RDNA 4 × Linux im Test: Benchmarks der Radeon RX 9070 XT unter Arch Linux

AMD RDNA 4 hat in Form von Radeon RX 9070 XT und Radeon RX 9070 (Test) unter Windows überzeugt. Aber wie schlägt sich AMD RDNA 4 in Spielen unter Linux? ComputerBase hat den Test mit Radeon RX 9070 XT und Arch Linux gemacht – im direkten Vergleich zu Windows.
Testsystem und Software-Stand
Herzstück des Linux-Tests bildet die Sapphire Radeon RX 9070 XT Nitro+ (Test). Diese findet Platz auf einem Asus X670E Pro WiFi samt AMD Ryzen 7 9800X3D und 64-GB-DDR5-6000 CL30 RAM. Zur Sicherstellung der Stromversorgung findet ein Corsair RM1000x nach ATX-3.1-Standard Verwendung. Zur Bildausgabe dient ein 2.560 × 1.440 Monitor mit 165 Hz.
Als Software wird ein aktuelles Arch Linux mit Kernel 6.13.7, Mesa 25.0.1 und KDE Plasma 6.3.3 im X11-Modus verwendet. Als Vulkan-Treiber dient RADV und Proton Experimental liegt im Stand vom 06. März 2025 vor.
Spielauswahl und Benchmarks
Die getesteten Spiele und deren Einstellungen kommen auch im Windows-Test der Radeon RX 9070 XT vor, sodass sich die Möglichkeit zum direkten Vergleich ergibt – der Prozessor in den Testsystemen ist der gleiche. Allerdings hat die Redaktion die Anzahl der getesteten Titel herabgesetzt.
Anzumerken ist, dass die verwendete Nitro+, bedingt durch den höheren werksseitigen Takt, geringfügig mehr Leistung liefern kann. Dieser Unterschied (ca. 3 Prozent) war im Test zu keinem Zeitpunkt entscheidend für das Fazit.
Grafikdetails | |
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Cyberpunk 2077 | Ultra Raytracing, FSR Quality |
Control | Ultra-Preset, RT Hoch, Native Auflösung |
Final Fantasy XVI | Ultra-Preset, FSR Quality |
Ghost of Tsushima | Sehr-Hoch-Preset, 16 × AF, Schatten + Volumetrischer Nebel Ultra, FSR Native |
Kingdom Come: Deliverance 2 | Ultra-Preset, FSR Quality |
Silent Hill 2 | Episch-Preset, FSR Quality, mit und ohne RT |
Warhammer 40k: Space Marine 2 | Ultra-Preset, TAA Native |
Final Fantasy XVI
Schon zu Release lief Final Fantasy XVI direkt unter Linux. Auch mit der neuen Grafikkarten-Generation von AMD bleibt die Kompatibilität erhalten. Ein Blick auf die Ergebnisse offenbart Altvertrautes: Wie sich schon oft bei Linux-Benchmarks gezeigt hatte, dominiert das freie Betriebssystem in den Durchschnitts-FPS, unterliegt aber leicht in den Low-FPS gegen Windows. Vier Prozent mehr an Bilder in der Sekunde erhält man mit Linux, verzichtet dafür aber auf 5 Prozent in den 1%-Lows. Unterm Strich ein nicht merklicher Unterschied, so oder so ist Final Fantasy auf allen Plattformen mit der Radeon spielbar.
Ghost of Tsushima
Ghost of Tsushima bevorzugt Linux in Verbindung mit RDNA 4. Während die Low-FPS im Bereich der Messtoleranz nahezu identisch auf sind, legt der Titel um satte 7 Prozent in den Durchschnitts-FPS zu. Hervorragend spielbar ist es hingegen auf beiden Plattformen.
Kingdom Come: Deliverance 2
Während Kingdom Come: Deliverance 2 zum Release unter Linux noch etwas mehr FPS liefern konnte als Windows, ist es mit der RX 9070 XT ein Gleichstand. Bei Betrachtung der Durchschnitts-FPS sogar bis auf die Nachkommastelle. Selbst die Low-FPS unterscheiden sich nur im Nachkomma-Bereich. Kingdom Come läuft somit unter Linux mit der neuen AMD GPU genauso gut wie bereits unter Windows.
Silent Hill 2
Silent Hill 2 ist ein Paradebeispiel für die Stärken und Schwächen des Linux-Gaming. Während das Unreal-Engine-5-basierte Spiel zum Release in der Performance hinter Windows zurück fiel, zeigt sich einige Monate später im RDNA-4-Test deutliche Besserungen. Durch stetige Treiber-Verbesserungen läuft Silent Hill 2 nun nahezu gleich schnell unter Linux als unter Windows. Nur 2 Prozent trennen die Ergebnisse bei den Durchschnitts-FPS. Dafür gibt es 11 Prozent bessere Low-FPS, womit der Titel etwas flüssiger auf dem freien Betriebssystem läuft, als unter der ursprünglichen Zielplattform.
