr Gaming-Leistung als Windows 11, oder hat der Ryzen-Performance-Patch für W11 24H2/23H2 daran etwas geändert? ComputerBase hat auf einem AMD Ryzen 5 7600X3D neue Benchmarks erstellt und dabei auch den Vergleich zwischen HVCI aus (Default W10) und HVCI an (Default W11) erneut betrachtet.
Windows 10 vs. Windows 11
Offiziell ist bei Windows 10 bereits seit dem großen Update auf Version 22H2 mit neuen Features Schluss. Alles, was danach an Updates erschienen ist, drehte sich nur um die Sicherheit respektive das Schließen großer Sicherheitslücken. Doch auch das wird nur noch bis Oktober Ende 2025 so weitergehen. Windows 11 hingegen bekommt aktuell monatlich zum Teil mehrere Updates, jährlich zudem ein großes Feature-Updates, zuletzt auf Windows 11 Version 24H2. Für Spieler mit Ryzen-CPU brachte dieses Update einen in der Tat einflussreichen Ryzen-Performance-Patch, der auch für Windows 11 23H2 verteilt wurde – Windows 10 ging hingegen leer aus.
HVCI: „Default“ anders konfiguriert
Ein Vergleich zwischen Windows 10 und Windows 11 ist Ende 2024 auf dem Papier zwar leicht, in der Praxis müssen aber einige Dinge beachtet werden, um eine korrekte Aussage über die Gaming-Leistung treffen zu können.
Der wesentliche Punkt ist, dass Windows 10 aus dem Stand heraus nicht so auf Sicherheit getrimmt ist wie Windows 11. Die Windows-Sicherheits-Features Core Isolation (Kernintegrität) und Memory Integrity (Speicherintegrität, Hypervisor-Protected Code Integrity (HVCI)) sind in Windows 10 beispielsweise auch in Version 22H2 noch „default“ aus, selbst wenn im BIOS alle Voraussetzungen für deren Nutzung vorliegen. Auf einem aktuellen Windows 11 ist hingegen genau das Gegenteil der Fall. Sprich: Wechselt man auf ein und demselben System von Windows 10 auf Windows 11, wechselt auch der Status dieser Sicherheitsfeatures.
Die Kernisolierung ist ein Sicherheitsfeature von Microsoft Windows, das wichtige Kernprozesse von Windows vor Schadsoftware schützt, indem sie sie im Arbeitsspeicher isoliert. Hierzu werden diese Kernprozesse in einer virtualisierten Umgebung ausgeführt.
Speicherintegrität, auch als hypervisorgeschützte Codeintegrität (HVCI) bezeichnet, ist ein Windows-Sicherheitsfeature, das böswilligen Programmen erschwert, Treiber auf niedriger Ebene zu verwenden, um Ihren Computer zu kapern.
Microsoft
Wenige Nutzer, außer einigen in Fachforen wie ComputerBase, ändern diese Einstellung händisch, ist der Vergleich der Default-Einstellungen also der einzig wahre, oder gilt es manuell gleiche Vorzeichen zu schaffen?
HVCI an/aus vs. HVCI an/aus
ComputerBase hat sich dafür entschieden, alle drei Fälle zu testen: Windows 10 ohne HVCI vs. Windows 11 mit HVCI, also den Out-of-the-Box-Fall, sowie den direkten Vergleich beider Plattformen ohne und mit dem Sicherheitsfeature.
Gaming-Benchmarks
Alle nachfolgenden Benchmarks wurden erst zuletzt für den Test von Intel Core Ultra 200S im Oktober auf Windows 11 24H2 neu erstellt, weil die nachfolgend genannten vier wesentlichen Gründe die Benchmarks aus dem Sommer schon wieder obsolet gemacht haben. Der Test des AMD Ryzen 7 9800X3D nutzte dasselbe Setup. Der Ryzen 7 7800X3D wurde mit dem BIOS, das für den Ryzen 7 9800X3D verwendet wurde, sogar noch einmal neu getestet, gleiches gilt für den AMD Ryzen 5 7600X3D.
- Windows 11 24H2 respektive ein optionales Update für Windows 11 23H2 heben die Leistung von AMD Ryzen in mehreren Generationen in Spielen teils deutlich an, während Intel Core leer ausgeht. (Details)
- Neue BIOS-Updates für Ryzen 9000X mit neuen AGESA-Versionen (Details)
- Intel hat ein weiteres Microcode-Update für Core-CPUs der 13. und 14. Gen veröffentlicht. (Details)
- Unzählige Spiele haben Updates erhalten, die die Performance teils signifikant beeinflusst haben.