Doch wo Licht ist, ist auch Schatten, im wahrsten Sinne des Wortes – Stichwort: Raytracing. Denn von 134 FPS im Schnitt, bleiben nur noch 34 übrig bei Aktivierung der Strahlenverfolgung. Bei den Low-FPS bleiben am Ende nur noch 22, wo Windows noch um die 60 FPS liefert. Generell ist Raytracing ein Problem mit Linux, später dazu mehr.
Warhammer 40k: Space Marine 2
Der Imperator hat einen ganz klaren Favoriten: Linux. Um die 20 FPS im Durchschnitt und in den Lows mehr, liefert das Betriebssystem. Dadurch überbieten die Low-FPS unter Linux sogar die Durchschnittswerte von Windows. Ein makelloser Sieg.

Raytracing unter Linux
Raytracing in Verbindung mit AMD war lange eine große Baustelle unter Linux. Es dauerte Jahre bevor der freie RADV-Treiber Raytracing standardmäßig aktiviert hatte. Doch selbst heute hinkt die Performance im Vergleich zu Windows hinterher, was in Verbindung mit der bereits bescheidenen Raytracing-Leistung der bisherigen Hardware, das Ganze zu einem quasi unnutzbaren Feature machte.
Mit RDNA 4 stellt die Strahlenverfolgung eines der Hardware-Höhepunkte dar und beseitigt eine große Schwäche unter Windows. Doch wie sieht es unter Linux aus? Ein Blick auf den quasi Standard für (Raytracing-) Benchmarks verdeutlicht die Situation gut: Knapp 30 Prozent mehr an Durchschnitts-FPS und 40 Prozent in den 1%-Lows bei Nutzung von Windows sagen alles. Raytracing leidet auch mit RDNA 4 unter Linux an Performance-Problemen. Dabei ist bereits der offizielle Open-Source-Treiber von AMD nötig um auf dem Papier nicht zu weit abgeschlagen zu sein. Denn mit dem freien RADV-Treiber sieht das Ganze noch schlimmer aus: 71 Prozent mehr an FPS liefert das Spiel unter Windows und gar um 85 Prozent bessere Low-FPS.
Was dramatisch klingt und auf dem Balkendiagramm eine deutliche Sprache spricht, verhält sich allerdings in der Realität folgendermaßen: Die Rohleistung der RX 9070 XT ist groß genug um trotz Treiberschwäche durchaus auch Spielen mit Raytracing zu ermöglichen. Durch abschalten einzelner Effekte lassen sich stabile Frameraten jenseits der 60 FPS halten. Selbst wenn auf den AMDVLK-Treiber verzichtet wird und stattdessen der freie RADV-Treiber genutzt wird, sind über 60 FPS bei Beschränkung auf einzelne Effekte wie Spiegelung möglich. Mehr zum Thema RADV versus AMDVLK im folgenden Kapitel.
RADV versus AMDVLK
Während man es unter Windows gewohnt ist, den AMD-Treiber einfach von der Website zu beziehen, sieht die Sache unter Linux schon anders aus. Nicht nur erfolgt hier die Installation automatisch aus den Paketquellen der jeweiligen Distribution, auch stehen im Grunde drei (Vulkan-) Treiber zur Verfügung. Neben dem für Spieler nicht empfohlenen AMDGPU-Pro Vulkan-Treiber, treten zwei Open-Source-Varianten gegeneinander an. Einmal der von AMD selbst entwickelte freie Vulkan-Treiber genannt AMDVLK und zum anderen RADV als Teil des Mesa-Projekts – an welchem Unternehmen wie Valve mitentwickeln.

Der Grundsatz für Linux-Spieler lautet, den freien RADV-Treiber zu nutzen, da dieser in der Regel die meiste Performance aber auch Kompatibilität bietet. Dieser kommt so auch auf dem Steam Deck zum Einsatz. Allerdings beruht die Entwicklung sehr auf Community-Arbeit und öffentlicher Hardware-Dokumentation seitens AMD. Das kann insbesondere bei Release neuer Hardware mit fehlenden Features und generellen Problemen einher gehen.
Zum Release der RX 9070 (XT) gab es von AMD selbst keinen passenden Treiber für Linux und RADV selbst wurde nur als „good enough“ geführt. Erst vor Kurzem hat AMD einen eigenen Treiber nachgeliefert, passend für den Linux-Test der RDNA-4-Generation.
Wie sich bereits im Raytracing in Cyberpunk 2077 gezeigt hat, kann AMDs Vulkantreiber durchaus einen Performance-Boost bieten, doch wie verhält es sich in anderen Spielen?
Control
Control eignet sich als einer der ersten Titel für RADVs-Raytracings-Unterstützung für einen Vergleich mit dem AMDVLK-Treiber besonders. Es findet sich zwar heute nicht mehr so oft in Benchmarks und wurde durch andere Titel mit mehr und besseren Raytracing-Effekten ersetzt, doch stellt es auch heute noch, zumindest unter Linux, eine hohe Anforderung an (AMD-)GPUs.
Obwohl AMDVLK in Cyberpunk gezeigt hat, wie viel mehr Frames durch AMDs direkte Entwicklung heraus kommen können, dreht sich das Bild in Control um. Die stetige Arbeit am RADV Treiber bringt dem älteren Titel ein deutliches mehr an FPS. Ganze 9 Prozent mehr gibt es mit RADV und auch die Low-FPS sind um 19 Prozent besser. Ein ruckeliges Gefühl ist dennoch beim Spielen wahrnehmbar.
Hogwarts Legacy
So richtig rund wollte Hogwarts Legacy ohne optimierte Einstellungen nicht mit RADV laufen. Hier kann AMDVLK Abhilfe schaffen und insbesondere bei den Low-FPS satte 23 Prozent mehr FPS auf den Bildschirm bringen.
Ghost of Tsushima
Ghost of Tsushima ist Teil des normalen Parkours, umso interessanter ist es eine Betrachtung mit unterschiedlichen Treibern durchzuführen. Beide Treiber liegen hier nahezu gleich auf. Im Wesentlichen lässt sich ein Unterschied im verwendeten Betriebssystem feststellen und die Aussage treffen: Linux ist schneller im Durchschnitt, hinkt aber in den Low-FPS hinterher.
Alles zusammen offenbart der Blick auf RADV versus AMDVLK, dass pauschale Aussagen eben nicht immer zu einer richtigen Entscheidung führen. AMDs freier Vulkan-Treiber hat durchaus seine Berechtigung in Raytracing intensiven Titeln wie Cyberpunk und kann einzelne Titel wie Hogwarts Legacy ausstehen. In manchen Spielen wie Ghost of Tsushima zeigt sich ein Gleichstand und in Control erfüllen sich Vorurteile. Letztendlich verdient die Betrachtung RADV versus AMDVLK eine ausführliche Betrachtung. Für den Test selbst lässt sich festhalten, dass sich keine Auffälligkeiten im Bezug auf Kompatibilität gezeigt haben.
FSR 4 und Linux
FSR 4 ist eines der Highlights der neuen RDNA-4-Generation. Der überarbeitete und nun KI-gestützte Upscaler überholt nicht nur den Vorgänger deutlich, sondern schließt auch zu Nvidias Transformer-Model in DLSS 4 auf. Doch das alles geht auf Kosten der Kompatibilität. Waren die FSR-Vorgänger bislang auch auf älteren Generationen lauffähig und nicht mal an AMD als Hersteller gebunden, kehrt mit FSR 4 der Zwang ein und die Nutzung setzt eine Grafikkarte aus der RX-9000-Generation voraus, wenn auch AMD bereits kommuniziert hat, das Feature zumindest auf Top-Modellen der vorangegangen Generation lauffähig zu machen.
Doch wie sieht das Ganze nun unter Linux aus? Leider machen die umfangreichen Änderungen der Kompatibilität einen Strich durch die Rechnung. FSR 4 ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht mit Linux nutzbar. Das wird sich vorerst wohl auch nicht so schnell ändern, da das Feature entweder in den Linux-Treiber eingepflegt werden muss oder eine Lösung wie dxvk-nvapi erstellt werden muss. Letztere stellt beispielsweise Nvidia-Funktionen wie Reflex für Wine/Proton bereit.
Fazit
RDNA 4 gilt nicht umsonst als Zeitenwende, der es am Ende „nur“ an einem High-End-Ableger fehlt. Und auch unter Linux weiß die neue Grafikkarten-Generation zu überzeugen. Zwar fehlen noch Features, die die RX-9000-Serie wirklich besonders machen, doch lässt es sich vorerst auch noch ohne FSR 4 leben. Eine zeitnahe Implementierung ist nichtsdestoweniger wünschenswert, wenn auch nicht unbedingt für das Mehr an FPS, sondern für die höhere Bildqualität (TAA ade).
Der Blick auf die Performance und Kompatibilität unter dem freien Betriebssystem stimmt glücklich. Denn trotz der jungen Hardware sind die Treiber stabil genug für den Alltag und die meisten Spiele. Ja, Abstürze treten auf. Zwar nicht während der Benchmarks selbst, aber während der mehrtägigen Nutzung an vereinzelten Tagen. Auch andere Quellen im Internet sprechen von vereinzelten Stabilitätsproblemen. Der Desktop-Betrieb (auch mit einem zweiten Monitor) sorgte zumindest in Verbindung mit KDE und X11 für keine Auffälligkeiten. Vor allem aber weiß die Leistung zu beeindrucken. Teils mehr FPS als unter Windows zeigen wie weit Linux als Gaming-Plattform gekommen ist.
Dennoch sollte jedem potentiellen Käufer bewusst sein, dass es so früh nach Release noch vereinzelt zu Problemen kommen kann, insbesondere bei Nutzung einer eher konservativ ausgerichteten Distribution mit älterem Software-Stand. Arch Linux bildet nur aktuelle Software(-Versionen) ab.
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