Getestet wurde grundlegend auf einem aktuellen Windows 11 24H2 inklusive der verfügbaren Updates. Alle Plattformen liefen mit den letzten BIOS-Updates, Intel also inklusive letztem „Anti-Aging“ Microcode 0x12B und AMD inklusive AGESA 1.2.0.2 respektive 1.2.0.2a.
- LGA 1851: Asus ROG Maximus Z890 Hero, BIOS 0805
- LGA 1700: Asus ROG Z790 Dark Hero, BIOS 1602
- AM5: Asus ROG Crosshair X870E Hero, BIOS 0505, BIOS 0605 Beta für 9800X3D & 7800X3D (neu getestet)
- AM4: Asus ROG Strix B550-E Gaming, BIOS 3610
Für die verwendete GeForce RTX 4090 kam der Treiber GeForce 565.90, bei AMD Ryzen 7 9800X3D der Chipsatztreiber 6.09.25.044 zum Einsatz. PCIe Resizable BAR (rBAR/SAM) war aktiv.
Um Probleme mit dem Chipsatztreiber zu vermeiden, wurden bei AMD fünf verschiedene Systeme aufgesetzt: für 9800X3D, 7800X3D, 5800X3D, 9950X + 9900X und 9700X + 9600X. Laut offiziellem AMD-Tenor hat der Hersteller aber bestimmte Probleme im Zusammenspiel mit einem Wechsel von einem auf zwei CCDs und zurück behoben, Windows sollte nun immer wie bei einer Neuinstallation reagieren. Darauf verlassen wollte sich die Redaktion zum Test aber nicht, deshalb der bekannte Weg.
Die Windows-Sicherheits-Features Core Isolation (Kernintegrität) und Memory Integrity (Speicherintegrität, Hypervisor-Protected Code Integrity (HVCI)) waren auch dieses Mal aktiv – auf den genutzten Plattformen sind sie es mit geladenen BIOS-Defaults ab Werk ohnehin. Insbesondere HVCI kostet im CPU-Limit in Spielen teilweise zweistellig an Leistung. Darauf zu achten, ist essenziell. Nach jedem CPU-Wechsel wurde penibel darauf geachtet, dass alle Voraussetzungen für die Nutzung der Features weiterhin vorlagen.
Das Energieprofil unter Windows lautete für alle Prozessoren „Beste Leistung“. Getestet wurde in 720p um den Fokus auf die CPU zu legen.
Die alten Intel-CPUs wurden mit den „Intel Default Settings“ und dem Performance-Power-Profile getestet, das heißt die maximale Leistungsaufnahme durfte die offiziell festgelegte Obergrenze (zum Beispiel 285K: 250 Watt, 14900K: 253 Watt) nicht überschreiten und auch alle anderen Intel-Vorgaben bezüglich Temperaturen oder Stromstärken waren aktiv.
Auch für Core Ultra 200S wurden die Intel Default Settings sowie das Power Delivery Profil „Performance“ genutzt. Das aktuelle BIOS des Asus ROG Z890 Maximus Hero lädt darüber hinaus ab Werk wieder die Funktion „Let's BIOS Optimize“, anders als in der Vergangenheit hebelt diese Einstellung derzeit aber (noch) keine von Intels Vorgaben aus – der Wechsel auf „Enforce All Limits“ brachte keine Veränderungen mit sich.
Gegenüber dem Sommer neu in den Parcours aufgenommen wurden Star Wars Outlaws (Test), Frostpunkt 2 (Test) und Warhammer 40,000: Space Marine 2 (Test). In Cities: Skylines II wurden DLSS aktiviert respektive aggressiver eingestellt, um dem GPU-Limit zu entkommen. Avatar flog aufgrund eines neuen Patches, der deutliche Abweichungen in der Leistung brachte (circa 30 Prozent weniger FPS in der Testsequenz), kurzerhand aus der Übersicht heraus, in der vorletzten Woche betraf es auch Dragons Dogma, in den letzten Tagen Homeworld 3 nach neuem Patch.
Deshalb auch an der Stelle noch einmal der Hinweis, dass die Ergebnisse mit den Werten aus dem Sommer nicht pauschal vergleichbar sind, weil es inzwischen dutzende Patches und neue Treiber, BIOS-Versionen und das Windows-Update gegeben hat.
Spiel | Auflösung | Grafikeinstellungen |
---|---|---|
Ubisoft | ||
Anno 1800 | 720p | DX12, Preset Ultrahoch, Vsync aus |
Star Wars Outlaws | DLSS Performance, Grafikqualität Ultra | |
Steam | ||
Baldurs Gate 3 | 720p | DX 11, Vsync aus, Preset Ultra |
City Skylines 2 | Vsync aus, Grafikqualität Hoch, DLSS maximale Leistung | |
Cyberpunk | Reflex aus, Vsync aus, RT Niedrig | |
Frostpunk 2 | Vsync aus, unlimited FPS, DLSS Ultra Performance, Preset Ultra High | |
F1 2024 | DX 11, Vsync aus, Preset Ultrahoch, Reflex aus, Nur TAA | |
Ghost of Tsushima | Preset sehr hoch, Zusatzoptionen aus | |
Senuas Hellblade 2 | DLSS Ultra Leistung, DLSS, Preset: Hoch | |
Horizon Forbidden West | Grafik Sehr hoch, Checkbox-Features aus | |
Outcast | DX 11, DLSS Performance, FPS max aus, Qualität Ultra | |
Starfield | Grafik Ultra, Vsync aus, Upscaling aus, Reflex aus, VRS aus | |
Warhammer Space Marines | DLSS Ultra Leistung, Preset Max, Vsync aus |
Leistungsrating FPS & Frametimes
Windows 10 ist nach wie vor einen Hauch flotter unterwegs als Windows 11. In der Standard-Einstellung beider Betriebssysteme, also HVCI aus bei Windows 10 und HVCI ein bei Windows 11, wird daraus sogar mehr als ein kleiner messbarer Unterschied. Vor allem Titel wie Cyberpunk, die schon immer anfällig dafür waren, zeigen weiterhin auch zweistellige Unterschiede.
Das Ergebnis ist dennoch beachtlich, schließlich gab es den Ryzen-Performance-Patch und das neue Update 24H2 nur für Windows 11. Allem Anschein nach behebt dieses Zusammenspiel nun einige Dinge, die zuvor stark an Leistung gefressen haben, wie die zusätzlichen Sicherheitsfeatures. Denn der Unterschied zwischen aktiviertem und deaktiviertem HVCI ist bei Windows 11 nun viel kleiner als bei Windows 10, wenn die Einstellung dort angepasst wird.
Für Windows 11 lässt sich daraus jedoch ableiten, dass ein Deaktivieren der Sicherheitsfeatures nicht mehr nötig ist. Natürlich kann es in dem einen oder anderen Spiel die berühmte Ausnahme geben, doch im Durchschnitt ist der Leistungsrückgang vernachlässigbar geworden.
Anno 1800
Baldur's Gate 3
Cities Skylines II
Cyberpunk 2077
F1 24
Frostpunk 2
Ghost of Tsushima
Horizon Forbidden West
Outcast A New Beginning
Senua's Saga: Hellblade II
Star Wars Outlaws
Starfield
Warhammer 40,000: Space Marine
Anwendungs-Benchmarks
Kurzer Abstecher zu den Anwendungen: Hier sind kaum mehr Unterschiede messbar, der Vorteil liegt insgesamt gesehen bei Windows 11 in der aktuellsten Fassung. HVCI ein oder aus macht bei Windows 10 keinen Unterschied, im Office- und Produktivumfeld liegt das System leicht hinter Windows 11.
Am Ende haben die minimalen Unterschiede auch keinerlei Einfluss auf die Verbrauchswerte, die CPU macht nicht nur das gleiche, sondern verbraucht auch dementsprechend gleich viel.
Fazit
Noch immer hat Windows 10 gegenüber Windows 11 einen kleinen Vorteil bei der Spieleleistung in einem modernen PC mit X3D-Prozessor „Out-of-the-Box“. Doch dieser Vorteil fußt zum großen Teil darauf, dass die Sicherheitsfeatures nach der Installation bei Windows 10 nicht von Haus aus direkt aktiv sind. Windows 11 geht letztlich mit anderen Vorzeichen an den Start und muss so auch entsprechend leicht zurückstecken.
Werden die Vorzeichen gleichgeschaltet, dann herrscht zwischen den beiden Betriebssystemen nahezu ein Patt. Windows 11 auf einem X3D-Spieleprozessor profitiert dabei vom letzten 24H2-Update und dem Ryzen-Patch, der Unterschied zwischen aktivierten und deaktivierten Sicherheitsfeatures ist deutlich kleiner geworden, als er bei Windows 10 jedoch noch immer ist.
Unterm Strich sind die Unterschiede zwischen aktuellstem Windows 11 und einem schnellen Windows 10 auf einer aktuellen Ryzen-CPU letztlich nur noch minimal. Da Windows 10 ohnehin ausläuft, müssen Kunden in den kommenden Monaten auf Windows 11 wechseln, können dies nun aber guten Gewissens auch tun.
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